Schon als Kind fand ich Cyndi Lauper eigentlich viel cooler als Madonna. Ich nehme an, dass meine heute noch bestehende Affinität zu knallebunt gefärbten Haaren ebenfalls auf diese frühkindliche Begeisterung zurückzuführen ist. Und der zeitlose musikalische Unterhaltungswert von Songs wie „Girls Just Wanna Have Fun“, „She Bop“ und „All Through The Night“ (nach wie vor einer meiner persönlichen Favoriten) ist für mich bis heute unumstritten. Auf den ersten Blick wirkt es so, als wäre Cyndi Lauper in den letzten Jahren musikalisch nicht allzu aktiv gewesen. Seit ihrem letzten Album „Memphis Blues“ sind gut sechs Jahre vergangen. Auf „Memphis Blues“ widmete sie sich, wie der Titel bereits verrät, dem Blues, was begeisternd gut funktionierte. Laupers Stimme harmoniert ganz wunderbar mit dem Genre und auf einem Song gab sich sogar Blueslegende BB King die Ehre. Und jetzt ein Country Album. Das erscheint nun mehr die logische Konsequenz als eine große Überraschung. Aber, wie gesagt, ich mag Cyndi Lauper und ich mag Country. Sounds like a perfect match.
In gewisser Weise ist es das auch. Cyndi Laupers frisch erschienenes neues Album „Detour“ ist ein netter musikalischer Spaß. Aber auch ein recht harmloser. 12 Country Klassiker hat Lauper sich darauf vorgenommen, gleich zwei Patsy Cline Nummern sind dabei („Walking After Midnight“ und „I Fall To Pieces“) und natürlich gibt es wieder illustre Gastauftritte, nämlich von Vince Gill, Emmylou Harris, Jewel, Alison Krauss und Willie Nelson. Mit letzterem singt sie im Duett „Night Life“, das er selbst vor 50 Jahren geschrieben hat. Ohne Zweifel eine gelungene Hommage. Und ja, es ist sehr unterhaltsam, wenn Cyndi Lauper und Jewel auf „I Want To Be A Cowboy’s Sweetheart“ um die Wette jodeln. Aber insgesamt fehlt dem Album das Quentchen Eigenständigkeit, der Twist, der die meist bereits mehrfach interpretierten Songs zu Laupers eigenen macht. Die Produktion ist sehr glatt, an manchen Stellen hätte sie etwas mehr Mut, ein bisschen Kratzigkeit vertragen. So ist „Funnel Of Love“ eine Sammlung von ordentlich interpretierten und produzierten Country Songs geworden, die zufällig verbindet dass Cyndi Lauper ihnen ihre Stimme geliehen hat. Und direkt bin ich versucht, den wahnsinnig schicken Rosaton, den sie aktuell auf dem Kopf trägt, das Aufregendste an der ganzen Sache zu finden.
Sowohl Country Liebhaber als auch Cyndi Lauper Fans dürften sich von dem Werk nicht vor den Kopf gestoßen fühlen. Es tut niemandem weh, reißt aber auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Aber einen kleinen Umweg im Alltag kann man dem Hörerlebnis definitiv widmen.
VÖ: 06.05.2016
Gehört von: Gabi Rudolph