Bis jetzt hielt sich Chris Taylor als Multi-Instrumentalist bei Grizzly Bear sowie als Produzent von u.a. Grizzly Bear, The Morning Benders, Twin Shadow und Inhaber des selbst gegründeten Labels „Terrible Records“ dezent im gemütlichen Hintergrund. Doch mit seinem Anfang September erschienenen Debütalbum „Dreams Come True“ unter dem Synonym Cant traut er sich nun aus der Deckung und lässt ordentlich die Funken sprühen.
In zehn Songs zeigt sich der 30-Jährige in einem Moment berührend ehrlich, um im nächsten Augenblick dem Zuhörer ohne mit der Wimper zu zucken einen mächtigen Bären aufzubinden. Dabei verwendet er düstere Synthesizer-Klänge, verzwirbelt diese mit manchmal fast unerträglich schmalzig langsamen Popklängen und schmiert dann alles zu einer homogenen Masse zusammen. Dass solch eine spannende Mischung beim ersten, vorsichtigen Durchlauf nicht so verdaulich ist wie warmer Schokopudding, versteht sich dabei von selbst. Vielmehr stellt sich der Erstling von Taylor als zäher Knochen dar, den es aber lohnt zu zerbeißen. Denn irgendwann hört man nicht mehr nur wirre Verzerrungen, sondern ein schillerndes Meisterstück an das andere gereiht, worauf man sich besonders live freuen kann, wenn er denn endlich in deutschen Clubs aufschlägt und dem willigen Publikum solch kribbelige Songs wie „Too Far, Too Long“ und „Answer“ um die Ohren knallt.
Ob er wohl auch neue Stücke präsentieren wird? Bei den in New York stattfindenden Aufnahmen half ihm sein Freund George Lewis Jr., den er bereits durch Twin Shadow kannte, aus seinen Ideen ein Ganzes zu entwickeln. Sie harmonierten so gut gemeinsam, dass sie Berge von interessantem Songmaterial in der Studio-Zeit erschufen und sich somit die knifflige Frage stellte, wie denn nun das Album klingen und für welche Musikrichtung man sich entscheiden sollte. Und so bleibt dem Zuhörer nur die Spucke weg bei solch einer Vielschichtigkeit auf dem Debüt des Alleskönners, der lieber unentwegt Musik kreiert als auch mal einfach alle Viere von sich zu strecken und Urlaub zu machen. Chris Taylor atmet die Musik, das spürt man in jeder Minute von „Dreams Come True“. Umso lieber möchte man ihm live in die Augen schauen und genau gucken, ob er denn nun ein verdammt guter Schauspieler ist oder die ehrlichste Haut der Welt.
Tourdaten:
9.11. Berlin, Magnet Club
10.11. Hamburg, Indra Mondial
16.11. Köln, Gebäude 9
Freut sich drauf: Hella Wittenberg