Nicht alles was Zuhause im stillen Kämmerlein entsteht, ist zur Veröffentlichung bestimmt. Kurt Cobain hat sicherlich sehr bewusst seine frühen und sehr rohen Mitschnitte und Songschnipsel nie der Öffentlichkeit preisgegeben, sondern in irgendwelche Kisten gepackt. Vielleicht sollte ein „Home Recording“ auch genau das bleiben, etwas Privates, das die eigenen vier Wände – oder eben die verstaubten Kartons- nie verlässt.
Was als Film gut funktioniert hat, funktioniert auf der reinen Tonspur leider nicht mehr. Durch die Bilder bekommen die musikalischen Fragmente im Film “Montage Of Heck“ eine wichtige Rolle, die der Dramaturgie beim Erzählen von Kurt Cobains trauriger Geschichte helfen. Ohne diese Bilder wirken die musikalische Snippets allerdings wie unfertiges Geschrammel.
Die Mitschnitte beinhalten kurze Demos, musikalischen Experimenten und Songideen, die auch auf späteren Nirvana-Alben teils erkennbar wieder auftauchen.
Was ein ungefilterter Einblick in Cobains Schaffen sein soll und im Film auch angemessen und intim rüber kommt, wirkt eher wie ein erzwungener Seelen-Striptease. Häufig merkt man Kurts Stimme an, dass er nicht in allerbester Verfassung war, als er die musikalische Kollage mit einem 4-Track Kassetten Rekorder 1988 aufnahm. Es sind offensichtlich Momente, die kreativ, sensible Seelen nur durch Musik verarbeiten können. Diese Momente geben vielleicht Inspiration für ein späteres Werk, sind aber sicherlich nicht unbedingt für die Öffentlichkeit gedacht. Dadurch bekommt „Montage Of Heck: The Home Recordings“ etwas voyeuristisches, einen zu tiefen Einblick in die Seele eines sehr verletzten und verlorenen Menschen. Man möchte manchmal lieber weg- als zuhören.
Was hier von der Plattenfirma vollmundig als „die nachhörbare Ergänzung zum Film – in Konzeption sowie im Hör-Erlebnis“ angepriesen wird, hätte lieber nur Film bleiben sollen – denn hier ist ein authentischer, berührender Blick in Kurt Cobains Leben gelungen. Die musikalische Aufarbeitung hingegen wirkt eher wie ein Ausschlachten des letzten Fetzens aus Cobains Nachlass.
Natürlich stürzt man sich auf jedes Fundstück, was nach dem Tod eines Idols auftaucht, als Fan möchte man oft nicht wahrhaben, dass es nie wieder ein neues Album geben wird. Manchmal sollte man sich aber mit dem zufrieden geben, was der Künstler selbst freiwillig und bewusst hinterlassen hat.
„Montage Of Heck: The Home Recordings“ wird als Deluxe- sowie als Standard-Version ab 13. November erhältlich sein: Das 31 Track starke Deluxe-Album erscheint auf CD, Kassette sowie auf 2-LP Vinyl.
Zusätzlich erscheint am 04. Dezember eine neue 7-Inch-Single mit den Songs „And I Love Her“ und „Sappy (Early Demo).
VÖ: 13.11.2015
Gehört von: Kate Rock