Ich möchte mit Klaus Cornfield und Minki Warhol Urlaub am „Shampoo Beach“ machen. Ganz sauber soll es dort zwar nicht sein („There’s lots of trash on Shampoo Beach“), aber wie die beiden davon singen wie sie Punk-Rock-Platten zum Frühstück konsumieren und Fernseher aus den Fenstern des dortigen Holiday Inn werfen, bekommt man sofort Lust, sich ihnen anzuschließen.
So geschehen auf „Du bist meine Freunde“, dem aktuellen Album des Berliner „Punk-Orchesters“ Katze. Überhaupt ist „Du bist meine Freunde“ ein Album, das den Nerv des aktuellen Sommers voll trifft. Klaus Cornfield, Musiker und Comiczeichner, sorgt mit seiner Band für Sehnsucht nach mit Badesee und Cabrio-Fahrten ausgefüllten Tagen, die man bei Einbruch der Dunkelheit im schwitzigen Club zum Sound seiner Lieblings-Punkband ausklingen lässt.
Der Eröffnungssong „Franzi wir wollen, dass Du bei uns in der Band mitmachst“ besingt glaubwürdig die Sorte Frau, die jeder gern in seiner Band dabei hätte: „Du spielst Klavier und siehst wie Romy Schneider aus.“ Schwer vorstellbar, dass Franzi im realen Leben der abwechselnd von Klaus und Minki vorgetragenen Bitte widerstehen könnte, denn die Mischung aus poppigen Melodien und schrammelnden Gitarren erweist sich schon im ersten Song als äußerst charmant.
Wer wie ich mit einem Mann zusammenlebt, der bereits den halben Inhalt des gemeinsamen Geschirr- sowie CD-Schranks auf dem Gewissen hat, kann sich nur schwer ein Schmunzeln verkneifen, wenn Klaus Cornfield munter singt: „Bei mir wird immer alles schmutzig und dann geht es kaputt“. Auch die in „Komm wir klauen uns Pistolen“ aufgestellte Behauptung „mit einer guten Waffe ist alles halb so schwer“ sorgt für kaum zu zügelnde Begeisterung, ebenso wie der Song „Bei dir leuchten Augen“, der mit satten Keyboards und euphorischem „Uhhh“- und „Ahhh“-Chor als amtliche Liebeshymne daherkommt.
Mit Minki Warhol am Mikrofon (einst größter Fan der Band und heute fester Bestandteil) wird die Katze gern ein wenig kratzbürstiger, wie zum Beispiel im Titelsong „Du bist meine Freunde“, der stilsicher zwischen Punk und NDW wandert. Aber Minki kann auch sanfter, wenn sie sich zum Beispiel fragt, warum sie immer noch in ein Arschloch verliebt ist. Schließlich ist die Erkenntnis deprimierend aber einleuchtend: „Hübsch aber dumm“. In „Du hältst deine Hände“ lässt sie sogar Country-Töne anklingen, und ich möchte sie stante pede bei der Hand nehmen und zum Square-Dance bitten.
„Du bist meine Freunde“, das neue Werk von Katze nach „Von Hinten!“ aus dem Jahr 2005, ist eine Pop-Punk-Platte mit viel Sinn für Humor, die sowohl musikalisch als auch textlich erfolgreich die Klippen des Klamauks umschifft. Gitarren, Keyboards und allerlei Flohmarktinstrumente rocken sich durch das Katze-Universum, in dem alles ein Schmunzeln verdient. Das kann man übrigens nicht nur hören sonder auch sehen, nämlich in Klaus Cornfields Katze-Comics, die allerlei amüsantes aus dem Leben der Band zeigen.
Im September kommen Katze auf Tour, dann kann man den ganzen Spaß live erleben. Aber bitte unbedingt ein Feuerzeug einstecken, denn am Ende der Platte wird es mit „Love Planet“ und „So tapfer wie ich kann“ sogar richtig romantisch!
Katze auf Tour (gemeinsam mit Blockflöte des Todes):
14.09.10 Bremen // MS Treue
15.09.10 Hamburg // Silber
16.09.10 Berlin // Comet
19.09.10 Köln // Underground
20.09.10 Frankfurt // Bett
21.09.10 München // Orange House
22.09.10 Nürnberg // MUZ
23.09.10 Leipzig // Moritzbastei
25.09.10 Gera // Haus der Pioniere
26.09.10 Dresden // Bärenzwinger
„Du bist meine Freunde“ ist seit dem 09.07. als Download und ab 23.07. im Plattenladen erhältlich.