Gehört: Andreya Triana – „Lost Where I Belong“

andreya triana- lost where I belongDie Britin Andreya Triana veröffentlicht heute ihr Debütalbum „Lost Where I Belong“ in Deutschland, und wenn ich das nicht vorher gewusst hätte, hätte ich sie durchaus in eine andere Zeit eingeordnet. Ihre Musik ist  Soul, ein zeitloser Soul. Ihr Werkzeug ist ihre Stimme – sie ist warm und schmeichelt den Ohren. Ihre Stimme ist auch der Mittelpunkt in diesem Album und lässt die Instrumente und auch die Backgroundsängerinnen ein wenig verblassen. Das Album ist ein bisschen für den Herbst gemacht oder entspannte laue Sommerabende.

Der erste Track „Draw The Stars“ fängt reduziert an, die ersten Worte allein zeigen schon eine gewisse Sehnsucht „While the people sleep I lie awake and chasing dreams that carry me to a distant sound…“ Eine Einleitung zu diesem Album. Der zweite Track des Albums und die erste Single ist „Lost Where I Belong“. Triana sagt selbst, dass es in diesem Song und dem Album nicht darum geht völlig verloren zu sein, sondern eher, dass man zwar sein Ziel noch vor Augen hat, aber sich dennoch etwas verloren fühlt und auch darum, sein Gesicht zu wahren. Sie muss es wissen. Sie hat zahlreiche Jobs gemacht bevor es mit der Musik richtig geklappt hat (u.a. in einem Geschäft für Hörgeräte). Erst als sie Simon Green (aka Bonobo) trifft, kommt ihre musikalische Karriere ins Rollen. Sie wirkt bei seinem „Black Sands“ Album mit und anschließend nehmen sie „Lost Where I Belong“ zusammen auf.

Darker Than Blue“ fängt etwas düsterer an, ein leicht sphärischer Ton macht sich über den ganzen Song breit – mal lauter, mal leiser, aber immer da. Ein Pfeifen gegen Ende kann die Stimmung auch nicht aufhellen, aber dazu scheint der Song auch nicht da zu sein. Man kann zwar ein Lächeln nach außen tragen, aber Andreya wird uns durchschauen und die Leute auf der Straße werden uns auch durchschauen. „Something In The Silence“ ist hingegen ein Stück, das in eine Lounge passt. Der Sound von Maracas und eine leichte, beschwingte Melodie. Nichtsdestotrotz ist der Text – wie es bei Triana üblich zu sein scheint – weniger beschwingt, handelt er doch vom Schweigen in einer Beziehung, dem Ungleichgewicht, das es manchmal gibt und dass man auch mal von dem anderen einen Schritt erwartet.

Den Abschluss der neun Songs dieses Albums bildet „X“. Er ist sehr ruhig und ein wenig traurig. Man merkt auch bei diesem eher leisen Song die Kraft und Eindringlichkeit, die Triana’s Stimme besitzt. „The beginning was warmer…“ singt sie und scheint sich nach der vergangenen Liebe zu verzerren. Gleichzeitig sucht sie die Fehler, die sie beide gemacht haben („We were wrapped up in ourselves…“) und findet sich dann mit dem Verlauf ab, ohne sich dabei glücklich anzuhören.

Lost Where I Belong“ ist ein schönes und zum Teil trauriges Soulalbum. Das Video zum Titelsong des Albums und der ersten Single „Lost Where I Belong“ kann man hier ansehen. Triana wirkt ein wenig verloren in ihrem Kellerzimmer, schlendert in ihm herum und man sieht, wie sie sich ihre Welt teilweise schöner erträumt – wie an einem dieser total verregneten Tage, an dem man das Haus einfach nicht verlassen möchte. Passenderweise spiegelt sich direkt am Anfang ein Maschendrahtzaun in dem Fenster aus dem Triana sehnsüchtig heraus guckt, aber seht selber:

Wer Andreya Triana gerne mal live erleben möchte, der hat zweimal die Chance, sie im September in Berlin abzufangen:

08.09.2010, Berlin, Festsaal Kreuzberg

24.09.2010, Berlin, Astra Kulturhaus

Gehört von: Dörte Heilewelt

https://www.myspace.com/andreyatriana