Der niederländische Regisseur und Drehbuchautor Paul Verhoeven wird Jury-Präsident der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin. „Mit Paul Verhoeven haben wir einen Regisseur als Jury-Präsidenten, der in den unterschiedlichsten Genres sowohl in Europa als auch in Hollywood gearbeitet hat. In der Bandbreite seines Filmschaffens spiegelt sich seine kreative, vielfältige Verwegenheit und sein Experimentierwillen“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Auf der Berlinale stellte der vielfach ausgezeichnete Filmemacher 2013 beim Berlinale Talent Campus (heute Berlinale Talents) auf dem Panel „Follow Your Instincts: Filmmaking According to Paul Verhoeven“ seine Arbeitsweise und seine Sicht auf die US-amerikanische und europäische Produktionslandschaft vor.
Nach einem Mathematik- und Physikstudium wandte sich Paul Verhoeven Mitte der 1960er Jahre dem Film zu und startete seine Regiekarriere 1969 mit der erfolgreichen niederländischen TV-Serie „Floris – Der Mann mit dem Schwert“. Auf sein Spielfilmdebüt „Was sehe ich… Was sehe ich!“ (1971) über zwei Prostituierte, die von einem bürgerlichen Leben träumen, folgte 1973 der erotisch aufgeladene Thriller „Türkische Früchte“, der ihm neben großer Popularität auch eine Nominierung als Bester fremdsprachiger Film bei den Oscars 1974 einbrachte. Nach seinem internationalen Durchbruch mit „Der Soldat von Oranien“ (1977) – der für den Golden Globe nominiert wurde – und „Der vierte Mann“ (1983) zog Paul Verhoeven nach Hollywood, um sich einem stilistischen Wandel in seiner Arbeit zuzuwenden.
Mit actionreichen Großproduktionen wie „RoboCop“ (1987) und insbesondere „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (1990), beides gegenwartskritische Reflexionen der Zukunft, feierte Paul Verhoeven beeindruckende Box-Office-Hits, revolutionierte das Science-Fiction-Genre und blieb sich dabei als Autorenfilmer treu. Mit dem provokanten Erotikthriller „Basic Instinct“ (1992) kehrte er zu Themen seiner niederländischen Filme zurück. „Basic Instinct“ machte Sharon Stone zum Star und erhielt zwei Oscar-Nominierungen. 1997 wandte sich Verhoeven mit „Starship Troopers“ erneut dem Science-Fiction-Genre zu, im Jahr 2000 folgte der Sci-Fi-Horrorfilm „Hollow Man – Unsichtbare Gefahr“.
Nach nahezu 20 Jahren verließ Paul Verhoeven Hollywood und ging 2006 in die Niederlande zurück, um „Black Book“ (2006) zu drehen, der auf der Geschichte einer niederländischen Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkrieges basiert. Ab 2007 widmete sich Verhoeven mehr dem Schreiben und feierte erst 2016 mit der französisch-deutschen Produktion „Elle“ sein Comeback. Darin führt Paul Verhoeven seine Themen auf überraschende Weise fort. Isabelle Huppert spielt eine Frau, die durch sado-masochistische Abgründe wandelt und dabei ein Kindheitstrauma überwindet.
„Elle“ (deutscher Kinostart: 2. Februar 2017) ist in drei Kategorien für die European Film Awards 2016 sowie in zwei Kategorien für die US-amerikanischen Critics‘ Choice Awards nominiert.
Foto: Lex de Meester
Text: Berlinale Presseabteilung