Wen die Häkelsucht einmal gepackt hat, den lässt sie so schnell nicht mehr los. Ich spreche aus persönlicher Erfahrung, und jeder aus meiner Familie und meinem Freundeskreis würde das bestätigen, hat er inzwischen doch mindestens eine mit meinen Händen gefertigte Mütze im Schrank liegen. Das Tolle am Mützen häkeln ist: man kann so gut Eindruck damit schinden, denn das Endergebnis sieht meist viel beeindruckender aus, als seine Anfertigung war. Sprich: auch mit nur wenig Übung kann man bereits erstaunliche Erfolge erzielen.
Im Januar 2012 brachten Thomas Jaenisch und Felix Rohland ihren ersten „myboshi – Mützenmacher“ heraus. Auch für mich war dieses Buch, wenn auch erst später entdeckt, die Initialzündung. Denn die Boshis, die die Herren Jaenisch und Rohland in ihrem Werk (und auch dem Folgebuch „myboshi – mützenundmehr“) unters Volk bringen, sind wirklich auch für ungeübte extrem leicht nachzuhäkeln. Selbst die Modelle mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad gingen mir innerhalb kürzester Zeit recht leicht von der Hand. Um eine klassische Boshi zu erstellen, braucht es meist nicht mehr als halbe Stäbchen, manchmal auch Stäbchen und feste Maschen. Die werden in beiden Büchern im Anleitungsteil auch für diejenigen, die sie nicht mehr aus dem Handarbeitsunterricht parat haben, anschaulich erklärt. Dann einfach in Runden drauf los gehäkelt, nach Wunsch in Farbe und Länge variiert, und schon ist sie fertig, die Boshi.
Wie das so ist, jede Sucht braucht dauerhaft Futter, und dabei steigen die Ansprüche. Vom monotonen vor mich hin stäbeln nicht mehr befriedigt, machte ich mich auf die Suche nach weiteren Anleitungen. Häkelbücher gibt es schließlich zu Hauf, und man kann doch auch richtig schicke Muster häkeln, oder nicht? Ein Blick auf die Webseite des Frech Verlages verrät, das dort auch die „be Beanie!“ Bücher von Frauke Kiedaisch (die leider kurz vor Erscheinen des aktuellen Bandes verstorben ist) erscheinen. Der erste Teil der Reihe erschien im Oktober 2012, was vermuten ließe, dass man den Hype witterte und fluchs auf den Boshi-Trendzug mit aufspringen wollte. Aber, wirft man einen Blick auf die Anleitungen, wird doch schnell klar, dass hier nicht kopiert, sondern eigene Wege beschritten werden. Und wie der Titel schon verrät – es geht schließlich um Beanies, nicht um Boshis! Wer kennt den Unterschied? Richtig, Boshis liegen eng am Kopf an und bedecken knapp die Ohren, Beanies sind eher zipfelig und hängen lässig am Hinterkopf herunter. Das trifft sich doch gut, denn mir persönlich stehen Beanies sowieso viel besser als Boshis!
Am 8. August ist nun der neueste Band, „be Beanie! Unlimited: Noch mehr stylische Häkelmützen“ (von Frauke Kiedaisch und Tanja Steinbach) erschienen, und diesen nahm ich mir just vor, um mich demnächst noch stylischer einzuhäkeln. Für den Wissensstand, den ich mir im letzten halben Jahr erhäkelt habe, sind die 22 Anleitungen nahezu ideal. Am obersten Rand jeder Seite sind sie mit einer Schwierigkeitseinstufung versehen. Stufe 1 erschließt sich in der Regel bei einmaligem Durchlesen, was das Häkelherz erfreut, denn trotzdem sehen die Modelle allesamt sehr anspruchsvoll aus. Und, das muss man wirklich sagen: schick sind sie so ziemlich alle. An manchen mag sich der persönliche Geschmack scheiden, aber wirkliche Totalausfälle sind nicht dabei. Hinzu kommt, dass die Modelle wirklich ansprechend präsentiert und fotografiert wurden, was auch nicht selbstverständlich ist.
Richtig spannend wird es ab Stufe 2. Hier kommen Mustervariationen zum Einsatz wie zum Beispiel das Muschelmuster, das toll aussieht aber letztendlich auch nur eine Kombination aus Stäbchen und Luftmaschen ist, die anschaulich erklärt wird und dementsprechend leicht von der Hand geht, wie der erste Versuch (siehe Foto) beweist. Trotz erstmaliger Anwendung war die Beanie in weniger als zwei Stunden erstellt, was gewiss auch der übersichtlichen Anleitung zuzuschreiben ist. Für die Modelle in Stufe 3 muss man sich zum Teil mit den im Anhang befindlichen Häkelschriften auseinandersetzen, eine Art „Häkelsteno“, das einen, hat man es einmal durchblickt, aber doch recht anschaulich anleitet.
Fazit: Für alle, die auf der Suche sind nach schicken Mützenmodellen für den nahenden Herbst liefert „be Beanie! Unlimited“ 22 Anleitungen, in die sich hineinzuarbeiten wirklich Spaß macht. Kleiner Tipp am Rande: Wenn es mit dem Verständnis hier und dort anfänglich doch etwas hapert, lohnt es sich, ein entsprechendes Tutorial auf youtube hinzuzuziehen, dazu gibt es zu jeder Maschenart und jedem Muster dutzende. Generell sind die Modelle aus „be Beanie! Unlimited“ perfekt für Häkelquereinsteiger wie mich, die ihre Fähigkeiten weiter ausbauen möchten, ohne dabei über zu komplizierte Anleitungen in Frust zu geraten.
Gelesen und gehäkelt von: Gabi Rudolph
Cover und Modelfotos (c) frechverlag
„be Beanie! Unlimited“ von Frauke Kiedaisch, Tanja Steinbach, TOPP im frechverlag, ISBN 9783772469138, 9,99 €