Einmal London und zurück – Ein Konzert der Candle Thieves

Letzte Woche haben wir Euch die wunderbare UK-Band The Candle Thieves vorgestellt. Dörte Heilewelt war bereits in London und hat die beiden Jungs live erlebt. Ihren Bericht wollen wir Euch nicht vorenthalten.

 

Es passiert mir nicht oft, dass mich die Musik einer Band so sehr begeistert, dass ich einen insgesamt 20 Stunden dauernden Kurztrip unternehme, um sie einmal live zu sehen, 32a7a6e7anstatt einfach zuhause zu warten, bis sie hierher kommen. Ich wohne schließlich in Berlin, und alle Bands kommen irgendwann nach Berlin. The Candle Thieves haben mich mit nur fünf Songs zu solch einem Kurztrip verführt.

Das Konzert fand im Londoner 93 Feet Street Club statt, im angesagten – das haben mir ein paar Londoner verraten, die ich nach dem Rückflug hilflos auf dem Bahnsteig in Schönefeld aufgegabelt habe – Viertel Shoreditch. Der Club ist in einer alten Backsteinfabrik angesiedelt und obwohl ich keine richtige Ahnung habe, was mich für eine Show erwartet, fühle ich mich schon jetzt wie zuhause.

The Candle Thieves sind die zweite von insgesamt vier Bands an diesem Abend. Ihre Bühne ist bestückt mit Sonnen, einem großen und einem kleinen Teddybären, Glockenspielen, einem Kinderklavier, einem Piano, einer Gitarre und einem aufblasbaren Hai – es wird Spaß versprochen und auch geliefert.

Als die Lichter ausgehen, ertönt die Titelmusik zum Film „Der weiße Hai“. Scottd65b5fdf McEwan und The Glock (auch Glockenshields genannt) betreten die Bühne. Nahtlos gehen sie vom Intro in ihren Song „Sharks and Bears“ über – mit Scott McEwan zunächst am Kinderklavier, dann an der Gitarre und Glock am Piano. Willkommen in der Welt der Candle Thieves. Ihre Melodien sind leichte, poppige, schon fast ins kitschige übergehende Stücke mit düsteren Texten, aufgeheitert durch die beiden fröhlichen und witzigen Charaktere auf der Bühne. Es fällt mir schwer in Worte einzufangen, was sich mir auf der Bühne geboten hat. Ich würde gerne Worte wie großartig, wunderbar, einzigartig, umwerfend und bezaubernd verwenden, aber das alleine gibt nicht annähren wieder, wie toll das Konzert gewesen ist.

Es sind die Kleinigkeiten, die einem das Herz erwärmen: Der im Eierkarton aufbewahrte eiförmige Shaker, den Glock zwischendurch herausholt oder die Wunderkerzen, die er entzündet, während Scott inmitten des Publikums steht und nur mit seiner Gitarre und seiner Stimme (ohne Mikrophon wohlgemerkt) beim Song „Stars“ das Londoner Publikum zum Schweigen bringt. Später steigt Glock bei „Stars“ ein – mit einem kleinen Casio Keyboard auf dem Boden hockend. Selbst als ich bei „Breathing“ vor Rührung eine Träne im Auge habe, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn Glock spielt den Anfang auf einem Kinderakkordeon. Im darauf folgenden Song 80274a50„Not the only one“ stellt Glock die bei Männern oft als nicht existent beschriene Fähigkeit des Multitaskings unter beweis. Während er mit der linken Hand die Snare Drum im Takt schlägt, bedient er mit der rechen Hand abwechselnd Piano, Shaker und Glockenspiel.

Sie wissen was sie tun und sie beherrschen das, was sie tun. Die beiden haben Spaß und lassen das Publikum daran teilhaben. Und spätestens als die Seifenblasenmaschine bei „We’re all gonna die (Have fun!)“ (ihrer nächsten Single) angeht, haben sie auch beim letzten das Kind erweckt und zum Lächeln gebracht.

Anschließend hat Scott McEwan mir gesagt, dass sie live wohl etwas anders seien als auf ihrer „The Sunshine EP“. Und ja, das sind sie auch. Eine CD kann den Charme dieser beiden Charaktere auf der Bühne nicht annährend wiedergeben. Trotzdem empfehle ich jedem, sofort zu www.ilovealcopop.co.uk zu eilen und die EP zu bestellen, denn sie ist auch so großartig.

Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder das Vergnügen habe, The Candle Thieves auf der Bühne zu erleben – sei es in London oder in Berlin! Sie dürfen auch in meinem Wohnzimmer spielen, ich habe es zumindest angeboten.  

Und nicht vergessen: We’re all gonna die. Have fun!

Fotos (c) Dörte Heilewelt