Die letzte Lobhudelei des Jahres: Erdmöbel


Alle Jahre wieder, wie man so schön sagt, das Gleiche: es ist gar nicht so leicht, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Die Arbeit türmt sich bis zur letzten Minute, eigentlich möchte man nur noch stur die Tage runter zählen und darauf hoffen, dass die Zeit bis zu den Feiertagen schnell rum geht. Die Kinder schreiben in der Schule noch eine Arbeit nach der anderen und wenn sie in die Kita gehen, holen sie sich mit Sicherheit einen der diversen kursierenden Infekte, die in einer langen Liste am Infoboard zu lesen sind. Dabei sollte man sie doch eigentlich genießen, diese besondere Zeit des Jahres. Bei Kerzenschein und Keksen mit seinem Liebsten auf dem Sofa sitzen und dem Weihnachtsmann den Stress überlassen. Wenn der doch wenigstens wirklich die Geschenke bringen würde… ach, von überfüllten Geschäften und schwitzigen Shopping Malls will ich hier gar nicht erst anfangen.

Man muss einen Weg finden, damit zurecht zu kommen. In meiner Familie hat sich deshalb in den letzten Jahren ein Ritual entwickelt, wenn es darum geht, der schlechten Jahresendlaune den Gar aus zu machen. Es funktioniert bei uns extrem zuverlässig: alle rein in die Küche, jeder tut was er tun muss und dabei hören wir laut die Weihnachtssongs von Erdmöbel. Sobald meine Kinder zum ersten Mal im Jahr „Ding Ding Dong“ oder „Goldener Stern“ hören setzt bei ihnen eine physisch greifbare Entspannung ein. Ich erinnere mich noch gut daran, wie vor vier Jahren pünktlich zum Heiligen Abend unsere Spülmaschine kaputt ging. Während der Feiertage entwickelte meine damals noch recht kleine Tochter einen sportlichen Ehrgeiz was das von Hand spülen anging, solang sie dabei Erdmöbel hören und laut „Der letzte deutsche Schnee“ singen durfte.

Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die an Weihnachten in ihrer Kindheit nur positive Erinnerungen haben. Dadurch ist es mir gelungen, meine Liebe zu diesem Fest, dem viele im Erwachsenenalter genervt bis deprimiert gegenüber stehen, zu bewahren und dieses Gefühl an meine Kinder weiter zu geben, damit auch sie in der Zukunft von ihren guten Erinnerungen zehren können. Das verbindet mich ja sehr mit der Band Erdmöbel, die den Geist der Weihnacht völlig unzynisch zelebriert. Regelmäßig gibt es als Geschenk ein neues Jahresend-Lied, unlängst wurden diese auf dem Album mit dem passenden Namen „Geschenk“ zusammen gefasst, das bei uns allerspätestens ab dem 1. Dezember auf Heavy Rotation läuft. Und, als wäre das nicht der Festlichkeit schon mehr als genug, gibt es traditionell im Dezember die Erdmöbel Weihnachtstour. Wenn man da einmal angekommen ist, zusammen in einem Raum mit einer Horde weihnachtlicher Gleichgesinnten, dann weiß man wirklich, mit den restlichen Tagen bis zum Fest kann nicht mehr viel schief gehen.

Weihnachten mit Erdmöbel bedeutet nämlich nicht die klassische Besinnlichkeit mit dem Textbuch in der Hand. Klar, die vorweihnachtliche Romantik kommt auch hier nicht zu kurz. „Weihnachten in Tamariu“ zum Beispiel ist ein bittersüßes Stück über den vergeblichen Versuch einer Festtagsflucht. Man möchte glatt den unbekannten Nebensteher zum spontanen Schwof umarmen. „Nonstop Christmas“ hat auch so eine sanfte Melancholie, nie wurde schöner eine himmelblaue Babybadewanne besungen als hier. Aber Weihnachten ist bei Erdmöbel auch Fröhlichkeit, Spaß und Ausgelassenheit. Nahezu unfassbar, dass die sonst eher stoffeligen Berliner sich derart ekstatisch zu Rundtänzen und Polonaise bringen lassen! Bei einem Erdmöbel Weihnachtskonzert packt man die schlechte Laune und die Zurückhaltung in die Manteltaschen und lässt sie draußen an der Garderobe. Mit nach Hause nimmt man ein Lächeln das bleibt, im besten Fall bis über die Feiertage hinaus, zumindest irgendwo ganz klein im Mundwinkel.

In diesem Sinne: Danke Erdmöbel, dass ihr den vorweihnachtlichen Stress auf euch nehmt, in dieser speziellen Zeit des Jahres durchs Land zu reisen und uns ein bisschen Besinnlichkeit und Frohsinn zu bescheren. Hier ist er auf jedem Fall angekommen. Und jetzt: die Melodie des Todes!

P.S.: Nächstes Jahr wird es übrigens ein neues, nicht weihnachtliches Erdmöbel Album geben. Die frisch erschienene erste Single „Hoffnungsmaschine“ ist kein klassisches Jahresend-Lied, passt aber trotzdem gut in die aktuelle Stimmung. Und wer auf den letzten Metern noch auf der Suche nach einem richtig dufte Geschenk ist, die Erdmöbel Weihnachtssongs gibt es auch als sehr hübsch gestaltetes Textbuch mit Noten zum Nachmusizieren. Kann man zum Beispiel hier erwerben.

Gabi Rudolph