Theaterzeit – Jesus ich möchte viel Glück beim Angeln

Während in vielen Spielhäusern Berlins die Sommerpause einkehrt, bieten die Sophiensaele bis Mitte Juli noch volles Programm. Ab heute und einschließlich dem 15. , 17. und 18. Juni gibt es Anna Malunat’s Stück “Jesus ich möchte viel Glück beim Angeln“ zu sehen. Ein ehrliches und sehenswertes Stück, welches mit den Schauspielern Katharina Meves, Oleg Zhukov und Olaf Helbing wundervoll besetzt und gespielt wird. Besonders die Natürlichkeit des Trios sticht hervor und gibt einem das Gefühl, gar nicht an einem Schauspiel, sondern direkt an ihrem Leben der drei Protagonisten teilzuhaben.

H.-C. Zimmermann, Die Deutsche Bühne:
Das Stück erzählt die Geschichte von drei jungen Menschen und ihrer Suche nach einem Ort, einem Lebenskonzept, einer Heimat jenseits der vorgegebenen Formen von bürgerlicher Existenzsicherung und Lifestyle: Caroline und Sascha wohnen in einem abrissreifen Haus in der deutschen Großstadt. Sascha  verdient die Miete mit Gelegenheitsjobs. Caroline träumt vom Meer. Als Saschas Kindheitsfreund Arthur aus Odessa zu Besuch kommt, begeben sich die drei auf einen Roadtrip kreuz und quer durch Deutschland: Brandenburg, Dortmund, Bottrop, Elmshorn, Klein Heiselhusen, Biberach an der Riß…. die Orte selbst werden zu Autoren ihrer Geschichten: In Dortmund entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks Phönix Ost ein See – die künstlichen Renaturierungsversuche erzählen von der menschlichen Hybris aber auch vom Identitäts- und Heimatverlust einer ganzen Region. Ein Hausverkäufer in Niedersachsen verkauft ein Fertighaus, das für Sascha zur sehnsüchtigen Beschreibung eines Heims gerät, doch Caroline an den Rand  des Erstickungstodes bringt. Eine zarte Liebesgeschichte zwischen Arthur und Caroline bahnt sich an, die sich bei einem Sommergewitter auf einem Rapsfeld explosionsartig entlädt.

Für den ersten Teil ihrer Heimat-Trilogie „Halt dich am Zaun der Himmel ist hoch“ (2011) reiste Anna Malunat nach Kaliningrad, um über das Verschwinden der Heimatorte der Kriegsgeneration zu recherchieren. Der zweite Teil handelt vom Versuch, einen Heimat-Ort zu etablieren und beleuchtet humorvoll das Scheitern angesichts der Unbewohnbarkeit der Welt.

„Anna Malunats „Jesus“-Abend ist kein Stück, eher ein virtuos, manchmal auch gefährlich leichtfüßiger theatraler Essay, der in seinen lustvollen Beschreibungen von Landschaften, menschlicher Kleidung, Blumentöpfen oder Fußgängerzonen eine faszinierende ethnologische Tiefenschärfe gewinnt. Nicht als Selbstzweck allerdings, sondern immer im Bezug zu dem reisenden Trio. In kurzen Blicken, einer Berührung bahnt sich eine zarte Zuneigung zwischen Arthur und Caroline an: „Jules und Jim“ 2012.“

Aufführungen am 14., 15., 17., und 18. Juni 2012 im Festsaal der Sophiensaele Berlin Mitte.