Wenn man das Cover zu Sophie Hungers Album „1983“ betrachtet, fürchtet man, diese Frau könne einem Böses wollen. Zwei Finger einer Hand wie eine Pistole gegen sich selbst gerichtet, die andere Hand zielt in gleicher Haltung auf den Betrachter. Das Ganze mit einem Gesichtsausdruck, der einen nicht zweifeln lässt, sie würde im Ernstfall abdrücken. Nicht wirklich einladend.
1983 ist nicht nur der Titel des zweiten in Deutschland erschienenen Albums von Sophie Hunger, es ist auch das Jahr, in dem die Schweizerin geboren wurde. Mit ihrem Debut „Monday’s Ghost“ schnellte Sophie Hunger im Frühjahr 2009 auf Platz eins der Schweizer Albumcharts und wurde damit die erste einheimische Independent Musikerin, der dies gelang. Nur gut ein Jahr ist seitdem vergangen, und schon jetzt ist das zweite Album da, welches Sophie Hunger bereits Ende 2009 fertig gestellt hat. Das Verlangen, so schnell etwas Neues zu kreieren, hört man den Songs auf „1983“ an. Sie sind eindringlich, emotional, zum Teil spürt man in ihnen die Aggression, die auch dem Coverfoto zu Grunde liegt.
Trotzdem ist „1983“ kein Album, das es einem schwer macht es zu mögen, wenn man sich erst einmal herangetraut hat. Denn zum Glück ist Sophie Hunger eine hervorragende Songschreiberin, die nicht nur Geschichten erzählen will, sondern auch den Unterhaltungswert ihrer Musik nicht vernachlässigt. So sehr sie den Betrachter ihres Albumcovers auf Distanz hält, so nah lässt sie den Hörer durch ihre Musik an sich heran.
In vier Sprachen singt sie ihre Lieder, in Englisch, Deutsch, Französisch und einmal auch in schweizer Mundart („D’Red“). Mal sanft („Headlights“), mal verzweifelt („1983“), mal kratzbürstig („Approximately Gone“), aber immer mit genügend Pop-Appeal, um den Hörer bei Laune zu halten. Das dürfte mit Sicherheit auch Sound Engineer Stephane Briat zu verdanken sein, der sonst bei Bands wie Phoenix und Air Hand anlegt. Über die rein akustischen Arrangements von „Monday’s Ghost“ geht „1983“ hinaus, erstmals arbeitet Sophie Hunger auch mit elektronischen Beats. Zwar wird sie für die Eingängigkeit ihres neuen Albums von der Presse nicht nur gelobt, aber dass Pop und anspruchsvolles Songwriting sich nicht ausschließen, beweisen uns seit einiger Zeit ja auch andere Damen, wie Feist zum Beispiel oder Florence & The Machine.
Schließlich sind Sophie Hungers Kompositionen keine seelenlose Massenware, sondern persönliche Klanggeschichten, die ganz nebenbei auch noch gut ins Ohr gehen. Faszinierend auch, dass ihre Stimme in jeder der vier Sprachen eine ganz eigene Färbung bekommt.
„1983“ erscheint am 16. April. Im Mai kann man Sophie Hunger dann auf deutschen Bühnen erleben:
17.05.2010 Frankfurt – Mousunturm
18.05.2010 Leipzig – Moritzbastei
19.05.2010 Hannover -MusikZentrum
22.05.2010 Bremen – Schlachthof
23.05.2010 Köln – Gloria
27.05.2010 Berlin – Astra
28.05.2010 Dresden – Beatpol
29.05.2010 Ulm – Ulmer Zelt Festival
30.05.2010 Ludwigsburg – Scala