Das Debütalbum „Instinct“ des schwedischen Electro Pop Duos Niki & The Dove schlug in meine Gehörgänge ein wie eine Bombe. Lange nicht mehr hatte ich so liebevoll arrangierte, getextete und komponierte Popsongs gehört. Atmosphärisch galoppierte „Instinct“ direkt nach vorne, voll Lebensfreude und überbordender Energie, aber auch mit dem Quentchen Nachdenklichkeit und Düsternis, die ein guter Popsong braucht, um einen direkt ins Herz zu treffen. Und die Kirsche auf dem Ganzen ist die Stimme von Sängerin Malin Dahlström, die irgendwo zwischen Zartheit, Hysterie und einem Hauch von Kate Bush ihren ganz eigenen Weg geht.
Auf dem frisch erschienenen zweiten Album tritt die melancholische Seite der Formation etwas mehr in den Vordergrund. Ist ja auch kein Wunder, schließlich lautet der Titel „Everybody’s Heart Is Broken Now“ und dem Thema des gebrochenen Herzens gehen Niki & The Dove in ihren neuen Songs detailliert auf den Grund. Dabei ist es keine traurige Platte geworden, denn auch (oder gerade) mit gebrochenem Herzen kann Tanzen sehr heilsam sein. Und ohne die Hoffnung, dass eines Tages alles wieder besser wird, würde kein Herz mehr heilen.
Am Tag an dem Prince starb, posteten Niki & The Dove auf ihrem Facebook Account eine Reihe gebrochener Herzen mit den Worten: „Prince, forever and ever and ever. Our history, our presence, our future.“ Tatsächlich gehören Niki & The Dove zu den Künstlern die beweisen, wie allgegenwärtig Prince’ Einfluss in der Popmusik ist. Die dem Geist von Prince zuzuordnenden Elemente in den Songs auf „Everybody’s Heart Is Broken Now“ sind so stark, dass das Album sich wie eine bittersüße Liebeserklärung an den größten Musiker aller Zeiten anfühlt. Allein der Albumtitel bekommt dadurch, im Licht der Ereignisse der letzten Tage, eine schmerzlich passende Bedeutung.
Da gibt es Nummern wie „Everybody Wants To Be You“, das in seiner zuckersüßen Schwere, dem üppigen Arrangement und einer ordentlichen Portion Pop Pathos an Stücke wie Prince’ „The Beautiful Ones“ erinnert, nicht zuletzt wenn Dahlström mit beeindruckend hoher Stimme die Zeile „Baby, you’re a star“ singt. Mal ganz ehrlich, wer wäre nicht gerne so wie Prince gewesen?
Die Reihe der Referenzen lässt sich munter weiter fortsetzen, „Star For Love“ und „Pretty Babies“ gehören ebenfalls zu den Songs, die musikalisch ganz stark den Geist von Prince atmen. Und wenn man schon mal dabei ist sich entsprechend reinzusteigern, kann man auch hören wie sich thematisch der Kreis schließt, singt Dahlström doch in dem wunderschön traurigen „Lost Ub“: „I never understood the end.“
Aber, und erst das macht „Everybody’s Heart Is Broken Now“ zu einer der stärksten Platten, die ich dieses Jahr gehört habe, über all dem steht die Eigenständigkeit von Niki & The Dove, die 2012 bereits die Qualität ihres Debüts ausgemacht hat und sich bei diesem Album sogar noch verstärkt. Niki & The Dove sind eine der wenigen aktuellen Bands, die es schaffen, sich mit ihrem Sound wirklich aus der Masse abzuheben. Über Songs wie zum Beispiel „Brand New“, mit diesem klimpernden Klavier am Anfang und der hymnenhaften Entwicklung zum Ende, kann ich selbst bei mehrmaligem Hören nur staunen. Dazu kommt eine Warmherzigkeit, eine Zerbrechlichkeit, die es tatsächlich vermag, gebrochene Herzen zu heilen. Wer in diesen Tagen Trost sucht, er ist bei Niki & The Dove gut aufgehoben.
VÖ: Bereits erschienen
Gehört von: Gabi Rudolph