Dänen außer Kontrolle

„In And Out Of Control“, das neue Album der dänischen Band The Raveonettes, handelt von Selbstmord und Vergewaltigern – und kommt dabei erstaunlich beschwingt daher.

BubblesPretty in Black“, der 2005 erschienene zweite Longplayer des dänischen Duos The Raveonettes, ist eine meiner absoluten Lieblingsplatten. Es ist altmodisch, tanzbar, kitschig und streckenweise furchtbar romantisch. Und dass eine Band, die eigentlich für ihren an Garagenrock aus den sechzigern erinnernden Sound bekannt ist, sich für einen langsamen Walzer als Eröffnungssong entscheidet, haut mich auch nach vier Jahren immer noch regelmäßig aus den Socken.

Leider muss ich sagen, war „Pretty in Black“ bis dato auch das einzige Album der Raveonettes, das ich gerne von Anfang bis Ende durchhöre. Besonders bei „Lust Lust Lust“, dem Nachfolgealbum zu „Pretty in Black“, fällt es mir schwer, über mehrere Songs hinweg dabei zu bleiben. Was auch am Konzept der Band liegen mag, über komplette Alben hinweg einer Tonlage treu zu bleiben, wie z.B. geschehen auf ihrer 2002 erschienenen Debut-EP „Whip It On“, die vom ersten bis zum letzten Song in B-Moll durchkomponiert ist. Da kann es beim zuhören schon passieren, dass man ein wenig den Faden verliert und nicht mehr weiß, bei welchem Lied man denn nun eigentlich ist.

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Am 6. Oktober erscheint nun „In And Out Of Control“, das neue Studioalbum von Sharin Foo und Sune Rose Wagner, die zu zweit für den charakteristischen Sound der Raveonettes verantwortlich sind. Im Vorfeld entschieden die beiden sich für einen offensiven Umgang mit dem Medium Internet. Über ihren Twitter Account ließen die beiden ihre interessierten Follower und Zuhörer hautnah am Entstehungsprozess des Albums teilhaben, indem sie in regelmäßigen Abständen Demoversionen der Songs, an denen sie gerade arbeiteten, online stellten. Das nun fertige Album „In And Out Of Control“ kann man bereits vor dem offiziellen Erscheinungsdatum  in voller Länge auf der MySpace Seite der Band hören.

„In And Out Of Control“ ist nicht so altmodisch wie „Pretty in Black“, das in seinen großen Momenten an Elvis Presley und Buddy Holly erinnert, es ist aber auch nicht so düster und gleichförmig wie „Lust Lust Lust“. Es ist, und was kann man schöneres über ein Album sagen, kein Abklatsch seiner Vorgänger, sondern einfach es selbst. Das herrlich kitschige „Bang!“, erinnert einen an kaugummikauende Teenager mit wippenden Pferdeschwänzen, „Breaking Into Cars“ fährt mit einer extrem eingängigen Hookline auf, und „Boys Who Rape“ ist soimages-1tanzbar, dass man beim Herumwackeln fast schon ein schlechtes Gewissen bekommt. „B-Boys B-Boys who rape should b-be b-be d-destroyed.” Kann man da fröhlich mitsingen? Die Raveonettes spielen auf diesem Album gerne mit dem Kontrast zwischen Text und Melodie. Die Texte auf „In And Out Of Control“ seien die härtesten, die sie je geschrieben haben, erzählt Sängerin Sharin Foo in Interviews. Die Unbeschwertheit, mit der es im Gegensatz musikalisch daherkommt, macht einen großen Teil des Reizes von „In And Out Of Control“ aus.

Die Raveonettes haben mich also wieder. Bleibt ihnen zu wünschen, dass ihre Offenheit gegenüber dem Internet entsprechend honoriert wird. Auf Twitter haben sie zur Zeit noch keine dreitausend Follower, es lohnt sich aber, sie mit einem Klick zu unterstützen, da man sich sicher sein kann, dass man dafür mit einer Menge kostenloser Hörproben belohnt wird. „In And Out Of Control“ erscheint auf iTunes bereits am 5. Oktober und kostet dort zur Zeit 6,99 €. Die kann man trotz des großzügigen Free Streams auf MySpace ruhig ausgeben, denn es ist ein tolles Album für den iPod. Ich werde noch viel durch die Gegend laufen und dabei fröhlich vor mich hinsingen. „Suizide – Ohohoho…“

Links: The Raveonettes auf Twitter und MySpace

Fotos: © Vice Records

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