Ich habe mich schon häufig gefragt, wer sich die Bezeichnung „Supergroup“ ausgedacht hat. Nur weil sich renommierte Künstler oder Bands in einer neuen Formation zusammenschließen, heißt es noch lange nicht, dass das was daraus entsteht super wird. Bei den Schotten Franz Ferdinand und den kalifornischen Sparks ist dieser Begriff jedoch durchaus berechtigt, was ihn allerdings nicht weniger bescheuert macht.
Schon vor 11 Jahren bahnte sich diese ungewöhnliche Kollaboration an, man sprach über eine mögliche Zusammenarbeit und verlor sich aber wieder aus den Augen, jeder gefangen in seinen eigenen Projekten. Doch das Schicksal ließ nicht locker und wie es der Zufall will, trafen die Herren 2013 in San Francisco erneut aufeinander. Man nahm den Faden wieder auf und ließ dieses Mal nicht locker. In einer guten Beziehung muss man sich eben erst mal ein bisschen umgarnen, bis es so richtig funkt. Anfänglich wurden Songideen hin und her geschickt. Man wusste noch nicht so richtig, in welche Richtung es gehen soll.
Draus entstanden ist in den letzten zwei Jahren eine ganz herrlich neue Mischung aus Indie Rock und feinstem Synthie Sound mit zwei einzigartigen Stimmen, die für beide Bands sehr typisch sind. Mal dominiert die eher fistelige Stimme von Russell Mae, mal die von Alex Kapranos, mal singen sie in perfekter Harmonie zusammen. Schon die erste Single „Johnny Delusional“ ließ auf Großes hoffen. „Paging Mr. Delusional“, die Person, in die man sich auf der Strasse oder in der U-Bahn schockverliebt hat, von der man ständig träumt aber die man nie wieder sehen wird. Beide Bands haben hier gemeinsam eine ganz eigene Signatur geschaffen. Das Album löst dieses Versprechen ein. Glam Rock at its best! Würde das legendäre New Yorker Studio 54 wieder eröffnet, FFS wären der Opening Act. Ein erfrischender Sound mit großartigen Melodien zieht sich durch die Songs, die teilweise fast altmodisch daher kommen und gleichzeitig doch so modern und ungehört. Die Theatralik der Sparks trifft auf den messerscharfen Rock von Franz Ferdinand. Man wird von dem Album sofort gepackt und mitgerissen. So sehr, dass ich mich zu „Police Encounters“ tanzend im Wohnzimmer wiederfand. Herrlich spackend, frei nach dem Motto, nichts ist mir peinlich, Tanzen befreit!
Fast ironisch scheint bei so viel Harmonie der vorletzte Titel „Collaborations Don’t Work“. Der Titel ist so ganz und gar nicht Programm. Im Gegenteil, man hat sich gesucht und gefunden und scheint füreinander geschaffen. Aber vielleicht ist aus FFS auch mittlerweile schon eher eine zusammengewachsene Band als nur eine Kollaboration geworden. Der gegenseitige Respekt füreinander ist unüberhörbar. Ron Mae, Keyboarder und brüderliche zweite Sparks Hälfte beschreibt die Vereinigung beider Bands sehr treffend in einem NME Interview: „Man kann wirklich eine Zusammenmischung beider Bands hören. Wenn es einen Crash zwischen den Zügen Franz Ferdinand und Sparks gäbe, dann würden die rauchenden Trümmer so klingen.“
Nahezu Bombastisch mutet dagegen der Abgang mit dem letzten Song „Piss Off“ an, der wie ein Paukenschlag daher kommt. Das ist sicherlich nicht als Affront an die neu gewonnen Fans zu verstehen. Eher handelt der Song davon, wie man seine Coolness und Contenance verlieren kann. Fast Musical artig stampft sich die Melodie durch einen Song der nach Glitter und Konfetti schreit. Schon jetzt freut man sich auf einem der kommenden Konzerten, die Arme in die Luft zu werfen und mit vielen anderen Fans voller Inbrunst die Zeilen „Tell everybody to piss off tonight. Well, they should piss off and leave you alone in your world tonight“ in die Nacht hinaus zu schreien.
Das die Band sicherlich auch live ein Augenschmaus wird verspricht nicht nur der einzigartige Stil, der beiden Bands zu eigen ist, auch die bisher veröffentlichten Videos lassen auf viel Coolness mit unschlagbaren Tanzeinlagen hoffen. FFS ist definitiv eine Band, die man sich dieses Jahr live und auf Platte nicht entgehen lassen soll.
VÖ: bereits erschienen
Gehört von: Kate Rock