Erster Schritt: Feststellen, worum es hier eigentlich geht. Der Albumtitel von dem Nashville-Quartett The Features schlägt „Wilderness“ vor und man bekommt direkt ein wenig Appetit auf das Gesamtpaket. iTunes bietet derweil ‚Indie Rock’ als staubig schnöde Schublade an. Passend ist was anderes.
Also zweiter Schritt: auf sich wirken lassen. Das wahrscheinlich von Kinderpatschehänden dahingelullte Artwork mit einem überdimensionalen Buch im Zentrum (wofür denn bloß?) aufgrund eines Anfluges von Überdruss beiseite geschoben und aufgehorcht. So lange die deutschlandweite Clubtour auf sich warten lässt, muss wohl oder übel der kleine Rahmen à la Wohnzimmer mit Kuschelteppich, Kopfhörer oder geräumiges Badezimmer als Klangraum herhalten. Elf schwofige Songs voller Soul, tanzendem Herz und zuckelig wie nur was. Stücke, die klingen als könnten sie mit einem Mal den gesamten Sand aus der Sahara pusten. Das ist keine Übertreibung, sondern ein Gefühl von ehrlicher Liebe, welches einen unweigerlich beim oftmaligen Auflegen des heiß gelaufenen Tonträgers, wohl DIE Platte des Jahres, vermutlich auch des letzten Jahres, übermannt. Ach, da komm noch einer mit Superlativen!
Nun aber der dritte Schritt: das Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. Und da wirkt in vorderster Reihe das markig dringliche Organ von Sänger (+Gitarrist) Matt Pelham, das ins Ohr geht, um dann den Bauchnabel ausgiebig zu kitzeln. Während man zum Beispiel bei einem Lied wie „A Million Ways To Sing The Blues“ von dem 2004er „Exhibit A“ noch von einem Umkippen seines fiebrigen Stimmchen sprechen konnte, so stellt sich Herr Pelham 2012 umso gefestigter, eingeölter dar. Er ist der Kapitän, der die anderen anführt. Und dass er gern Mal einen heben geht mit seinen Freunden von den Kings Of Leon, auf deren Label „Serpents and Snakes“ auch das Album erscheint, liegt ja wohl auch auf der Hand.
Nächster Schritt: Anspieltipps herausfiltern. Zu den einehmenden Höhepunkten gehören „Kids“, „Big Mama Gonna Whip Us Good“, „How It Starts“, und so weiter und so fort. Die Liste könnte fortgeführt werden, denn eigentlich fällt nur der lahmige Opener „Content“ aus dem Raster der Perfektion und hätte als B-Seite mehr hergemacht. Aber an dieser Stelle kann schon das An-den-Fingern-abzählen beendet und abgewunken werden. Längst ist man dem einen Elefantentritt gleichkommenden Stück Musik von The Features erlegen und erprobt nur noch penibel die Synchronisation der Lippenbewegung bis zu dem nächsten Konzert. Oh ja!
VÖ: 14. September 2012
Am 18. September werden The Features den Berliner Magnet Club bespielen.
Gehört von: Hella Wittenberg