Endlich wieder ESC! Endlich wieder eintauchen in die Bubble! Nach dem überlegenen Gewinn der quirligen Sängerin Netta im letzten Jahr in Lissabon stand fest: Der nächste Eurovision Song Contest findet in Israel statt. Und auch für uns was schnell klar: Das wollen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.
Mitten drin, statt nur dabei! Shalom Tel Aviv! Und mit seinem mediterranen Flair ist die Mittelmeerstadt ein wahrlich angenehmer Gastgeber. So bleibt neben der Arbeit im Pressezentrum, den Pressekonferenzen, ESC Partys und Liveshows auch noch genügend Zeit, um Land und Kultur mit den vielen kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen, eine absolute Win-Win Situation. Diese ganz besondere Eurovision Atmosphäre liegt diese Tage in Tel Aviv greifbar in der Luft und es ist einfach schön zu erleben, dass der Wettbewerb nicht nur auf dem Papier ein völkerverständigendes Element hat – denn wo sonst außer im Sport kommen so viele Nationen in friedlicher Absicht zusammen und feiern eine große, bunte Party?
Das Musikspektakel, welches 2019 bereits zum 64. Mal ausgetragen wird, genießt weltweite Bekanntheit und darf sich Jahr um Jahr über mehr als 200 Millionen Fernsehzuschauer freuen. Tausende eingefleischte Fans verfolgen das Event zudem live vor Ort. Und nach dem überzeugenden Auftritt des deutschen Kandidaten Michael Schulte im vergangenen Jahr, der uns einen hochverdienten vierten Platz beschert hatte, dürfte das generelle Interesse am Eurovision Song Contest auch in Deutschland wieder gestiegen sein.
Heute Abend ist es nun soweit: Insgesamt 26 Nationen konkurrieren im Wettstreit um die heiß begehrte ESC-Krone. Die Show beginnt um 21 Uhr deutscher Zeit. Und was darf nicht fehlen bei einer großen europäischen Party? Mother Madonna! Ganz genau, die Queen of Pop gibt sich heute Abend die Ehre und performt neben ihrem Dauerbrenner „Like a Prayer“ ihre neue Single „Future“.
Basierend auf den bisherigen (Live-) Eindrücken der Auftritte haben wir nachfolgend unsere – Vorsicht: subjektive – Meinung bzw. Einschätzung zu den 26 Finalsongs zusammengestellt. Egal wem ihr heute Abend die Daumen drückt, wir wünschen euch eine bunte, emotionale und berauschende Eurovision Party! Say na na na! 🙂
1 Malta – Die Show beginnt mit der jungen Maltesin Michela, die sich über ihren Sieg bei „X Factor Malta“ als ESC-Kandidatin für die Mittelmeerinsel qualifiziert hat. Ihr poppiger R’n’B Song „Chameleon“ ist farbenfroh inszeniert, macht Lust auf tanzen und sorgt für gute Laune. Ein passender Start in den ESC-Abend!
Unsere Wertung: Marion: 2,5/5 | Miri: 2/5
2 Albanien – Für Albanien startet Jonida Maliqi mit dem Song „Ktheju tokës“ (Kehre zurück in dein Land), einer der wenigen Songs in Landessprache im diesjährigen ESC-Finale. Inhaltlich geht es in dem Song, der starke Ethno-Elemente hat, um ein ernstes Thema, die Auswanderung aus Albanien, die insbesondere nach dem Kosovo-Krieg vermehrt stattgefunden hat.
Unsere Wertung: Marion: 2,5/5 | Miri: 2/5
3 Tschechien – Tschechien setzt 2019 auf Indie-Pop. Die Band Lake Malawi besingt in dem durchaus tanzbaren Song mit Ohrwurm Potential „Friend of a Friend“ die Tatsache, dass über Freunde von Freunden im Prinzip jeder auf der Welt miteinander verbunden ist. Hach!
Unsere Wertung: Marion: 1,5/5 | Miri: 2/5
4 Deutschland – Das extra für den ESC neu zusammengestellte Duo S!sters – bestehend aus den beiden Sängerinnen Carlotta und Laurita – vertreten Deutschland mit dem Song „Sister“. So sympatisch die beiden auch sind und so wenig man ihnen das Gesagstalent absprechen kann, der Song und die Performance zünden einfach nicht wirklich – nicht bei uns, nicht bei der nationalen und internationalen Presse und wenn man den Buchmachern Glauben schenken mag ist auch vom Publikum wenig Gegenliebe zu erwarten. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja zumindest eine kleine positive Überraschung.
Unsere Wertung: Marion: 1/5 | Miri: 1/5
5 Russland – Sergei Lasarew ist für ESC-Fans kein Unbekannter. Bereits 2016 vertrat er sein Land und belegte am Ende einen respektablen dritten Platz. Nun ist er back in the game und möchte mit der gefühlsintensiven Ballade „Scream“ noch ein bisschen mehr erreichen. Das ziemlich gelungene, mitreißende Staging und seine sichere Stimme legen dafür schon einmal den Grundstein.
Unsere Wertung: Marion: 3,5/5 | Miri: 3/5
6 Dänemark – Das Leben ist schön. Denn Liebe ist für alle da und Liebe besteht immer weiter fort. Das besingt Leonora in ihrer zuckersüßen, jazzigen Popnummer „Love is forever“ in mehreren Sprachen. Hach, da geht einem doch für mindestens 3 Minuten das Herz auf! Und das gute Gefühl bliebt dann auch mindestens bis Startnummer 17 (Island) bestehen.
Unsere Wertung: Marion: 2,5/5 | Miri: 2/5
7 San Marino – Auch Serhat ist ein ESC-Wiederholungstäter. Der gebürtige Türke vertritt den Kleinstaat San Marino bereits zum zweiten Mal und darf seinen Song „Say na na na“ nun im Finale performen. Da stimmen wir doch alle mit ein und überhören einfach die schiefen Töne: „Say na na na. On a doctor’s order please say na na na…“
Unsere Wertung: Marion: 1,5/5 | Miri: 1/5
8 Nordmazedonien – Tamara Todevska vertritt Nordmazedonien beim ESC mit der Ballade „Proud“. Ein Song mit einer starken Botschaft: Die Sängerin ruft Mädchen dazu auf, ihre Stimme zu erheben und stolz zu sein. Nach sieben dunklen ESC-Jahren hat es der südosteuropäische Staat mit diesem Beitrag endlich wieder ins Finale geschafft!
Unsere Wertung: Marion: 1,5/5 | Miri: 2/5
9 Schweden – Schweden ist 2019 – wie eigentlich fast jedes Jahr – einer der Mitfavoriten auf den Gesamtsieg. Und John Lundvik weiß mit seiner souligen Nummer „Too Late for Love“ auf ganzer Linie zu überzeugen. Für ein Highlight sorgen seine Background-Sängerinnen, ein stimmgewaltiger Gospelchor.
Unsere Wertung: Marion: 3,5/5 | Miri: 4/5
10 Slowenien – Einer der modernsten Beiträge dieses Jahrgangs kommt aus Slowenien. In der Elektropop-Numme „Sebi“ (Selbst) singt die Sängerin Zala darüber, den eigenen Weg zu gehen und dabei Ängste und Schwächen zu akzeptieren. Begleitet wird die reduzierte Performance dabei von Multi-Instrumentalist und ihrem Real-life Partner Gašper Šantl.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 1/5
11 Zypern – Denken wir an den ESC im letzten Jahr, so kommen wir nicht umher an DEN Partyhit des letzten Jahregangs zu denken: Eleni Foueira mit „Fuego“. Zypern versucht nun mit einer neuen Kandidatin genau dort anzuknüpfen. „Replay“ von Tamta klingt stellenweise sehr nach einer Kopie des Vorjahreserfolges – nichtdestotrotz sorgt der Song für Stimmung und dürfte sich im guten Mittelfeld platzieren.
Unsere Wertung: Marion: 2/5 | Miri: 2/5
12 Niederlande – Duncan Laurence ist seit Wochen der Top-Favorit auf den Sieg. Nach der erfolgreichen Qualifikation fürs Finale sind die Buchmacher noch optimistischer geworden. Aktuell wird seine Siegchance mit unglaublichen 47% eingeschätzt! In seiner Pop-Ballade „Arcade“ besingt der Songwriter am Keyboard den Verlust eines geliebten Menschen, der jung gestorben ist und deshalb die große Liebe nicht mehr erleben kann. Für uns stellt sich die Frage: Sehen wir uns 2020 in Amsterdam?
Unsere Wertung: Marion: 5/5 | Miri: 5/5
13 Griechenland – Man mixe Lana del Reys Optik mit Leona Lewis Stil und Stimme. Doch die griechische Interpretin Katerine Duska bringt selbst auch viel eigenes mit ein in die Perfomance ihres Popsongs „Better Love“. Ins Auge sticht dabei die süße, blumige Inszenierung gepaart mit Katrines starker Stimme.
Unsere Wertung: Marion: 3,5/5 | Miri: 3/5
14 Israel – Kobi Marimi hat in Tel Aviv ein Heimspiel – und präsentiert mit der Ballade „Home“ seine persönliche Geschichte. Er hat das Gefühl, angekommen zu sein und sich zu Hause zu fühlen und möchte anderen Mut machen, weiter danach zu suchen bzw. daran zu arbeiten, dies zu erreichen.
Unsere Wertung:Marion: 2/5 | Miri: 4/5
15 Norwegen – Nach dem eher ruhigeren Song von Israel drehen die Norweger von KEiiNO ordentlich auf. Die Europop-Hymne „Spirit In The Sky“ macht Spaß und besingt die Kraft guter Geister. Zudem wird in dem Song stellenweise die ganz spezielle Gesangstechnik der Samen präsentiert.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | | Miri: 5/5
16 Großbritannien – Das Mutterland des Pop setzt 2019 auf den jungen Sänger Michael Rice und seine soulige Ballade „Bigger Than Us“. Der Song, den Rice seinem verstorbenen Vater gewidmet hat, ist gefällig, aber hat für uns nicht diesen gewissen Aha-Effekt. Fun Fact: Der Song wurde unter anderen vom schwedischen Kandidaten John Lundvik geschrieben.
Unsere Wertung: Marion: 2,5/5 | Miri: 2/5
17 Island – Von der Insel kommt dieses Jahr wohl mit der kurioseste Beitrag. Sieht man Hatari auf der Bühne (mit ihren BDSM-Outfits und Industrial Sound), so schüttelt der durchschnittliche ESC Finalzuschauer wohl den Kopf und fragt sich, ob er hier richtig ist. Die Antwort ist: Ja! Denn der ESC ist so viel mehr als trashiger Euro-Pop. Hatari selbst verstehen sich als anti-kapitalistisches Performance-Kollektiv, das sich kritisch mit der Konsumgesellschaft auseinandersetzt. Im Vorfeld hatte die Band unter anderem offen Netanyahus Politik kritisiert. Die Band singt in dem Song davon, dass der Hass siegen wird, wenn wir uns nicht auf unsere Werte rückbesinnen.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 2/5
18 Estland – Für Estland tritt in diesem Jahr des Schwede Victor Crone an. Alles an „Storm“ ist durchschnittlich: der Song, die Stimme des Sängers, die Performance. Dennoch: Der Song plätschert gefällig dahin und fällt zumindest nicht negativ auf. Zudem darf man „Storm“ nicht vorenthalten, dass der Song durchaus für Stimmung sorgt und einen großen „Mitklatschfaktor“ hat.
Unsere Wertung: Marion: 2,5/5 | Miri: 3/5
19 Weißrussland – Nach einigen Jahren Durststrecke hat es Weißrussland wieder dieses Jahr ins Finale geschafft. Die junge Sängerin Zena vertritt ihr Land mit dem gefühlt etwas in die Jahre gekommenen Latino-Popsong „I Like“. Das kann einem jetzt gefallen, muss es aber nicht. Für uns gibt es in diesen drei Minuten wohl eher mal Zeit durchzuatmen.
Unsere Wertung: Marion: 1/5| Miri: 1/5
20 Aserbaidschan – Auch Aserbaidschan liegt dieses Jahr wieder gut mit im Rennen. Sänger Chingiz erzählt in dem Pop-Song „Truth“ die Geschichte einer vergifteten Beziehung. Nicht zuletzt dank der späten Startnummer ist der Song ein heißer Kandidat für die Top 10.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 5/5
21 Frankreich – Seitdem Frankreich auf seinen nationalen Vorentscheid „Destination Eurovision“ setzt, gibt es musikalisch an den französischen Beiträgen rein gar nichts mehr auszusetzen. In seinem Song „Roi“, der teilweise auf Englisch, teilweise auf Französisch gesungen ist, ruft Bilal Hassani dazu auf, zu seiner Identität zu stehen. Die Inszenierung auf der großen ESC-Bühne ist dabei sehr anrührend: Zwei starke Frauen stehen gemeinsam mit ihm auf der Bühne: eine plus-size Ballerina und eine tabstumme Tänzerin. Die Message: Dare to dream!
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 4/5
22 Italien – Mahmood, der Gewinner des diesjährigen San Remo Festivals, vertritt Italien mit dem modernen Elektro-Poptitel „Soldi“ (Geld). In dem Song, der mehrere Tempowechsel durchlebt, geht es um die Beziehung zu seinem Vater, die lange Zeit nicht einfach war und darüber, wie Geld eine Famile zerstören kann. Unser Fazit: Zurecht einer der Favoriten!
Unsere Wertung: Marion: 5/5 | Miri: 4/5
23 Serbien – Natürlich darf in einem ESC-Finale eine typische Balkanballade nicht fehlen. Und Serbien liefert uns diese par excellence. Sängerin Nevena Božović, die bereits zum zweiten Mal Teilnehmerin beim Eurovision Song Contest ist, überzeugt in „Kruna“ (Krone) vor allem durch ihre starke Stimme.
Unsere Wertung: Marion: 3,5/5 | Miri: 3/5
24 Schweiz – Schweiz goes Latino! Für unser Nachbarland tritt dieses Jahr kein geringerer als DSDS-Sieger (2012) Luca Häni an – und plötzlich ist die Schweiz sogar für einen möglichen Sieg im Gespräch. Der moderne Latin Popsong überzeugt durch perfekte Tanzeinlagen und sorgt für gute Stimmung.
Unsere Wertung: Marion: 3/5| Miri: 3/5
25 Australien – „Nur fliegen ist schöner“ dachte sich die australische Sängerin Kate Miller-Heidke. Und dies ist nicht nur metaphorisch gemeint, denn Kate und ihre beiden Background Sängerinnen schweben an Stangen gebunden in 4 Meter Höhe über dem Boden. Dank eines wunderbaren Stagings wirkt es tatsächlich so, als würden die drei durch den Wetraum schweben. Ihr Song „Zero Gravity“ wird somit noch einmal auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Achja, auch Genre-Grenzen kennt Kate nicht, ihr Song verbindet Operngesang mit Dubstep Elementen. Man darf gespannt sein, wie hoch Australien heute Abend fliegen wird.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 4/5
26 Spanien – Sänger Miki hat die Ehre mit seinem tanzbaren Sommersong „La Venda“ das Finale zu beschließen. Schwungvoll tanzt er sich dabei durch sein buntes „Haus“ und verbreitet zumindest im Publikum gute Laune.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 3/5
Alle Fotos: Mirjam Baur