Das beste Popalbum des Jahres 2015 dürfte an so manchem vorbei gegangen sein. Miley Cyrus veröffentlichte damals „Miley Cyrus And Her Dead Petz“ Label unabhängig und umsonst zum Streamen und Download im Internet und es ist mit Sicherheit das kurioseste und gleichzeitig schönste Album, das ein amerikanischer Mainstream Popstar je herausgebracht hat. Ein Trip wie Bauchschmerzen nach zu viel Süßigkeiten, wie der Morgen nach einer durchzechten Nacht, wenn das Glitter noch im Ausschnitt klebt. Dass „Miley Cyrus And Her Dead Petz“ so ein herrlich skurriles und gleichzeitig poppig melodiöses Werk geworden ist, liegt mit Sicherheit mit an der Unterstützung von Wayne Coyne von den Flaming Lips, die Miley bei der Produktion hatte. Da haben sich wirklich zwei gefunden. Während Miley Cyrus nach Jahren als gegelter Disney Superstar sich irgendwann entschied, der Branche im wahrsten Sinne des Wortes die Zunge raus zu strecken und einfach ihr Ding zu machen, gehören die Flaming Lips schon seit mehr als drei Jahrzehnten zu den seltenen Bands, die es schaffen, ihren Erfolg konstant hoch zu halten und gleichzeitig auf sämtlichen Konventionen gepflegt zu scheißen. Da können dann auch schon mal die gängigen Hörgewohnheiten ein wenig drunter leiden.
Wenn man jetzt „Oczy Mlody“, das heute erscheinende neue Studioalbum der Flaming Lips hört und Mileys Album über die toten Haustiere kennt, drängt sich einem ganz stark das Gefühl aus, dass beide Acts sich auf sehr positive Weise gegenseitig befruchten. Wie eng die Zusammenarbeit inzwischen ist, erkennt man auch daran, dass der Song „Sunrise“ sich bereits auf „Miley Cyrus And Her Dead Petz“ befand, wobei Mileys Version fast noch ein bisschen sexier ist, wenn man das überhaupt sagen kann. „Oczy Mlody“ ist eines der poppigsten Alben, das The Flaming Lips seit Jahren herausgebracht haben und es ist trotzdem herrlich schräg, mit viel Platz für die Lips-charakteristischen Soundspielereien. Ein wenig klingt es wie die Rückkehr zum 2002er Kultalbum „Yoshimi Battles The Pink Robots“. Diese melodiöse Zuckrigkeit, bei der man nie ganz drum rum kommt zu assoziieren sie könnte Drogen-indiziert sein, steht der Band einfach ungemein gut. Und wenn das Ganze darin gipfelt, dass Miley und Wayne im Duett „We Are Family“ singen, dann möchte man sich nur noch in die Batikklamotten werfen, sich an den Händen nehmen und aus vollem Halse mit ihnen singen. Sollte man auch unbedingt machen, wenn die Flaming Lips am 24. Januar ihre einzige Deutschland Show im Berliner Huxleys spielen.
VÖ: 13.01.2017
Gehört von: Gabi Rudolph