Gehört: „The Hawk, The Beak, The Prey“ von Me And My Drummer

meandmydrummerCoverGanz unweigerlich fängt mein Fuß zum Beat zu wippen an, während ich auf dem Bett liegend „You’re A Runner“ lausche. Doch ich möchte nicht laufen, im Gegenteil, ich möchte hören, was das Berliner Pop-Duo Me And My Drummer auf ihrem Debut-Album „The Hawk, The Beak, The Prey“ noch zu bieten hat. Nachdem diese Band nun allerorten, vom Rolling Stone bis hin zur Busenfreundin, gelobt, in den Himmel gehoben und mitunter das Prädikat Band des Jahres 2012 erhielt, traut man sich fast gar nicht mehr, überhaupt etwas Schlechtes über sie zu schreiben. Und tatsächlich, auch ich könnte mich an Lobpreisungen für diesen Langspieler regelrecht überschlagen. Der hier und da gelesene Vergleich zu Florence and the Machine war auch für mich nicht vom Gehörgang zu weisen, denn Charlotte Brandi bezaubert mit ihrer sehr angenehmen und eindringlich schönen Stimme, die einen in ihrem Bombast jedoch nicht regelrecht erschlägt. Und die Betonung auf „Drummer“ im Namen ist durchaus gerechtfertigt, so spürt man Matze Pröllochs‘ Rhythmus stellenweise so präsent hindurch, als wolle er das Zentralorgan daran hindern, mit dem Schlagen aufzuhören.

meandmydrummer_pic01„The Hawk, The Beak, The Prey“ ist insgesamt nichts für sonnenbeschienene Tage. Während der Opener „Phobia“ den Hörer mit seinen atmosphärischen Klängen einhüllt, wird er in „Mother Shell“ von einer gewissen Melancholie ganz sanft hinfort getragen und findet sich kurz darauf in „Don’t Be So Hot“ in einer New Yorker Großstadtlounge wieder, sofern er nicht noch suchend durch die leeren Straßen läuft. Generell findet sich auf dem Album entlang des roten Klangfadens und der einheitlichen Stimmungslage eine gewisse Abwechslung: Wir hören scheinbar einen Kirchenchor, Klavier und im nächsten Moment wieder Synthies. Habe ich da Kastagnetten gehört? Man möchte zwischenzeitlich das lateinamerikanische Tanzbein schwingen, um danach wieder bei den schwebenden Synthies zu landen und ganz am Ende mit einer Orgel abzuschließen. So viel zum Kirchenchor. Und ein Konzert in einem entsprechenden Ambiente würde dieser Band sicher den richtigen Rahmen geben. Ich meine: Was Band of Horses können, könnt ihr doch auch! Genauso wenig, wie man dieser Tage an schönen Frauenstimmen vorbeikommt, sollte man an dieser Band vorbeikommen. Eher für die dunklen Stunden flammen Me And My Drummer wie eine erhellendes Licht und berühren das Herz samt Seele, ohne zu schmalzig zu sein, und bewahren sich gleichzeitig eine gewisse Coolness. Es groovt! Don’t try to ignore them!


Künstler:  Me And My Drummer
Titel:  The Hawk, The Beak, The Prey
VÖ:  11. Mai 2012
Label:  Sinnbus


Gehört von: Anja Gebhardt