Filmkritik: “The Crow – Die Krähe” von Rupert Sanders

Der Graphic-Novel-Klassiker “The Crow”, erstmalig verfilmt 1994 von Alex Proyas, schafft es nun erneut auf die Kinoleinwände, dieses Mal unter der Regie von Rupert Sanders und mit “ES”- Star Bill Skarsgard und Musikerin, Sängerin und Tänzerin FKA Twigs in den Hauptrollen. Die diesjährige Verfilmung “The Crow – Die Krähe” hat einen langen und schwierigen Entstehungsprozess hinter sich, ein Rechtsstreit und die Insolvenz des Produktionsunternehmens legten dem Projekt viele Steine in den Weg. Bereits 2007 befand sich die Neuverfilmung in Arbeit und für den männlichen Hauptdarsteller waren Kinogrößen wie Bradley Cooper und Tom Hiddleston im Gespräch. 2022 konnte dann Bill Skarsgard verpflichtet werden und der Film erscheint nun am 12. September in den deutschen Kinos.

Bis auf einige Modernisierungen folgt die Neuverfilmung ziemlich getreu der Erzählung der Graphic Novel. Eric Draven (Bill Skarsgard) und Shelly Webster (FKA Twigs) lernen sich in einer Entzugsklinik kennen und fühlen sich fast augenblicklich zueinander hingezogen. Als ein paar ominöse Gestalten aus Shellys düsterer Vergangenheit als Besucher auftauchen, brechen die beiden gemeinsam aus. Zu zweit wollen sie noch einmal neu anfangen, doch schon bald holt man sie ein, und beide werden brutal ermordet. Allein findet sich Eric im Reich zwischen Leben und Tod wieder und erfährt, dass er die Chance bekommt, ins Leben zurückzukehren. Dort, als Unverwundbarerer, dem keine Kugel oder Schwert etwas anhaben kann, kann er Shelly aus den Fängen der Hölle retten, indem er jene umbringt, die sie getötet haben.

“The Crow – Die Krähe” ist von der Machart her ein ähnliches Kinoerlebnis wie “Spiderman: A New Universe”, “Joker” oder “Akira”. Unverkennbar eine Graphic Novel Verfilmung, springen wir oft rapide von Bild zu Bild, Nahaufnahmen dominieren und die Kameraführung ist sehr dynamisch. Wir sehen viele klassische, ausdrucksstarke Szenenbilder, der Trailerpark mit der amerikanischen Flagge im Hintergrund, die Tanzfläche im Nachtclub oder das prunkvolle Opernhaus. Die Dialoge sind knapp gehalten, die Figuren sprechen meist in stichwortartigen, bedeutungsschwangeren Floskeln, die man vor seinem inneren Auge in einer Sprechblase geschrieben sehen steht. Fokussiert wird sich auf das Bildliche, wobei die grotesken Elemente des Splatter-Horror, die sich mit der Zeit immer mehr in die Höhe schaukeln, nichts für schwache Nerven oder Mägen sind.

All das macht die Geschichte oft oberflächlich erzählt und ohne den klassischen Nährwert, aber es ist zweifelsohne sehr unterhaltsam. Der Film lebt von seinen charismatischen Hauptdarsteller*innen, die, begleitet von gut eingesetzter Musik, auch die Elemente der Liebesgeschichte authentisch rüberbringen. Es macht Freude, den beiden zuzusehen, und wenn dafür ein Kopf zu viel abgehackt wird und das Kunstblut literweise fließt, soll mir das recht sein.

“The Crow – Die Krähe” erscheint am 12. September 2024 in den deutschen Kinos.