Eines kann man Muse wirklich nicht mehr vorwerfen, nämlich, dass auch sie nun Stadionrock machen. In den Stadien dieser Welt hat die Band aus England sich längst eingenistet und wer Muse dort schon einmal live erlebt hat, wird mit Sicherheit noch immer von der spektakulären Show beeindruckt sein. Natürlich machen Muse heute andere Musik als noch vor 10 Jahren, die elektronischen Einflüsse die momentan so beliebt sind, haben auch vor dieser Band keinen Halt gemacht. Zum Glück nimmt dieser Part aber nicht die Überhand bei der neuen Musik, denn es gibt noch immer gewaltige Gitarrenwände, und mit solch einer wird das Album mit dem Track „Supermacy“ auch eröffnet.
Die Stimme von Matt Bellamy wird nach wie vor an ihr äußerstes gebracht, sodass immer wieder sehr hohe Tonlagen und in die länge gezogene Töne von ihm zu hören sind. Die Musik ist auch noch immer recht sphärisch und eignet sich wieder für so manchen Hollywood Soundtrack. Muse trumpfen auf dem neuen Album mit vielen Tempowechseln, Soli und musikalischer Raffinesse auf. „The 2nd Law“ ist der nächste logische Schritt nach dem Überalbum „The Resistance“, auf dem die drei ihre Liebe zu Queen eindeutig Ausdruck verliehen haben. Auch das war nur logisch, denn so wie Queen die Superstars ihrer Zeit waren, wollen Muse nicht weniger sein als die Über-Rockband unserer Zeit. Den Titeltrack für die Olympischen Spiele („Survival“) beizusteuern war da mit Sicherheit ein nicht unwichtiger Coup der zeigt, wo Muse inzwischen stehen. Mit jedem Album manifestieren sie ihren Status erneut und zeigen musikalische Vielfalt. Auf diesem Album hört man Queen nur noch selten raus, dafür sind aktuelle Einflüsse wie Dubstep zu verorten und auch Michael Jackson winkt an der einen oder anderen Stelle um die Ecke.
An Muse scheiden sich die Geister und der Vorwurf zu viel zu wollen ist durchaus berechtigt. Die Übertreibung, der Pathos oder gar den Soundtrack zum Einzug in den Olymp geschrieben zu haben, der Matthew Bellamy beim Schreiben der aktuellen Songs sicherlich vorschwebte, sind schon ein ordentliches Stück. Muse klingen auch immer etwas nach einer Oper, einer eigenen Symphonie für die Welt. Leider haben sie mit „The 2nd Law“ keinen Geniestreich hingelegt, dafür hat das Album deutlich zu viele Längen, es dümpelt ein wenig vor sich hin und ist in sich irgendwie nicht richtig schlüssig. Die Bombast Rocknummern, die man von Muse eigentlich kennt und liebt, fehlen leider auch. Vielleicht wollte das Trio mit dem neuen Album einfach zu viel auf einmal. Lieber nochmal die alten Alben rauskramen und Muse in Bestform genießen.
Gehört von: Samira Szago