It’s that time of the year again: Europa misst sich im großen musikalischen Wettstreit. Denn auch wenn das Interesse am Eurovision Song Contest in Deutschland nach dem letzten deutschen Sieg von Lena vor mittlerweile 8 Jahren deutlich zurückgegangen ist – wohl auch bedingt durch die weniger guten Platzierungen in den letzten Jahren – ist der ESC nach wie vor eine riesige TV-Produktion. So verfolgen jedes Jahr weltweit 200 Millionen Zuschauer das Musik-Spektakel an den Fernsehgeräten, ganz zu schweigen von den unzähligen Eurovision Fans, die jedes Jahr live vor Ort mitfiebern.
Nachdem der Sänger Salvador Sobral 2017 in Kiew den Contest mit der einfühlsame Ballade „Amor Pelos Dois“ mit leisen Tönen für sich entscheiden konnte, steigt am Samstag nun das große Finale des Eurovision Song Contests 2018 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Auch wir sind dieses Mal mittendrin statt nur dabei und genießen jede Minute in der Eurovision Bubble. Gemeinsam mit uns wollen sich 70.000 Fans und 2.000 Journalisten aus der ganzen Welt diesen ESC mit Mittelmeer-Flair nicht entgehen lassen. Morgens in der wunderschönen Lissabonner Altstadt einen Kaffee und Pasteis de Nata genießen, danach alle Proben, Pressekonferenzen und Liveshows hautnah mitverfolgen – das klingt nicht nur toll, sondern ist es auch.
Nach der zweiten Halbfinal-Show am Donnerstagabend stehen auch alle 26 Teilnehmer der heutigen Samstagabend-Show fest. Bei insgesamt 37 Ländern, die in einem Semi Final gestartet sind bedeutete dies, dass 17 Teilnehmer ausscheiden mussten. Ausgenommen von der Teilnahme am Halbfinale sind wie in jedem Jahr die sogenannten Big Five bestehend aus Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und Großbritannien sowie das Gastgeberland Portugal. Dieses Jahr haben die Halbfinals spannende Erkenntnisse zutage gebracht: Die Tatsache dass „fixe Größen“ wie Russland, Aserbaidschan, Armenien, Griechenland und Rumänien dabei hängen geblieben sind macht deutlich, dass es eben auch für diese Länder eng werden kann, wenn der Song und die Performance nicht gut genug sind.
Basierend auf den bisherigen (Live-) Eindrücken der Performances haben wir nachfolgend für euch unsere – Vorsicht: subjektive – Meinung bzw. Einschätzung zu den 26 Finalsongs zusammengestellt. Wer auch immer euer Favorit sein mag, wir hoffen, dass von dieser ganz besonderen bunten Eurovisions Party-Atmosphäre auch ein bisschen was nach Deutschland rüberschwappt. Bis dahin sagen wir: All aboard und gut festhalten!
1 Ukraine – Als Opener hat sich die Produktion für Mélovin entschieden, der mit „Under the ladder“ einen gut gemachten (wenn auch radio-friendly) Popsong darbietet. Einer der bekanntesten Stars der Urkraine überzeugt als Vampir mit einer bunten Kontaktlinse und brennendem Klavier.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 4/5
2 Spanien – Die beiden Gewinner der spanischen Castingshow Operación Triunfo Alfred & Amaia haben sich bei ebendieser Show kennen und lieben gelernt. Ihr steht auf kitschige Disney Lovesongs à la Highschool Musical? Dann ist „Tu canción“ genau das richtige für euch.
Unsere Wertung: Marion: 2/5 | Miri: 2/5
3 Slowenien – So sympatisch und humorvoll die Sängerin mit den pinken Haaren abseits der Bühne rüberkommt, ihr Elektro Song „Hvala ne“ („Nein danke) bleibt nach wie vor sperrig. Lea Sirk schafft es dennoch mit einer coolen Choreographie und eingebautem Tonausfall das Beste aus dem Song rasuzuholen.
Unsere Wertung: Marion: 2/5 | Miri: 1/5
4 Litauen – Sängerin Ieva Zasimauskaitė besingt in ihrem Song „When we’re old“ den Wunsch, sein ganzes Leben mit seiner großen Liebe zu verbringen. Auch ihr Ehemann darf bei dieser wirklich sehr berührenden Inszenierung nicht fehlen. Eine ruhigere Nummer für alle Romantiker.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 2/5
5 Österreich – Cesar Sampson besticht nicht nur durch sein gutes Aussehen, in der souligen Nummer „Nobody but you“ zeigt der sympatische Österreicher, dass sein Finaleinzug durchaus aus stimmlichen Gründen gerechtfertigt war. Unterstützt wird er dabei von einem tollen Background Chor.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 3/5
6 Estland – Eurovision meets opera. Elina Nechayeva schraubt sich in „La forza“ in so hohe Höhen, sodass die Vermutung naheliegt, dass die Künstlerin wohl auch keinerlei Probleme mit der unsingbaren Oper aus dem Fünften Element hätte. Highlight der ESC-Performance ist ein meterlanges Trickkleid,auf welches wunderbar passende Visuals projiziert werden.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 3/5
7 Norwegen – Alexander Rybak is back! Der ESC-Sieger von 2009 vertritt sein Land zum wiederholen Male, diese Mal mit dem Song „That’s how you write a song“. Der Song mag seine Liebhaber finden, wir gehören definitiv nicht dazu. Nervtötende Warteschleifenmusik, die rein gar nichts mit seinem damaligen Siegertitel „Fairytale“ gemein hat.
Unsere Wertung: Marion: 1/5 | Miri: 1/5
8 Portugal – Die portugiesische Teilnehmerin Claudia Pascoal ist die zweite Dame im Teilehmerfeld mit pinken Haaren. „O jardim“ überzeugt durch leise, melancholische Töne und thematisiert den Verlust ihrer Großmutter. Gemeinsam mit Komponistin Isaura durften wir sie am Donnerstag bereits beim Botschafterempfang erleben.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 3/5
9 Großbritannien – SuRie ist eine wahnsinnig sympatische Künstlerin, die sowohl stimmlich als auch optisch an Annie Lennox erinnert. Sie holt das Beste aus einem doch extrem schwachen Song heraus. In der Halle springt der Funke bei „Storm“jedenfalls über.
Unsere Wertung: Marion: 2/5 | Miri: 2/5
10 Serbien – Ein Song aus der Kategorie „not my cup of tea“. Die lupenreine Balkanballade „Nova Deca“ von Sanja Ilic & Balkanika plätschert nach meinem Geschmack zu sehr vor sich hin und erreicht mich gar nicht.
Unsere Wertung: Marion: 1/5 | Miri: 2/5
11 Deutschland – The best of both worlds! Als riesen ESC-Fan und großem Michael Schulte Supporter ist seine Teilnahme am Eurovison Song Contest im Prinzip für mich so als würden Geburtstag und Weihnachten zusammenfallen. Michael ist es bisher gelungen in allen Auftritten/Proben in Lissabon voll und ganz zu überzeugen. Aktuell wird er gar als Dark Horse auf den Titel angesehen…Wir sind unglaublich gespannt auf heute Abend und drücken die Daumen!
Unsere Wertung: Marion: 5/5 | Miri: 5/5
12 Albanien – Der erste rockigere Song im ESC Finale! Der Albanier Eugent Bushpepa weiß, wie er die Leute mit guter Rockmusik begeistern kann. In der Vergangenheit war der Sänger u.a. bereits mit Deep Purple aufgetreten, nun ist der Eurovision Song Contest seine Bühe. Und obwohl „Mall“ komplett auf albanisch ist, gelingt es dem Sänger ohne Mühen die Leute auf seine Seite zu ziehen.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 3/5
13 Frankeich – „Mercy“ erzählt die Geschichte eines kleinen Flüchtlingsmädchens, das auf einem Rettungsschiff im Mittelmeer geboren wurde. All das geschieht jedoch nicht belehrend und zum anderen auch auf Französisch. Angetrieben von einem eingängigen Beat hat der Song das Potential, sehr vielen Menschen zu gefallen.
Unsere Wertung: Marion: 5/5 | Miri: 3/5
14 Tschechien – Der junge Tscheche Mikolas Josef setzt bei seinem Song „Lie to me“ auf die perfekte Choreographie, die sein Markenzeichen, einen kleinen Lederrucksack, ins rechte Licht rückt. Nachdem sich der Sänger vor wenigen Tagen in seiner ersten Probe verletzt hatte, ist Mikolas nun wieder am Start und ready to rumble.
Unsere Wertung:Marion: 3/5 | Miri: 3/5
15 Dänemark – Die Wikinger sind los! Dänemark schafft es dieses Jahr alle dänischen Klischees in ihren Act zu packen – und ist dabei so wunderbar authentisch und sympatisch. Der vollbärtige Rasmussen und seine Mannen singen den Song „Higher ground“ und die ganze Halle geht im Rhytmus mit.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | | Miri: 5/5
16 Australien – Australien beim ESC? Klingt komisch, ist aber so. Seit 2015 ist Australien fester Teilnehmer des Eurovision Song Contests und wusste bisher immer mit eingängigen Songs zu überzeuegen. So auch in diesem Jahr: Jessica Mauboy singt in „We got love“ von Liebe und die Crowd geht mit – einer der Fan Favourites.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 2/5
17 Finnland – Saara Aalto bedeutet Entertainment pur. Die Finnin, die im Vorfeld vor allem durch ihre Teilnahme an der britischen Castingshow X Factor UK von sich hat reden lassen, liefert definitiv eine des aufwändigsten Bühnenshows mit akrobatischen sowie Zirkus-tauglichen Elementen. „Monsters“ ist ein eingängiger Popsong, der viel Freude macht.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 4/5
18 Bulgarien – Bulgariens Teilnahme beim ESC liest sich gerade in den letzten Jahren wie eine einzige Erfolgsgeschichte. Nach einem tollen zweiten Platz im letzten Jahr, versucht es das Land nun mit Dark Pop. Die Band Equivox, ganz in schwarz gekleidet, überzeugt in „Bones“ durch eingängigen Harmoniegesang. Definitv einer der mondernsten Songs des Abends.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 3/5
19 Moldawien – Moldawien beim ESC bedeutet oftmals Kreativität und eine riesen Portion Spaß, der Epic Sax Guy ist nicht umsonst zum Meme geworden, weit über den Contest hinaus. Die DoReDos holen mit einer super inszenierten Slapstick-Nummer alles aus dem doch eher schwachen Titel „My lucky day“ heraus und sorgen für gute Laune.
Unsere Wertung: Marion: 2/5| Miri: 2/5
20 Schweden – Wer auf aalglatten 08/15 Schweden-Pop steht, ist bei Benjamin Ingrosso gut aufgehoben. Sein Elektro-Lounge Song „Dance you off“ ist jedoch visuell ansprechend umgesetzt. Der Schwede tanzt sich durch einen mit Neonröhren durchzogenen Raum. Ein Song, der recht weit vorne landen durfte – entgegen unserer persönlichen Einschätzung.
Unsere Wertung: Marion: 1/5 | Miri: 1/5
21 Ungarn – Eurovision goes metal. Geht nicht? Und wie! In „Viszlát nyár“ schreit sich AWS Frontmann Örs Siklósi die Trauer über den Tod seines Vaters aus der Seele. Damit gelingt es den Ungarn die Eurovision Fans in ihren Bann zu ziehen. Prominente Unterstützung hat AWS vom Wacken Open Air, wo die Jungs dieses Jahr auch auftreten werden.
Unsere Wertung: Marion: 4/5 | Miri: 4/5
22 Israel – Sängerin Netta Barzilai ist in diesem Jahr definitiv eine der großen Favoriten auf den Gesamtsieg. Während ihr Song „Toy“ bei uns eher mittelmäßig ankommt. feiern Tausende von Fans die außergewöhnliche ab. Gackernd wie ein Huhn tobt sich die Israelin mit Loopstation und schrillen Outfits über die ESC Bühne.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 1/5
23 Niederlande – Eurovision goes country. Auch das ist möglich! Sänger Waylon bringt Nashville Vibes nach Lissabon und lässt uns zu „Outlaw in ‚em“ mitgrooven. Ein ESC-Neuling ist der Niederländer nicht, bei seiner ersten Teilnahme 2014 gelang es ihm als Teil des Duos The Common Linnets Platz zwei zu erreichen.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 3/5
24 Irland – Den Preis für die süßeste Inszenierung verleihen wir dieses Jahr an den irischen Teilnehmer Ryan O’Shaugnessy. Der Singer-Songwriter steht mit seiner Gitarre in einem Lichtkegel und singt seine emotionsgeladene Ballade „Together“ während im Hintergrund ein schwules Pärchen tanzt. Insgesamt für uns ein überzeugender irischer Entry!
Unsere Wertung: Marion: 5/5| Miri: 4/5
25 Zypern – Seit Tagen DER Top-Favorit auf den Gesamtsieg, bei Eleni Foueiras Song „Fuego“ wird es heiß. Dieser Song bringt die Meute zum ausgelassenen Tanzen und Mitsingen und könnte einer der Sommerhits 2018 werden. Ganz egal, was man von dem Song hält: Die Vorstellung 2019 vielleicht nach Nikosia zu fahren ist keine schlechte.
Unsere Wertung: Marion: 2/5 | Miri: 4/5
26 Italien – Auch bei Italien steht wie bei Frankreich das Thema Flüchtlingskrise im Mittelpunkt. Das Männer-Duo bestehend aus Ermal Meta und Fabrizio Moro tritt beim ESC mit dem Song „Non mi avete fatto niente“ (Ihr habt mir nichts antun können) an und beschließt den Abend.
Unsere Wertung: Marion: 3/5 | Miri: 2/5
Alle Fotos: Mirjam Baur