Erst kürzlich wurden Arcade Fire bei den Brit Awards offiziell zur besten Band der Welt gekürt. Nach ihrer ebenso überraschenden wie begeisternden Auszeichnung bei der Verleihung der 53. Grammys, jetteten Win Butler, Will Butler und Régine Cassagne nach Berlin, um auf der 61. Berlinale ihren Kurzfilm „Scenes From The Suburbs“ vorzustellten. Nicht umsonst bezeichnete Win Butler bei der zu diesem Anlass einberufenen Pressekonferenz in der Kanadischen Botschaft die vergangene Woche als eine der aufregendsten seines Lebens. Dennoch zeigten die drei sich in Anbetracht des Rummels um ihre Band, der aktuell einen neuen Höhepunkt erreicht hat, zwar hoch erfreut, aber auf sympathische Weise auch sehr entspannt. So wurden die Fragen der aus aller Welt zur Berlinale angereisten Journalisten trotz Jet-Lag geduldig beantwortet, so absurd sie zum Teil auch ausfielen. Was die Band davon halte, dass Lady Gaga Madonna einen Song geklaut habe, zum Beispiel.
Dabei sollte es eigentlich in erster Linie um den von Regisseur Spike Jonze inszenierten Kurzfilm „Scenes From The Suburbs“, gehen. Der Film basiert auf dem frisch mit dem Grammy prämierten Album „The Suburbs“ und wurde in knapp 14 Tagen geschrieben und realisiert. Spike Jonze, der während der Arbeit an seinem Film „Wo die wilden Kerle wohnen“ ausgiebig das erste Arcade Fire Album „Funeral“ hörte, besuchte die Band während der Arbeit an „The Suburbs“ oft im Studio, und schon war die Idee geboren.
In „Scenes From The Suburbs“ beobachtet Spike Jonze eine Gruppe Jugendlicher bei ihrem täglichen Leben in der Idylle eines Vorortes, die nur auf den ersten Blick eine solche ist. Hinter den Stacheldrahtzäunen, die den Ort vom Rest der Welt abgrenzen, herrscht Krieg, Militärkontrollen und Observation gehören genauso zum Alltag wie die Liebe, Freundschaft und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Neben der faszinierend-verstörenden Atmosphäre und natürlich der Musik überzeugt in “Scenes From The Suburb” vor allem das Ensemble von jugendlichen Laienschauspielern. In einer kurzen Szene sind auch die Butler-Brüder selbst als maskierte Soldaten zu sehen, die den Kids bei einem Kontrollgang hart auf den Leib rücken. Will sei derjenige, der die Jungs anschreit, erklärt Win Butler. „He’s got an amazing shouting voice.“
Was genau mit dem Film passieren wird, ist noch nicht so recht klar. Nach einer kleinen Festival-Tour wird er voraussichtlich im Mai diesen Jahres auf DVD erscheinen. Aber das scheint vorerst auch nebensächlich, allen Beteiligten ging es offensichtlich erst einmal darum, das Projekt überhaupt zu realisieren und damit die visuelle Seite von Arcade Fire erstmals in den Vordergrund zu stellen. Für den Rest des Jahres steht eine ausgedehnte Welttournee an. Für zwei Festival-Shows werden Arcade Fire auch nach Deutschland kommen, und im Juni wird die Band ihr bis dato größtes Headliner-Konzert in England spielen: Die Show für 50000 Zuschauern im Londoner Hyde Park ist bereits ausverkauft.
Nach einer halben Stunde ist es vorbei. Régine Cassagne lächelt süß, Win und Will Butler sehen zufrieden aus. Man gönnt ihnen den Erfolg von ganzem Herzen.
Arcade Fire Sommer Termine:
18.06. Neuhausen o. Eck, Southside Festival