„Danke mein Schatz“ – Die Eels live im ausverkauften Astra

EelsLiveAm Freitag spielten die Eels im ausverkauften Astra. Es war mein erstes Eels Konzert und ich bin mit großen Erwartungen in dieses Ereignis reingegangen, ohne auch nur den Ansatz einer Ahnung zu haben, was mich erwarten könnte. Die Vorband, Alice Gold, war eigentlich eine Frau mit einer elektrischen Gitarre und ein bisschen Wut. Leider musste sie zum einen gegen die lauten hinteren Reihen ansingen. Zum anderen hat sie wunderbare lange blonde Haare, die sie sich immer aus dem Gesicht schütteln musste und damit den Kopf während des Singens immer wieder vom Mikrophon wegdrehte.

Nach relativ kurzer Umbauzeit gingen endlich die Lichter aus und es ertönte ein Instrumentales Stück, dass mir bekannt vorkam und das wohl unerwartetste Stück war, das ich mir nur vorstellen könnte und das mir sofort ein grinsen ins Gesicht zauberte. Es hat eine verdächtige Ähnlichkeit mit einem der Songs, die man in Disneyland hören kann. In Anbetracht des neusten Eels Albums „Tomorrow Morning“ (hier besprochen) eigentlich gar nicht mehr so unverständlich, denn gibt es denn sonst noch eine heile Welt?

Mark Oliver Everett kam zunächst alleine raus – im weißen Baumwolloverall, mit Sonnenbrille und Kopftuch halb über die Sonnenbrille gezogen. Den Einstieg machte er mit dem „Grace Kelly Blues“. Erst beim zweiten Song kam Chet Lyster (The Chet, Gitarre, Steel) dazu und unterstütze Everett bei „Prizefighter“. Schon zu der Zeit war klar, dass sich die Songs nicht wie auf dem Album anhören würden. Sie wurden sehr viel rockiger gespielt, die ganzen elektronischen Soundfrickeleien fielen weg. Während Everett wie ein Arbeiter aussah, fast schon unschuldig in seinem strahlend weißen Anzug, war seine Band in feinste Anzüge und Sonnenbrillen gekleidet. Mir persönlich stellte sich kurz die Frage, was der Sinn dahinter ist. E ist der Arbeiter mit dem Maleroverall, die Stütze der Gesellschaft, während die „schicken Typen“ alles auf seiner Arbeit aufbauen? Aber das könnte auch ein wenig zu weit führen. Der Band war der Spaß auf der Bühne und miteinander richtig anzumerken.

Neben The Chat waren noch Rusty Loggsdon (Koool G Murder) am Bass,der nur als P-Boo bekannte dritte Gitarrist und Schlagzeuger Derek Brown (Knuckles) dabei. Knuckels bekam nicht nur ein kleines Drumsolo, sondern sozusagen einen ganzen Song, „Talking about Knuckles“, in dem er mehr oder minder gesungen hat. Abgesehen davon wurden u.a. noch „Summer In The City“ (The Lovin Spoonful) und „She said yeah“ (The Rolling Stones) gecovert. Sommer war es auch im Astra – es war heiß, auch ohne Gedränge.

Die Setliste umfasste Songs aus vielen Studioalben der Eels (es gibt immerhin neun davon): „My Beloved Monster“ (Beautiful Freak),EelsLive2 „Grace Kelly Blues“ und „I Like Birds“ (Daisies For The Galaxy) – letzteres in neuem Gewand, das sich verdächtig nach einem Twist anhörte –, „Dog Faced Boy“, „Souljacker part 1“ (beides Souljacker), „That Look You Gave That Guy“, „Tremendous Dynamite“, „In My Dreams“, „Fresh Blood“ (Hombre Lobo), „Gone Man“, „Paradise Blues“, „Little Bird“ und „In MyYounger Days“ aus End Times  sowie natürlich diverse Songs vom aktuellen Album Tomorrow Morning wie „Spectaculr Girl“, „2Looking Up“ und „Oh So Lovely“.

Souljacker Part 1“ widmete Everett Wim Wenders, der, wie er sagte, auch beim Konzert anwesend war und das Video zum Song gedreht hat. Koool G Murder war wohl auch ein Darsteller in dem Video. Und ein erstes Mal gab es auch: Es war das erste Konzert bei dem Eis am Stiel (in der Verpackung wohlgemerkt) vom Meister höchstpersönlich in die Menge geworfen wurde. Ein bisschen Deutsch spricht Everett auch und gegen Ende bedankte er sich immer wieder mit „Danke mein Schatz“, und das kann ich nur zurückgeben. Danke, mein Schatz, für den fantastischen Abend.

Beim letzten Song „Looking Up“ musste man einfach mit klatschen, auch wenn kein Gospelchor oder ähnliches mit auf der Bühne war. Ein wenig eilig hatte es Everett dann am Ende doch – er wollte die Bühne verlassen bevor der Song zu Ende war, vergaß aber den letzten Refrain. Er kam dann doch nochmal schnell zurück und beendete den Song vernünftig. Ein wenig war er selbst darüber amüsiert. Das Konzert war nach 90 Minuten zu Ende und selten sind 90 Minuten so schnell vergangen – Langeweile hat man vergebens gesucht. Das Publikum war durchweg begeistert und so ist es auch kein Wunder, dass wir uns zwei Zugaben „erklatschten“. So endete das Konzert mit „Oh so lovely“ und nicht mit „Looking Up“. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Everett und seine Männer bald wiederkommen.

www.eelstheband.com