Bilal Hassani im Interview: „Auf der größten Bühne der Welt zu stehen war einfach unglaublich!“

Wie gerne denken wir zurück an unsere Zeit in Tel Aviv, als wir beim Eurovision Song Contest 2019 mittendrin statt nur dabei waren. Auch mit mehreren Wochen Abstand sind die Erlebnisse noch immer sehr präsent. So geht es nicht nur uns, sondern auch dem französischen Vertreter Bilal Hassani, einem der wohl interessantesten Teilnehmer des diesjährigen europäischen Musik-Wettstreits. Im Interview verrät uns der sympathische Sänger, wie er die Zeit in der ESC Bubble erlebt hat und welche Message er mit seiner Musik vermitteln will.

Seit deinem großen Tag, als du für Frankreich mit deinem Song „Roi“ („King“) beim Eurovision Song Contest angetreten bist, sind einige Wochen vergangen. Wie hast du die Zeit in der ESC Bubble erlebt?

Das waren die besten Wochen meines Lebens! Ich hatte einfach eine wahnsinnig gute Zeit, habe viele Freunde gefunden und jeden Tag acht Stunden gearbeitet: Ich habe an meinem Gesang und am Tanzen gearbeitet und mich zum einen selbst gecoacht, zum anderen konnte ich mit den besten Coaches dieser Welt zusammenarbeiten. Auf der größten Bühne der Welt zu stehen war einfach unglaublich!

Dein Staging war ganz großes Kino, eine wirklich schöne und inspirierende Performance. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden? Würdest du rückblickend irgendetwas ändern an dem Auftritt?

Mein Auftritt ist gerade erst ein paar Wochen her. Aber ich würde tatsächlich nichts anderes machen. Ich bin noch immer wahnsinnig happy mit der Performance und meine Meinung darüber hat sich nicht geändert. Ich habe genau das auf die Bühne gebracht, was ich im Sinn hatte und die Geschichte so erzählt, wie sie mir vorgeschwebt ist. Und ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Für mich ist das Ergebnis auch nicht (nur) im Endclassment zu sehen, sondern in der Verbindung, die ich zum Publikum aufbauen konnte und wie meine Message bei den Leuten angekommen ist. Und ich kann sagen, dass das geklappt hat. Ich habe Nachrichten von Leuten aus Slowenien, aus der Ukraine, Deutschland und Großbritannien bekommen – auch aus den Niederlanden und vielen weiteren Ländern. Aus Spanien und Portugal…Und das von Menschen aus allen Altersgruppen. Sie alle habe mir geschrieben, dass ihnen mein Song bei der Bewältigung vielfältiger Struggles geholfen hat und das ist für mich das wirklich wichtige Ergebnis.

Wir haben deine Eurovision Reise mit großem Interesse verfolgt und waren sehr positiv davon überrascht, wie gut du mit all dem Stress umgegangen bist – trotz deines jungen Alters. Wie ist es dir gelungen, mit all dem Stress und all den – wahrscheinlich teilweise neuen Situationen – so gut umzugehen?

Meine Mutter war die ganze Zeit über an meiner Seite und hat meine Hand gehalten. Einen besseren Rückhalt hätte ich mir nicht wünschen können. Sie hat mir geholfen, nicht allzu gestresst zu sein. Ich weiß, dass die Aufregung sonst zu viel für mich geworden wäre, wenn ich alles allein hätte durchstehen müssen.

Du hast vor kurzem dein Debütalbum „Kingdom“ veröffentlicht. Inwiefern unterscheidet es sich von deinem Eurovision Hit „Roi“? Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich glaube, dass man meine Musik insgesamt als Popmusik bezeichnen kann. Ich mache Musik für Menschen – für alle Menschen. Ich möchte nicht, dass meine Musik nur von einer bestimmten Zielgruppe gehört wird, ich möchte niemanden ausschließen. Die Leute sollen meine Songs hören und dabei Spaß haben. Alle Songs auf dem Album sind sehr unterschiedlich, ich habe da einiges ausprobiert, aber sie passen dennoch gut zusammen. Im Grunde ist „Roi“ das zentrale Element des Albums, der Song beinhaltet die Hauptmessage des gesamten Albums: sich selbst auszudrücken, sich selbst treu zu sein und sich selbst zu lieben bzw. daran zu arbeiten. Selbstliebe ist in einer Welt voller Hass unglaublich wichtig. Und auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Ich möchte, dass die Leute eine gute Zeit haben!

Welcher Song auf deinem Album geht dir am nächsten? Welches ist dein Lieblingssong?

Ich glaube, ich kann beide Fragen mit demselben Track beantworten: „Dans mon seum“. Ich habe diesen Titel mit zwei meiner Freunde geschrieben, die eigentlich gar keine Songwriter sind – zumindest bis jetzt. Aber wir haben den Song gemeinsamen geschrieben, in einer Nacht mit ein bisschen Wein und Red Bull und jetzt fühle ich mich immer wieder in diese Situation zurückversetzt, wenn ich den Song singe oder anhöre. Das macht mich sehr glücklich.

Wie möchtest du, dass deine Musik in einigen Jahren/Jahrzehnten in Erinnerung bleibt? Welche Message möchtest du mit deiner Musik verbreiten?

Ich möchte den Leuten einfach ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Ein Lächeln, das bleibt, sodass sie weiterhin eine gute Zeit haben, wenn sie meine Musik hören – auch in x Jahren. Ich wünsche mir, dass mich die Menschen als Freigeist in Erinnerung behalten, der der Sprung ins kalte Wasser einfach gewagt hat, auch wenn die Leute ihm einreden wollten, dass er keine Chance hätte. Ich hab getan, was ich tun wollte und bin mir dabei immer treu geblieben.

Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?

Ich schätze, das wäre ein Ratschlag, den ich von sehr vielen Leuten bekommen habe, die ich bisher in meinem kurzen Leben getroffen habe: „Habe Spaß, denn das Leben ist kurz.“ Es geht so schnell vorbei und daher ist es wichtig, eine möglichst gute Zeit zu haben.

Planst du, bald außerhalb von Frankreich auf Tour zu gehen? Was wäre deine Traum Location für einen Gig? Wir haben deinen Auftritt beim Wiwijam miterlebt und waren begeistert!

Dankeschön! Ich würde wahnsinnig gerne überall in Europa auftreten. Ich hatte in London, Stockholm und Kiew, wo ich im Zuge von Eurovision Promotions mit dabei war, eine tolle Zeit. Einen bestimmten Ort, an dem ich unbedingt mal spielen möchte, habe ich eigentlich nicht. Überall, wo mich meine Musik hinführt, würde ich gerne auftreten.

Uns würde interessieren, welche Songs bei dir gerade rauf und runter laufen. Verrätst du uns deine Playlist?

Das freut mich, dass euch das interessiert. Ich höre tatsächlich noch immer viele Songs aus dem diesjährigen Eurovision Jahrgang. Außerdem viel Mariah Carey und Jojo – sagt euch die noch was? Die finde ich klasse, ich liebe ihre Musik!

Wir sind ein deutsches Online Magazin. Wenn du an Deutschland denkst, woran denkst du als erstes?

Hmmm…als erstes kommt mir „Party“ in den Sinn, weil ich weiß, dass die Leute in Berlin wahnsinnig gerne und richtig gut feiern gehen. Ihr seid Party Animals und das liebe ich. Jedes Mal, wenn meine Freunde nach Berlin oder auch woanders nach eutschland fahren, kommen sie immer völlig fertig zurück, weil sie so viel gefeiert haben. Also denke ich, „Party“ passt ganz gut.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für alle weiteren Projekte! Wir hoffen, dass wir dich bald mal in Deutschland live sehen können.

Interview: Marion Weber und Mirjam Baur

Pressefoto © Fifou

Livefoto © Mirjam Baur, Bilal Hassani bei seinem Auftritt beim Wiwijam in Tel Aviv