Filmkritik: “Dune: Part Two” von Denis Villeneuve

Es verhält sich mit “Dune: Part Two” genauso wie mit jedem großen Science Fiction Film: man muss sich darauf einlassen können. Erst wenn man die aufgestellten Tatsachen und Prämissen als gegeben hinnehmen kann, ohne jedes paranormale Phänomen allzu sehr zu hinterfragen, kann man den Film genießen. “Dune: Part Two” macht es einem hier besonders leicht, denn die erdachte Welt ist in ihren Grundstrukturen zu Ende gedacht, logisch und das Publikum fühlt sich nicht für dumm verkauft, weil zu wenig oder zu viel erklärt wird. Bereits der erste Teil bestach durch seinen Star-Cast, und jetzt gesellen sich noch Florence PughAustin ButlerChristopher Walken und Léa Seydoux zu den Reihen von Timothée Chalamet und Zendaya. Regie führt nach wie vor Denis Villeneuve und der Film erstreckt sich über eine Länge von zwei Stunden und sechsundvierzig Minuten.

Da “Dune: Part One” die Prämisse aufstellt, im Grunde nur eine zweieinhalbstündige Einführung zu sein, waren die Erwartungen natürlich groß. Der zweite Teil schließt ziemlich unmittelbar an den ersten an, Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) sind nur knapp dem Attentat entronnen, das sich gegen das ganze Haus Atreides richtete und verstecken sich jetzt in der Wüste bei den Fremen. Paul möchte, auch wenn er von vielen noch als Fremder angesehen wird, Teil der Fremen werden, lernen wie sie zu kämpfen und in der Wüste von Arrakis zu überleben. Chani (Zendaya), die ihm anfangs so skeptisch gegenüberstand, beginnt ihn dabei zu unterstützen und ihn zu unterrichten, sodass das Band zwischen den beiden immer stärker wird. Doch Paul kann sich nicht so nahtlos in das Konstrukt der Fremen einfügen, wie er es sich wünscht, denn als seine Mutter, Lady Jessica, ihres Zeichens Mitglieds der Vereinigung der Bene Gesserit, zur Ehrwürdigen Mutter der Fremen im Norden ernannt wird, fängt sie an, die Gerüchte zu schüren, dass es sich bei Paul um den Kwisatz Haderach handelt, den Messias. So werden neu gewonnen Freunde plötzlich zu Untergebenen oder Skeptikern. Paul, der jetzt pausenlos dem Spice und seinen halluzinogenen Wirkungen ausgesetzt ist, wird zunehmend von Visionen geplagt, die ihn als Bringer großen Unheils darstellen.

Während Paul also mit seiner angedachten Rolle, seinem angeblichen Schicksal kämpft, destabilisiert sich das politische System der Planeten zusehends. Prinzessin Irulan (Florence Pugh), ausgebildet von den Bene Gesserit, fürchtet um die Herrschaft ihres Vaters, des Imperators, während es zu Machtverschiebungen unter den Harkonnen kommt, da der tyrannische Neffe des Barons, Feyd-Rautha (Austin Butler), ebenfalls eine Führungsposition anstrebt, um die Spice Produktion wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und die Fremen weiter zu unterdrücken. Die Lage spitzt sich zu, bis eine Neurodung der obersten Machtstrukturen des Imperiums unausweichlich wird.

“Dune: Part Two” ist in dem, was er tut, unglaublich gut. Dramaturgisch so geschickt aufgebaut, dass einem die fast drei Stunden an keinem Punkt zu lang werden, besticht er durch eindrucksvolle Bildgewalt und Soundeffekte, die einen förmlich einsaugen. Alle neuen Mitglieder des Casts fügen sich hervorragend ein, besonders Austin Butler ist als kahlköpfiger Harkonne ohne Augenbrauen sehr überzeugend. Man könnte argumentieren, dass “Dune: Part Two” das Rad nicht neu erfindet, der Kampf um Macht und die Liebesgeschichte werden in Handlungssträngen erzählt, die einem aus der Welt des Kinos bereits lange bekannt sind, die Ausführung und die Komplexität ist dabei aber so meisterhaft, dass man darüber hinwegsehen kann. Auch die Debatte um das Messias Konzept in der Religion hat durchaus einen modernen Nährwert und die Kontroverse, ob es eine gläubige Gesellschaft vorantreibt oder ausbremst, wird hier von Chani und Stilgar (Javier Badem) ernsthaft und amüsant von beiden Seiten beleuchtet. Geht man also ins Kino, mit der Erwartung eine Fortsetzung von “Dune: Part One” zu sehen, die den ersten Teil noch übertrifft und alle begonnen Handlungsstränge wieder aufgreift und zu einem neuen Höhepunkt führt, wird man nicht enttäuscht.

“Dune: Part Two” erscheint am 29. Februar in den deutschen Kinos