Moment mal, welches Jahr haben wir? Berechtigte Frage, die beim Hören von „On A Bedroom Wall“ der Kollektiv-Band Still Flyin’, auftaucht. Sean Rawls, Gründer des Indie-Pop-Großprojekts, führt uns mit seinen 80er Jahre-Gute-Laune-Klängen ganz schön in die Irre.
Ein Umsiedeln von Athens in Georgia nach San Francisco brachte das Ex-Mitglied der Bands Masters Of Hemisphere und Je Suis France auf die glorreiche Idee einer Kollektiv-Band, soll heißen, dass Rawls so gut wie jeden gefragt hat, den er in seiner neuen Heimat im Musikgeschäft kennengelernt hatte, eine gemeinsame Band zu gründen. 2004 war dann das Geburtsjahr einer Band mit stetig wechselnder Besetzung, die aus mehr als einem Dutzend freier Mitglieder besteht und sich seit Bandgründung auf zahlreichen Festivals in Amerika und Europa einen Namen gemacht hat.
Einer etablierten Musikrichtung folgen die Leute von Still Flyin’ ganz und gar nicht. Sie lassen sich weder als puren Indie noch als Reggae abstempeln, sondern haben gleich ihre eigene Klassifizierung erfunden: Hammjamm. Zur Erklärung: Es handelt sich hier nicht um ein hippes Wort der heutigen Kindersprache. Laut Band definiert sich Hammjamm durch „when a good time gets better“. Und um nichts anderes geht es der Band. Gute Laune verbreiten durch beschwingt lustige Rhythmen. Alles ist, ganz im Stil der 80er, sehr elektronisch gehalten, mit funkigen Gitarren und einem Überschuss an Synthesizern. Das Album ist in sich stimmig, wenn auch auf Dauer etwas eintönig mit dem Hintergrund- und Refrainchor und der Leadstimme von Rawls, die frei von jeglichen Überraschungsmomenten ist. Die Kriterien eines hartnäckigen Ohrwurms erfüllen sowohl Song Nr. 2 „Travelin Man“ und das letzte Lied „Jacket in July“ des 10-Track-Albums.
Alles in allem aber gut und gerne auch zwei- oder dreimal hörbar, als beste Medizin gegen den 3-Tage-Regenwetter-Gemütszustand.
Gehört von: Melanie May