Als ich Karen O das erste, und bis letzten Dienstag einzige Mal, zusammen mit ihrer Band The Yeah Yeah Yeahs live gesehen habe, war sie ein hüpfendes Mädchen in bunten Strumpfhosen, von dem ich leider mehr gesehen als gehört habe – der Sound im damaligen Maria am Ostbahnhof war katastrophal, Karens Stimme, an die ich dank des Debütalbums „Fever To Tell“ so wunderbar röhrige Erwartungen hatte, wurde komplett von Schlagzeug und Gitarre übertönt.
Im Heimathafen Neukölln präsentierte Karen O an jenem Abend fast nur Songs aus ihrem Soloalbum „Crush Songs“. Gehüpft wurde dazu weniger, dafür war Karens Stimme vorbildlichst und in vollem Umfang zu hören. Auf „Crush Songs“ geht es auch hauptsächlich darum – die Lieder sind allesamt extrem puristisch und in bester Lo Fi Manier aufgenommen und kommen mit nicht mehr als Gitarrenbegleitung aus. Da mutet die Live Umsetzung mit ihren beiden Mitstreitern Holly Miranda und Moses Sumney nahezu opulent an. So ein Abend mit nur langsamem Material birgt so seine Tücken, vor allem, wenn man von der Künstlerin sonst weniger leise Töne gewohnt ist. Aber Karen O umschifft sie allesamt souverän.
Im mondänen goldenen Kleid und hohen Plateauschuhen betritt sie die Bühne. Auf einen Mikrofonständer verzichtet sie komplett, das Halten des Mikrofons und das sich Wiegen in den Hüften gibt ihr etwas leicht linkisches und bricht die Mondäntität auf sympathische Weise. Kontakt mit dem Publikum sucht Karen O in der ersten Hälfte des Abends eher wenig, mehr als ein gehauchtes „thank you“ ist zwischen den Songs nicht zu vernehmen, die Augen hält sie beim Singen meist geschlossen, den Blick zumindest gesenkt. Trotzdem vermag ihr Auftreten dadurch nicht weniger zu berühren, man taucht mit ihr ein in ihre Versunkenheit und verliert sich in der einfachen Schönheit ihrer Darbietung.
Den einen oder anderen Showeffekt lässt sie sich trotzdem nicht nehmen, hier rasselt kurz ein Tamburin auf, dort wird ein glitzernder Handschuh übergestreift um zu verdeutlichen, wie der King of Pop seinem Publikum Küsse zuwirft. „Is he walking on the moon? I hope I don’t find out too soon“ singt Karen und lacht. Das ist so herrlich cheesy, man möchte sie küssen.
Und am Ende darf dann doch noch ein bisschen gesprungen werden. Zu „Day Go By“ lässt Freundin Peaches es sich nicht nehmen, auf die Bühne zu kommen und das Tamburin zu schlagen. Viel mehr braucht es auch nicht, um das Rock’n Roll Tier in Karen O zu entfesseln – und die Menge ebenso wenig. Einmal kurz ausgerastet, bevor sie ganz zum Schluss dann doch noch auf dem Mond wandelt. Ganz klassisch auf dem Barhocker beschließt sie den Abend mit ihrem Oscar nominierten „Moon Song“ aus Spike Jonze‘ „Her“ und beweist mit diesem Abend wie ungezwungen und gleichzeitig glamurös musikalische Unterhaltung sein kann.