Es gibt Musik, die kann man einfach so dahinplätschern lassen, nebenbei hören und sich unterhalten lassen. Es gibt aber auch Musik, da lohnt sich das Zuhören, das genaue Hinhören auf die Texte. Das ist der Fall bei Father John Misty. Schon immer ist er ein Geschichtenerzähler gewesen. Auf seiner neuen Platte „Pure Comedy“ hat er allerdings wieder alle Register gezogen und seine Songs mit ironischen, zynischen und poetischen Worten gespickt, die den Abgrund der Gesellschaft pointierter kaum auf den Punkt bringen können. Ob Politik, Religion oder die Absurditäten des Alltags, alles wird in fast melancholische, einlullende Melodien gepackt, untermalt von Geigen und Klavier. So wirken die Songs wie wunderschöne Zuckerwatte, die zum Naschen verführt, gespickt mit einer bitteren Pille als Botschaft. Dass Father John Misty aka Josh Tillman ein Messerscharfer Beobachter ist und gerne mal kommentiert, was um ihn rum geschieht, ist hinlänglich bekannt. Gerne kommentiert er auch mal auf Twitter das Gespräch eines Paares, das neben ihm im Restaurant sitzt. Apropos Twitter, dort nennt sich der Barde übrigens gerade Father Jam Ministry. Auch dieses Spiel mit den Worten, in diesem Fall dem eigenen Namen, ist typisch für ihn. Den Zusatz „all tweets by mgmt“ nimmt man ihm nicht ab, zu sehr klingen die Kommentare in 140 Zeichen verpackt wie kleine ironische Ausschnitte aus seinen Songs.
Es sind aber nicht nur die Worte, die betören. Auch die Songs an sich sind von einer ganz eigenen Schönheit. Man kann sich von ihnen davontragen lassen, Augen zu und dabei den Gedanken freien Lauf lassen. Man hofft allerdings, dass man niemals in Verlegenheit kommt, von Josh Tillman Songtitel abgefragt zu werden. Bei Songs wie “When The God Of Love Returns There’ll Be Hell To Pay” oder “Things It Would Have Been Helpful to Know Before The Revolution”, könnte man durchaus ins Schleudern kommen.
Das Album wirkt wesentlich getragener als sein Vorgänger „I Love You Honeybear“, der wesentlich poppiger daherkam. Auch vom Popstar-Look mit Rauschebart, langen Haaren und weit aufgeknöpften Hemd hat sich Josh Tillman verabschiedet. Er wirkt nun eher wie der Buchhändler von nebenan, der am Abend zur Lesung noch seinen Lieblingswein reicht. Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht alles über Bord wirft, was er bei der letzten Platte zelebriert hat. Lieber Father John Misty, bitte schmeiss dich nach wie vor so gekonnt auf deine Knie und wackle mit den Hüften, als gäbe es kein morgen, wenn du demnächst auf Tour gehst. Deinen Worten, triefend vor Ironie, lauschen wir trotzdem mit Andacht.
„Pure Comedy“ ist das beste Beispiel, dass Musik wieder mehr und zum Statement wird, in Zeiten in denen es drunter und drüber geht und in denen man sich über so manche Banalität wundern muss. Dieses Album liefert keine klassischen Protestsongs, bei denen man mit gereckter Faust durch die Straßen zieht. Man kann auch mit schönen Melodien ganz klar Haltung zeigen.