Adolar schlagen mit dem dritten Album „Die Kälte der neuen Biederkeit“ neue Wege ein. Die Band klingt aufgeräumter als je zuvor, verschwunden sind die verqueren Texte und auch die eindeutige Zuordnung zum Deutschpunkt fällt dank des neuen Albums nicht mehr ganz so leicht.
Was bleibt sind ehrliche Texte, ungestüme Gitarren, ein Sound, der immer mal wieder leicht neben dem Takt liegt und auch die Schwermut, für die Adolar bisher standen, ist geblieben.
Insgesamt ist alles etwas poppiger geworden, sogar Streicher („Raketen“) und Bläser („Halleluja“) haben es auf neues Album geschafft, und die Leipziger selbst haben es damit sogar ins Fernsehen geschafft. Ob man den Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontest nun gut heißt oder eher den Kopf schüttelt, Veränderungen müssen ja nicht immer etwas Schlechtes sein.
Die Vorgänger waren vielleicht weniger zugänglich, wie schon der Titel ihres Erstlings, „Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre“ eindrucksvoll beweist. Wo man Adolar nun einsortiert und was man von den neuen Wegen hält, das muss man für sich selbst entscheiden.
Texte, mit denen man sich thematisch gut identifizieren kann: das Älterwerden, Freundschaften und die Suche nach der Liebe treibt uns ja alle irgendwie um. Dass diese Texte sich nicht mehr verschachtelt verstecken sondern eher auf den Punkt kommen, finde ich eigentlich gar nicht mal so schlecht. Eingefleischten Fans der Vorgängeralben könnte das alles etwas zu viel Neues sein, doch wem das letzte Album zu schwer oder vielleicht zu rockig war, der dürfte an „Die Kälte der neuen Biederkeit“ auf jeden Fall Gefallen finden. Meiner Meinung nach steht das neueste Werk den alten Stücken in nichts nach und passend zum Herbst könnte es eigentlich keinen besseren Soundtrack für die dunklen und leicht schwermütigen Tage geben. Ehrliche deutsche Musik von einer Band, die gerade kaum besser klingen könnte. Bleibt zu hoffen, dass der Schritt zum Major, der momentan näher kaum liegen könnte, noch eine Weile dauert und Adolar auf dem richtigen Weg bleiben. Wenn sie genau so weitermachen wie bisher, könnte das nächste Album ihr Meistestück werden.
Gehört von: Samira Szago
VÖ: 06.09.2013