Dass die Band Liars nicht gerade für gradlinigen und klar strukturierten Sound bekannt ist, dürfte keine Überraschung sein. Auch der Titelname des neuen Albums „Mess“ weist auf ein chaotisches Hörerlebnis hin. Seit letzten Freitag gibt es das neue Album der US Kultband, bestehend aus Angus Andrew, Aaron Hemphill und Julian Gross im Handel– und es klingt euphorischer als früher.
Mit trendigem Post-Punk und experimentellen elektronischen Beats zeigt das Trio aus Brooklyn mal wieder, dass kein Album dem anderen gleicht. Mit 14 Jahren Musikgeschichte und mittlerweile sieben Alben, erfindet sich die Band immer wieder neu und auch diesmal dürfen die Fans mit einem musikalischen Wandel rechnen.
Was kann man erwarten? Laut MUTE, dem Label der Band ist es ein Album des Ausbruchs und der hemmungsloser Ekstase in der Welt der Elektronik. Und auch wenn Frontmann Angus Andrew in einem Interview betonte, dass das neue Album, nach den doch etwas zweifelhaften Aufnahmen zu „WIXIW“, mehr Spaß bereitet hatte und es viel befreiter und intuitiver aufgenommen wurde, so wirkt „ Mess“ wütend und dominierend.
Den ersten Vorgeschmack bekommt man bereits beim Opener „Mask Maker“. Mit computerstimmlichen lyrischen Texten wie „Take my pants off, use my socks, smell my socks, eat my face off, eat my face off“, wird die erste unheimliche Spannung des neuen Albums preisgegeben. Diese Art von Anweisungen (die Suche nach dem Sinn erübrigt sich) lassen zwar nach, aber die düstere Stimmung mit lupenreinen Techno Sound wird erbarmungslos nach vorne angetrieben, bis mit dem Song „Can’t Hear Well“ eine erste musikalische Wende eingeleitet wird. Diese ruhigen, fast schon unwirklich schönen Töne überzeugen vor allem mit dem melancholischen Song „Left Speaker Blown“ am Ende der Platte. Ansonsten kann „Mess“ mit reinen, knalligen Techno-Tracks glänzen. Ob mit grandiosen Beats bei „Dress Walker“ oder „Pro Anti Anti“, man sieht die Tanzfläche im Berghain geradezu vibrieren. Die Wandelbarkeit von Liars wird auch bei dem andächtigen Song „Mess On A Mission“ unter Beweis gestellt und ist, wie die restlichen Tracks auch, erheblich von Maschinen dominiert sowie von der verzerrten Stimme des Sängers Angus Andrew. Schwere Geschütze fährt das Trio dann mit dem fast neun-minütigen Song „Perpetual Village“ auf. Spätestens dann verlässt der Hörer atemlos und erschöpft die Tanzfläche.
Die Neuausrichtung des Albums hat nichts mehr mit Pop zu tun und lädt eher in die dunkle Atmosphäre der Techno-Club Kammern ein. Dieses Bild scheint sich zumindest im Sound der Band manifestiert zu haben. Wer sich aber von pulsierenden Retro-Synthies nicht abschrecken lässt, kommt mit diesem Album ganz auf seine Kosten.
Gehört von: Anne Schubert
VÖ: 21.03.2014