Einfach mal die Beine still halten, sich zurückziehen und ruhen. Im Jahr 2009 fühlten sich Bloc Party nach unzähligen Tourneen ausgelaugt. Ein jeder ging seiner Wege. Sänger Kele Okereke nutzte die Auszeit, um sich auf seine Solokarriere zu fokussieren. Die dabei herausgekommene vollwertige Elektromahlzeit trug den Namen „The Boxer“ und wurde im Sommer 2010 auf Wichita Records veröffentlicht. Der neue Weg sollte für ihn funktionieren, das Album erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Doch wie sollte es für Bloc Party weitergehen? Trennungsgerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Und nun, im August 2012 wird es tatsächlich in den Läden stehen – „Four“ (Frenchkiss Records / Cooperative Music), das Nachfolgerwerk von „Intimacy“ (2008). Auf ein ungläubiges Augenreiben, folgt die Nachfrage. Wie? Angaben Okerekes zufolge war das frühere Eingeständnis von Problemen und Unlust innerhalb der Band nur ein kleiner Scherz am Rande. Des Öfteren veralbern sie Interviewer, erzählen Späße im Gespräch, die trotz ihrer Irrelevanz ihren Platz in den Zeitungen und Online-Medien finden. Also ein Rückzieher?
Eine Mogelpackung stellt auch die Vorab-Single und Melt!-Hymne „Octopus“ dar. Mit seiner eingängigen Poppigkeit möchte er an die früheren Tage und dem damit einhergehenden Bombast von „Silent Alarm“ (2005) erinnern. Man wird in eine Zeit zurückkatapultiert, in der die Clubs von Bloc Party und Indie-Kollegen wie Maximo Park und Arctic Monkeys dominiert wurden. Doch das sollte nicht die Intention des neuen, 12 Stücke umfassenden, Werkes sein. Vielmehr beschäftigten sich die vier Engländer mit dem Gegenteil von Perfektion und Üppigkeit. „Four“ ist eine Rockplatte in seiner reinsten Form. Drastisch, knatschend und ungeziert. Dafür sorgte auch Alex Newport (At The Drive-In, Death Cab For Cutie), der den Tonträger in New York aufnahm und mixte. Nach der Zeit der Stille und Leere ist im Hause Bloc Party ganz unüberhörbar die Spielfreude wieder eingekehrt. Dies bewiesen sie auch bei dem fulminanten Auftritt auf dem Melt! Festival im Juli, wo sie bereits neue Songs vorstellten. „Team A“, „Real Talk“ oder auch das letzte Lied „We Are Not Good People“ wissen eine Brücke zwischen Altbewährten und neuer Dreckigkeit zu schlagen. „3×3“ zerrt gar mit seinem sich fast überschlagenden Gesang bis ins Unermessliche an den Nerven. Nach dem Ausflug in elektronische Gefilde heißt es nun Weiterbildung und Wachstum im reduzierten Rückbezug. Kele Okereke ist mächtig stolz auf „Four“. Denn hier wurde nicht auf Nummer sicher gegangen. Sondern Offenheit für neue Risiken und fälschliche Fallen suggeriert.
Künstler: | Bloc Party |
Titel: | Four |
VÖ: | 24. August 2012 |
Label: | Frenchkiss Records/Cooperative Music |
Gehört von: Hella Wittenberg