Mit dem Mann, der sich gerne mal beim Singen ein Mikrofon an den Kopf haut fing alles an, mit ihm verbindet mich etwas ganz Besonderes. Seit dem Konzert von The National in der Zitadelle Spandau, bei dem es bei ungefähr jedem zweiten Song einen dumpfen Mikro Schlag gegen Matt Berningers Kopf gab, schreibe ich regelmäßig für dieses wunderbare Magazin. Eins der besten Dinge, die mir je passiert sind. Danke, Matt! Einen dieser Schläge hört man übrigens auch als allerletzten Ton auf der Platte bei dem Song „Happiness, Missouri“. Man sieht Berninger förmlich vor sich, mit hoch erhobenem Mikro und frisch ramponierter Stirn.
Dieses Mal im Astra, mit seinem Side-Project El Vy, hat man dieses Geräusch nur zwei Mal vernommen. Vielleicht lag es daran, dass sich Matt Berninger im kleinen Club offensichtlich viel wohler fühlt als auf einer unpersönlich, weitläufigen Open-Air Bühne. Vielleicht lag es aber auch am Whiskey, der ihm die nötige Lockerheit gab.
Auf jeden Fall ist die Harmonie mit seinem Band-Partner Brent Knopf groß. Beide freuen sich offensichtlich über ihr gemeinsam erschaffenes Werk. Knopf, der virtuos zwischen Keyboard und Gittarre wechselt, lächelt immer wieder verschmitz und geniesst es sichtlich, dass seine verspielten Melodien so gut bei dem Berliner Publikum ankommen. Diese werden untermalt mit Berningers schön ironischen Songzeilen wie „bought a saltwater fish from a colourblind witch“. In den Songs wird die Geschichte von Paul und Didi erzählt, zwei fiktiven Personen, die sich wie ein roter Faden durch das Album „Return To The Moon“ ziehen. So kündigt Berninger den zweiten Song „It’s A Game“ auch als ein weiteres Stück über Didi an. Erstaunlicherweise ist das Publikum bei dem Erstlingswerk der Band sehr textsicher und unterstützt den Frontman wo es nur geht. Berningers unverkennbarer Bariton schnarrt über die Songs, die weitaus weniger depressiv, melancholisch sind wie die von The National. So klingt es immer ein wenig vertraut und doch ganz anders.
Das Publikum quittiert die optimistischen, positiven Arrangements mit Tanzen und Wippen. Vor allem beim Titelsong „Return To The Moon“ hat man das Gefühl, dass das volle Astra auf einer Welle der Glückseeligkeit schwimmt. Das wird dann noch getoppt bei dem Cover der Fine Young Cannibals von „She Drives Me Crazy“. Berninger und die Band geben Alles und das Publikum gleich mit. So befindet man sich in einem ausgelassenen hopsenden Pulk, der mit Matt um die Wette grölt.
Man ahnt es fast schon, aber wie soll es auch anders sein bei nur einer Platte, nach zwei weiteren Songs ist Schluss. Ein knackiges Set von einer Stunde, das mit „Need A Friend“ endet. Die Herren dürfen gerne wieder kommen, das nächste Mal mit mehr im Gepäck. Man kann nur hoffen, dass Berninger und Knopf neben ihrer Bands The National und Ramona Falls in dieser erfirschenden Combo weiter machen und Matt sich dabei vor Freude das Mikro an den Kopf wummst. Bis bald!
Fotos: Markus Werner