Eine Show von Cherry Glazerr muss man erst mal verdauen. Da geht nach anderthalb Stunden das Licht an und man bleibt stehen. Lässt die Menschen an sich vorbeirauschen, den einen Typen die leeren Flaschen einsammeln… bis der Security einen nach draußen schieben muss. So richtig verstehen will man das nicht. Denn auch wenn der Garage-Pop von Clementine Creevy und ihrer zweiköpfigen Band absolut zielführend und effizient schnell in die Beine geht, ist da am Ende mehr. Mehr als nur ein bisschen Haare in den Nacken werfen, schwitzen, lachen, Bier über die Hand schwappen lassen. Die Texte kleben länger im Hirn fest. Die Innenansichten der Anfang Zwanzigjährigen US-Sängerin und Gitarristin bringen nerviges Patriarchat und überholte Stereotype so auf den Punkt, dass man etwas tun will. Weit mehr als nur den Ärger wegtanzen. Und nach einer Show wie der im Berliner Musik & Frieden ist da eben das sichere Gefühl, mit genau diesem Feiern und Grübeln bei den größtenteils neuen Tracks von der „Stuffed & Ready“-Platte hätte man schon mal den ersten Schritt gemeinsam getan. Was für eine bittersüße Sache, so ein Abend mit Cherry Glazerr.
Bericht und Fotos: Hella Wittenberg