An einem der ersten frühlingshaften Tage des Jahres erscheint „Three“, das neue Album des britischen Electro-Künstlers Kieran Hebden aka Four Tet. Es ist keineswegs sein drittes Album, wie der Titel vielleicht vermuten ließe, im Gegenteil, als wahres Urgestein der Szene hat Hebden als Four Tet nun bereits das 12. Studioalbum auf dem Buckel seines kreativen Schaffens – Remixalben, Livealben und diverse EPs nicht mit eingerechnet. Zwei dieser Alben veröffentlichte er zuletzt in 2020, „Sixteen Oceans“ und das experimentelle „Parallel“.
„Three“ knüpft mehr an „Sixteen Oceans“, das gefälligere der beiden an, auf dem Four Tet in der für ihn so charakteristischen Weise treibende Electro-Beats mit sphärischen Klängen verbindet und dadurch eine unvergleichliche schwebend-tanzende Atmosphäre kreiert. „Gliding Through Everything“, der zweite Song auf „Three“, setzt erneut diesen Tenor und trägt die Stimmung weiter. Klimpernd und flirrend gleitet Four Tet dahin, als könnte ihn kein Fünkchen Alltag aufhalten, als wäre alles nur Licht und Luft und Klang, und man heftet sich dankbar an seine Fersen.
Es ist dieses angenehme Gefühl von Flucht, das den Sound von Four Tet so besonders macht, sei es in den ruhigen als auch in den stampfenden Momenten. Stärker als auf „Sixteen Oceans“ arbeitet Hebden auf „Three“ auch wieder mit organischen Soundquellen, was dem Album eine weitere Dimension an Wärme und Tiefe verleiht. Insgesamt spielt die Produktion sich manchmal auf so vielen Ebenen ab, dass einem beim genauen Hinhören fast schon schwindelig wird, dann kommen Songs wie „Skater“ wiederum unglaublich organisch entspannt daher. Innerhalb dieser beiden Eckpunkte bewegt der musikalische Kosmos von „Three“ sich mühelos hin und her.
Mit gerade einmal 8 Songs und 45 Minuten Laufzeit ist „Three“ ein angenehm kompaktes Album geworden, das den Spirit von Four Tet in seiner Kürze voll auf den Punkt bringt. Und das funktioniert genauso gut wie die ausufernden Live-Shows des Wizzards, die gerne, wie letztes Jahr in Berlin, auch mal vier Stunden lang sind. Es erinnert ein wenig daran, dass die schwierigste Übung beim Yoga manchmal nicht der Kopfstand ist, sondern das Lockerlassen des Kiefers – der entspannt sich an diesem frühen Frühlingstag beim Hören von „Three“ quasi von selbst.