Gehört: „Trouble“ von Totally Enormous Extinct Dinosaurs

Orlando Higginbottom. Higginbottom, Orlando. Ein Name mit Klang. Würdevoll. Zwei Worte wie eine Bestimmung fürs ganze Leben. Aber dem Namensträger scheint solch eine in der Luft liegende Vorhersehung nicht auszureichen. Dem Briten mit dem geräuschvollen Namen juckte es so sehr in den Fingerspitzen, dass er sein Ein-Mann-Musikprojekt um einiges markiger betiteln musste: Totally Enormous Extinct Dinosaurs. Was? Nochmal. Jedes Wort ganz langsam im Kopf schön vorformulieren bevor es die Lippen dann auch laut versuchen dürfen. Im betrunkenen Zustand sollte sich das als äußerst schwierig darstellen.

Nur wenn man dann von dem Namens-Gedöns mal weg kommt (sorry, muss halt sein, ist lustig und so), ist da ein durchaus tanzbares Debütalbum mit einem der schönsten Artworks des Jahres. Das steht jetzt schon fest. 14 Songs im Disco-Pop-Mantel mit üppigen Synthesizer-Einsatz werden von dem überaus symmetrischen Higginbottom-Gesicht samt futuristischer Ganzkopfbeschmückung (ja, es wurden auch Swarovski-Elemente verwendet) würdevoll umrahmt. Doch auch wenn der Pomp ein bisschen arg blendet: eigentlich sind Schubladen und Dino-Geschwafel dem Herrn hinter all dem völlig schnurz. Als Sohn eines Musikprofessors in Oxford und Jugendchorknabe mit Interesse an klassischer Musik wurde sein Wunsch nach der Perfektion in der Klangwelt schon früh geweckt. Diesem Drang möchte er nun auf seinem Erstling „Trouble“ ernsthaft nachgehen. In der Tat ist die Begabung für spannungsvolle Mixturen von Dance, Jungle, Latin-House und Retro-Elementen fortwährend gegenwärtig. Die bekannten Radio-Disko-Nokia-Songs „Household Goods“ und „Garden“ sind wohl auch bei mehrmaligen Durchläufen die dauerbrennenden Ohrwürmer. Neben dem „I could be your love again, if you just let me in. We don’t have to work it out, cause I already know.“ (aus „Garden“) gesellt sich zudem das großartige „American Dream Part II“, was zuerst mit einem grenzwertig gedehntem Beat-Gebräu aufwartet, um dann wild wie leichtfüßig zu explodieren. Solch eine Mischung muss man erst einmal gekonnt zusammenschustern!

So ein ambitionierter Schachzug in allen Ehren – letzten Endes zieht sich der ein oder andere Song aber doch zu ausführlich in die Länge. Man vergisst dadurch den Anfang schon in der Mitte, denn auch das Songwriting bietet sich nicht so tiefschürfend oder spaßig dar, als dass man länger am Ball bleiben würde. In u.a. „Your Love“ holte sich der Gute dann wenigstens eine Gesangspartnerin (Yolanda) zur Seite, wohlwissend, dass er eben kein Sänger von der besonders brillanten Sorte oder gar Poet ist. Vielmehr zeigt er sich als routinierter Soundtüftler und Livekünstler. Doch man kann darüber streiten, ob das nun tatsächlich ausreicht. Den Zeitgeist scheint er zu treffen, betrachtet man allein, dass er in diesem Jahr von so gut wie jedem Festival gebucht wurde.

Fazit: Auch wenn es manchmal etwas uninspiriert catchy oder gelangweilt Hot Chip-mäßig imitiert daherkommt: Totally Enormous Extinct Dinosaurs ist der Name, der für formvollendeten Stil steht. Ob Liveshow, Artwork, Bekleidung oder eben Klangfarbe. Orlando, ich will ein T-Shirt von dir!

VÖ: 08. Juni 2012

Gehört von: Hella Wittenberg