Nachdem wir den ersten Tag des By The Lake Festivals in der Freilichtbühne Weißensee verbracht haben (hier nachzulesen), ging es für den zweiten Tag zum Strandbad. Festivals am Strand und Arbeit vertragen sich nicht sonderlich gut. Was soll man machen – am Strand faul in der Sonne liegen und der Musik lauschen oder Fotos machen und vor der Bühne tanzen? Oder bestimmt die Musik am Ende des Tages was man wann macht? Und bleibt man einfach liegen wenn ein fremdes Kind einem abwechselnd eine Plastikeiswaffel in die Hand drückt oder mit Sand bewirft? Und wann ist der perfekte Zeitpunkt sich in die kühlen Fluten des Weißensee zu begeben? Tja, diese Fragen umgaben mich, als ich mein schattiges Plätzchen im Strandbad Weißensee gefunden habe und mich ein fremdes Kleinkind mit Sand bewarf, während ich auf meiner Decke lag und auf die erste Band des Tages, Cold Specks, wartete.
Am Anfang war mein Arbeitseifer noch recht groß und Cold Specks luden auch zum Tanzen vor der Bühne ein. Hinter Cold Specks verbirgt sich die Sängerin Ladan Hussein, die an diesem Tag elektronisches Gefrickel und eine Alt-Klarinette zur Unterstützung dabei hatte, um ihre wunderbar warme Soulstimme zu untermalen. Der Großteil des Publikums saß im Sand rum und wippte mit dem Kopf. Schöner Start und passend zum Strand.
Bei der zweiten Band war das so eine Sache mit dem Arbeitseifer. Laid Back hatten in den 80igern Hits wie „Bakerman“ und „Sunshine Reggae“ und haben mich viele Jahre auf irgendwelchen Feiern von Verwandten begleitet. Ich hätte zum einen nicht gedacht, dass ich sie je live sehen werde und zum anderen, dass zwei Herren aus Dänemark diese Musik geschrieben haben. Ihre Musik lädt gleichermaßen zum Tanzen und zum Relaxen ein. Ich entschloss mich für letzteres, verließ die Bühne nach zwei Songs und schwamm zum easy-going Soundstrack eine Runde, während sich bestimmt 95 % der Festivalbesucher vor der Bühne versammelten und feierten.
Bei der dritten Band, Cavern of Anti-Matter, musste ich dann nach zwei Songs auf meiner Decke trocknen. So viel haben sich Stereolabs Gitarrist Tim Gane und Schlagzeuger Joe Dilworth auch nicht bewegt. Holger Zapf hat sich hinter einer Wand aus Korg Synthesizern vor dem Publikum versteckt und zu dem düster-melodischen, vom Krautrock beeinflussten Klängen lässt sich vorzugsweise nur mit dem Kopf nicken oder dem Fuß wippen. Das geht auch im Liegen. Im Nachhinein hätten sie vielleicht besser ins Line Up des ersten Tages gepasst, während die soul-poppigen Liss besser zum Strandgefühl gepasst hätten.
Und wie ich jetzt weiß: Die Musik bestimmt, wo man sich aufhält. Bei der letzten Band des Tages, King Khan and the Shrines, konnte man beim besten Willen nicht liegenbleiben oder sitzen oder gar stillstehen. Diese Band ist verrückt, lustig und auch extrem gut. Rock’n’Roll, Gospel, Spaß und King Khan. Bandmitglieder verschwinden in der tanzenden Menge, zuweilen samt Mikro und Klavier. Die dreiköpfige Bläserfraktion trägt auch gerne mal ein Cape und King Khan eine Vagina, wie er am Schluss seinen hautengen Einteiler beschrieb. Und egal was man machte, irgendwas auf der Bühne verpasste man immer. Meine liebste Band vom gesamten Festival.
Tja, was bleibt noch zu sagen? Prost und bis zum nächsten Jahr!
Worte & Fotos: Dörte Heilewelt