Berlin Festival 2011: Interview mit Yelle

Julie Budet alias Yelle bezaubert auf der Bühne mit ausgefallenen Kostümen, schier unerschöpflicher Energie und natürlich ihrem spaßigen Electro-Sound. Nicht umsonst ist ihr Künstlername ein Akronym von „You Enjoy Life“. Wir haben die Französin beim diesjährigen Berlin Festival getroffen, ein wenig mit ihr geplaudert und sie mit einem aufblasbaren Riesen-Papagei erfreut.

Yelle_BerlinFestival2Liebe Yelle, wie ist es wieder in Berlin zu sein?

Oh, es ist großartig! Wir freuen uns jedes Mal hier zu sein und die Stadt neu kennenzulernen. Es gibt immer noch so viel zu entdecken. Wir freuen uns generell, wieder in Deutschland auf Tour zu sein. Es ist einfach toll hier zu sein.

Zuletzt haben wir dich beim Roskilde Festival gesehen. Das Besondere an deinen Live Shows ist ja deine unglaubliche Energie. Wo nimmst du sie her?

Ich weiß es nicht! Die letzte Woche habe ich komplett schlafend verbracht. Ich war völlig erschöpft vom Sommer und den vielen Festival Auftritten. Ich denke es ist wichtig, zu schlafen und zu entspannen, noch ein anderes Leben zu haben. Ich bin nicht wirklich ein Party-Girl, auch wenn ich es mag, Party zu machen. Aber nicht die ganze Zeit. Ich trinke nicht zu viel Alkohol, nehme keine Drogen. Wenn ich privat nicht ein diszipliniertes Leben fühlen würde, könnte ich auf der Bühne nicht so viel geben. Die Live-Shows sind für mich das Wichtigste, auf der Bühne fühle ich mich zu Hause, und ich möchte für den Moment  mein Bestes geben können und eine gute Verbindung zum Publikum herstellen.

Großen Stars wie Madonna oder Britney Spears sieht man ja gerne mal nach, dass sie bei Live-Shows Playback singen, weil sie ja schließlich so viel tanzen auf der Bühne. Du schaffst das einfach mal so und es sieht aus wie die leichteste Übung der Welt bei dir…

Ja, weißt du, als wir mit Yelle angefangen haben, war das sehr hart für mich. Ich habe vorher nie Gesangsstunden genommen, also habe ich meinen Körper nicht richtig genutzt und war nach den Shows völlig fertig. Ich wollte gut singen und dabei gleichzeitig wie ein wild gewordenes Tier tanzen. Nach drei Jahren auf Tour habe ich mich entschieden, Gesangsstunden zu nehmen, ein paar Übungen zu lernen, die mir helfen. Seitdem fühle ich mich viel wohler auf der Bühne. Es ist wichtig für mich, weiter daran zu arbeiten, Workout für meinen Körper zu machen und meine Stimme zu trainieren. Mein Lehrer hat mir gesagt: „Wenn du eine gute Sängerin sein willst, musst du dein ganzes Leben lang Unterricht nehmen. Wenn du irgendwann schwanger wirst, wird deine Stimme sich verändern weil dein Körper sich verändert. Dein Körper verändert sich mit dem Alter, deine Stimme auch. Du musst also IMMER an dir arbeiten!“ (lacht) Das ist okay für mich, aber es ist natürlich Arbeit, nicht immer nur Spaß. Natürlich muss man sich den Spaß auch bewahren, aber ich möchte professionell sein und nicht Shows absagen müssen, weil meine Stimme nicht gesund ist.

Viele französische Kollegen entscheiden sich irgendwann dafür auf Englisch zu singen, da es wohl schwer ist, mit französischsprachiger Musik außerhalb Frankreichs erfolgreich zu sein. Aber auch das funktioniert verrückterweise bei dir…

Ja. Das ist seltsam. Ich weiß nicht, was uns von anderen Bands unterscheidet. Ich singe in Französisch und ich weiß nicht, warum die Yelle_BerlinFestival1Leute uns mögen, obwohl sie mich nicht verstehen. Für uns ist das ein großes Fragezeichen. Vielleicht mochten sie die Energie am Anfang und haben sich dann die Mühe gemacht, unsere Texte zu übersetzen. Ich singe wie ich jeden Tag rede, als würde ich mit einem Freund plaudern. Vielleicht mögen die Leute dieses Natürliche. Die Jungs und ich sind auch privat Freunde, vielleicht überträgt sich das auf der Bühne. Ich denke, die Leute fühlen das… was soll ich sagen, ich habe keine Erklärung dafür! (lacht) Wir haben kein Geheimrezept.

Wenn deine Musik nicht klingen sondern schmecken würde – wonach würde sie schmecken?

Ahhh… das ist eine sehr gute Frage. Sie wäre wahrscheinlich ein Kuchen. Süß, aber auch mit einem leicht salzigen Touch. Vielleicht etwas würziges. Nicht bitter… kennst du diesen Kaugummi, der aus lauter kleinen sauren Stückchen besteht, die im Mund knistern und explodieren, bevor man sie kauen kann? Damit müsste der Kuchen dick überzogen sein. Damit man ganz viele Überraschungen im Mund hat.

Liebe Yelle, magst du eigentlich Papageien?

Ich liebe Papageien… wieso?

Interview: Gabi Rudolph

Fotos: Jens Herrndorff