Gesehen: „2 Tage New York“ von Julie Delpy

2007 führte Julie Delpy als Regisseurin, Drehbuchautorin und Protagonistin in die Welt der französischstämmigen Fotografin Marion ein. In „2 Tage Paris“ lernten Marion und ihr Partner Jack (Adam Goldberg, „A beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“), mit dem sie in Amerika zusammenlebte, sich in ihrer Heimatstadt Paris noch einmal ganz neu kennen. Denn dort warteten Leichen im Keller in Form von Exfreunden, Nacktfotografien und Familienangehörigen nur darauf, von Jack herausgeholt zu werden. Mit dieser skurrilen, dialoglastigen Beziehungskomödie in schönster Pariser Kulisse erntete die 42-jährige Delpy nur positive Kritiken und gewann u.a. den Prix Henri Langlois.

Nach solch hymnischen Lobesreden scheint eine Fortsetzung nur logisch. Nur schlüpft dieses Mal Chris Rock („Kindsköpfe“) in die Rolle des Partners an der Seite der schrulligen Marion. Denn auch wenn die Zusammenarbeit mit Adam Goldberg ganz harmonisch verlief, wollte Julie Delpy aus Respekt unbedingt davon absehen eine Filmserie a là „Before Sunset“ (2004), „Before Sunrise“ (1995) zu erarbeiten. So hat Marion bereits einen Sohn von Jack, als sie auf den Radiomoderator Mingus (Rock) trifft. Auch er hat ein Kind aus einer vorherigen Beziehung, was die Verliebten aber nicht daran hindern soll in New York zusammenzuziehen. Gemeinsam bewältigen sie spielerisch den Alltag, bis sich Besuch aus Paris ankündigt. Vater (Albert Delpy, „2 Tage Paris“) und Schwester (Alexia Landeau, „2 Tage Paris“) samt neuem Freund (Alex Nahon, „2 Tage Paris“), der auch der Ex von Marion ist, wollen sich zwei Tage bei dem Paar einquartieren. Dass dabei der Kulturschock vorprogrammiert ist, liegt auf der Hand. All die Herausforderungen, Ticks und sprachlichen Probleme lassen die Beziehung von Mingus und Marion zum ersten Mal schwerwiegend ins Wanken geraten und es bleibt offen, ob die Beiden diese Hürde tatsächlich bewältigen können.

Dass von Alexia Landeau mit erarbeitete Drehbuch zu „2 Tage New York“ wartet wie schon der Vorgänger mit vielen visuellen Finessen, eigensinnigen Gedanken und politisch unkorrekten Bösartigkeiten auf. Allen voran bezaubern die temporeich aneinandergereihten Touristen-Fotografien von Julie Delpy selbst, die so charmant eine Szene mit der anderen verbindet wie die Erklärung der Familienverhältnisse mithilfe eines Puppentheaters, welches den Ausgangspunkt bildet. Doch am Ende der anderthalb Stunden fehlt dem Ganzen nichtsdestotrotz ein wenig der Biss und die Originalität, da beispielsweise einige Witze nur in Bezug auf „2 Tage Paris“ so richtig zünden wollen und somit die Eigenständigkeit des Humors verloren geht. Es ist schön zu sehen, dass viele Charaktere aus dem Vorläufer mit von der Partie sind – wie zum Beispiel in einer kurzen Einstellung Daniel Brühl. Und auch die Neuzugänge, wie der mit einem Obama-Pappaufsteller sprechende Chris Rock oder Vincent Gallo („Buffallo ´66“) als Käufer von Marions Seele wissen für unterhaltsame Momente zu sorgen. Dennoch kann an die hohe Messlatte des ersten Streifens rund um Marion leider nicht herangereicht werden. Denn es gibt dieses Mal eher Schmunzler als Brüller um die Ohren, aber trotzdem ist dieser Delpy-Film besser als der im Moment laufende große Komödien-Rest.

Kinostart: 05. Juli 2012

Gesehen von: Hella Wittenberg