Als in der letzten Woche für den Auftritt von The Black Keys bei Saturday Night Live geworben wurde, verkündete die Schauspielerin Charlize Theron: „Gebt euren Müttern, was sie am meisten wollen: The Black Keys!“. Doch nicht nur die Mamis dieser Welt erwarteten bereits sehnsüchtig musikalischen Nachschub von den Bluesrockern. Drei Jahre sind seit „El Camino“ ins Land gezogen und trotzdem verging keine längere Zeitspanne, in der man nicht von Dan Auerbach und Patrick Carney hörte. Durch Preisverleihungen, Kinofilme, Werbespots oder auch Jack Whites Hassbekundungen – das Duo war stets in aller Munde. Und als The Black Keys dann ein Clubkonzert in der deutschen Hauptstadt zur Veröffentlichung von Album Nummer 8 bekanntgaben, sollte dies keinesfalls reaktionslos bleiben. Blitzschnell musste der Berliner Postbahnhof das „Ausverkauft!“-Schild in die Höhe halten und weinende Menschen, die keine Karten mehr abbekommen hatten, blieben zurück. Denn dass die derzeitig in Nashville ansässigen Männer nicht nur auf Albumlänge ordentlich Wumm erzeugen können, ist schon längst auch in der Musik-Bibel verewigt. Aber selbst wer sich nicht am 4. Mai von den Energiebündeln einen Live-Eindruck verschaffen durfte, kann seit Freitag mithilfe von dem „Turn Blue“ betitelten Album von The Black Keys seine ganz eigene Party auf Repeat veranstalten. Elf Stücke beinhaltet das neue Werk und zeigt sich, nicht nur vom Artwork her, um einiges psychodelischer als der Vorgänger.
„Weight of Love“, „In Time“ und „Turn Blue“ sind die kompetenten Begleiter nach getaner Arbeit. Die Augen zu und kurze Realitätsflucht. „Waiting on Words“ und „Lovers“ sind Perlen der Benommenheit, bereit den Zuhörer überall hin zu tragen – nur nicht in die Gegenwart. Die Single „Fever“ oder auch „It’s Up to You Now“ sowie der letzte Song „Gotta Get Away“ erinnern an den zuvor so erfolgreichen, eingängigen Stadionrock der Band. Die Mischung funktioniert. Ebenso wie die Hochglanz-Produktion, welche wieder einmal von Brian Burton, alias Danger Mouse, übernommen wurde. „Turn Blue“ ist mal staubtrocken, reduziert, mal tanzbar und ohrwurmig, doch nie zu glatt oder kompromissbereit. Auerbach und Carney schaffen mit ihren Liedern den konstanten Spagat zwischen den Gefühlen des Ver- und Entliebens. Und wer will sich dem schon freiwillig versagen?
VÖ: 09. Mai 2014
Gehört von: Hella Wittenberg