Die Weilheimer Indietronic Band Lali Puna hat sich schon immer viel Zeit zwischen ihren Veröffentlichungen gelassen. Zwischen den beiden letzten Alben, „Faking the Books“ und „Our Inventions“ lagen fast sechs Jahre, „Our Inventions“ ist bereits 2010 erschienen, seitdem sind noch einmal satte sieben Jahre ins Land gegangen. Dazwischen gab es 2013 ein kurzes Lebenszeichen in Form der EP „Silver Light“. Nun beglücken Lali Puna uns endlich wieder mit neuer Musik – seit dem 8. September steht das neue Album „Two Windows“ in den Läden.
Die erste Vorabsingle „Deep Dream“ hinterließ das Gefühl, dass es im positivsten Sinne vertraute Klänge von Lali Puna zu hören geben wird. Das liegt vor allem an der Mischung aus melodiös elektronischen Klängen und der unverkennbaren Stimme von Sängerin Valerie Trebeljahr. Wie sie ihre Texte nach außen setzt, mal gehaucht, mal sanft gestützt, das trägt viel zur Unverkennbarkeit von Lali Puna bei. Allerdings ist „Two Windows“ auch ein Album, das einen starken Einschnitt in der Bandhistorie von Lali Puna darstellt, nicht zuletzt auch für Frontfrau Valerie Trebeljahr persönlich. Es markiert die Zeit einer Trennung von Bandmitglied und Lebensgefährte Markus Acher. Während „Our Invention“ in einer Blase der familiären Harmonie, nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes entstand, ist „Two Windows“ ein Album der Selbständigkeit, der Emanzipation, dabei aber so gar keine jammervolle Verarbeitung einer Trennung. Es überrascht oft mit treibender Tanzbarkeit, trägt aber auch immer noch diese warme Harmonie in sich, die so charakteristisch für Lali Puna ist.
Möglich dass die stärkere Zuwendung zum Electronic Sound mit dem Weggang von The Notwist Frontmann Markus Acher zusammen hängt, der bei Lali Puna für Bass und Keyboard verantwortlich zeichnete. Auch ist „Two Windows“ stärker als die früheren Alben ein Kollaborationswerk, zu dem alte Freunde der Band wie Keith Tenniswood von Two Lone Swordsmen (die vor vielen Jahren einen unglaublich bezaubernden Remix von Lali Punas „Nin-Com-Pop“ kreierten) und der amerikanische Electro-Producer Dntel beitrugen. „The Frame“, die Zusammenarbeit mit Dntel, ist dann auch einer der Songs, in dem der typische Lali Puna Vibe mit am stärksten zum Tragen kommt, auch wenn hier die Rhythmen besonders forsch elektronisch voranschreiten. In „Her Daily Back“ kommt dann auch noch einmal stärker das charakteristische Schlagzeug von Drummer Christoph Brandner durch.
Nebenbei gehen Lali Puna ganz entspannt mit ihrer eigenen Entwicklung mit. Die Band-eigene Definition von Pop und Dancefloor ist zeitgemäß, dabei nie bemüht oder überambitioniert. Wie gut diese Eigenständigkeit funktioniert zeigt zum Beispiel die Coverversion von Kings of Leons „The Bucket“, welches die Band auf seinen Kern reduziert und sich extrem charmant zueigen macht. Lali Puna ist eine Band, die ihren Weg geht, persönliche und kulturelle Entwicklungen mit einbezieht und unbeirrt voranschreitet. Dabei so angenehm erwachsen im besten Sinne. Das muss man erst mal so hinkriegen.
Lali Puna live:
18.10.2017 Nürnberg, K4
19.10.2017 Köln, Gebäude 9
25.10.2017 Frankfurt, ZOOM
26.11.2017 Berlin, Volksbühne
28.11.2017 Hamburg, Kampnagel
29.11.2017 München, Kammerspiele
VÖ: bereits erschienen
Gehört von: Gabi Rudolph