Gestatten: Moddi

Wer diese Woche eines der Deutschlandkonzerte von Angus & Julia Stone besucht, wird neben dem australischen Geschwisterpaar eine weitere erinnernswerte Begegnung machen. Moddi aus Norwegen ist mit den beiden im Vorprogramm auf Tour. Wir haben ihn getroffen.

Hilde Mesics Moddi 8

Pål Moddi Knutsen ist schwer zu beschreiben. Irgendwie ist er niedlich, mit seinen zotteligen blonden Haaren, den lustigen Zähnen und den übergroßen Norweger Pullovern, die seine Mutter für ihn strickt. Aber da blitzt auch etwas in seinen Augen, das einen davon abhält, sich zu schnell auf eine falsche Fährte locken zu lassen. Ein Fuchs ist er, einer, der genau weiß was er will und durchaus ungemütlich werden kann, wenn etwas nicht so klappt, wie er es sich vorstellt.

Es ist schon eine Weile her, dass wir Moddi getroffen haben, am Nachmittag vor seinem Auftritt in der St. Pauli Kirche beim Reeperbahn Festival in Hamburg. Der Soundcheck lief nicht besonders gut, und das gefällt Moddi gar nicht. Er ist gestresst, und deshalb braucht er dringend Nervennahrung. Als er sich zu uns setzt, wirft er eine handvoll Schokoriegel auf den Tisch und verputzt einen Apfel im Eiltempo. Die Schokoriegel, erklärt er sofort, seien für uns, und wir mögen uns bitte bedienen. Gestresst mag er sein, aber trotzdem furchtbar sympathisch.

Auf meine Frage hin, wann er angefangen habe Musik zu machen, antwortet Moddi mit einem breiten Grinsen: „Das kommt ganz darauf an, womit. Mit 5 habe ich angefangen zu singen, mit 10 Trompete zu spielen, mit 12 Bass und mit 13 habe ich angefangen zu rappen. Auf norwegisch. Von 17 bis 20 habe ich in einer Rockband gespielt.“ Wer Moddis aktuelle EP „Rubbles“ hört oder ihn bereits live erlebt hat, ahnt, dass zwischen Rock, Hip-Hop und seinem heutigen, schwermütigen Folk-Sound eine lange Reise liegt. „Ich nutzeModdi (c) Michaela Marmulla alle Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe“, sagt er. Dann wird er ruhig, überlegt lange, spielt mit den überlangen Ärmeln seines Pullovers. „Wie soll ich es sagen. Die Musik, die ich heute mache ist nicht die große, göttliche Eingebung, auf die ich mein Leben lang gewartet habe. Das hier ist mein erstes richtiges Soloprojekt, und irgendwie ist es so gewachsen. Jetzt stecke ich in dieser Phase drin. Vielleicht wird das nächste Album ein Hip-Hop Album.“ Moddi grinst wieder. „Aber ehrlich gesagt zweifle ich dran.“

Stellt sich natürlich die Frage, woher sein frühes Interesse an der Musik kam. Ich möchte wissen, ob er in einem musikalischen Umfeld aufgewachsen ist. Wieder überlegt Moddi. „Irgendwie ja. Sagen wir es so, ich habe musikalische Gene. Ich bin aber nicht intensiv mit Musik aufgewachsen. Mein Vater spielte Schlagzeug, meine Mutter Akkordeon. Als ich geboren wurde, haben sie beide damit aufgehört. Ich weiß nicht warum. Aber das ist mit einer der Gründe, warum ich heute Musik mache. Ich hatte das Gefühl, einer von uns muss damit weiter machen. Also habe ich angefangen, selbst Akkordeon zu spielen. Ich spiele heute immer noch  das Akkordeon meiner Mutter, weil ich kein Geld habe, mir ein eigenes zu kaufen. Meine Eltern unterstützen mich sehr.“

Moddis Debutalbum „Floriography“ ist in diesem Jahr in Norwegen erschienen, Anfang nächsten Jahres wird es auch in Deutschland zu haben sein. Dass seine Musik über die Grenzen Norwegens hinaus noch nicht wirklich bekannt ist, hält ihn jedoch nicht davon ab, überall in Europa damit aufzutreten. „In Norwegen war es am Anfang genauso“, erzählt er. „2006 habe ich die ersten Lieder auf meiner MySpace Seite veröffentlicht. Bis das Album herauskam, hatte ich in Norwegen bereits über 100 Shows gespielt. Live spielen ist meine Leidenschaft, es fühlt sich sehr natürlich an, den Hauptfokus darauf zu legen. Aber klar, ohne ein Album im Gepäck kann es passieren, dass wir 12 Stunden zu einem Auftritt fahren, 500 Euro für die Zugtickets Moddi (c) Hilde Mesicsbezahlt haben und am Ende kommen fünf Leute zu der Show. In Dänemark haben wir einmal vor zwei Leuten gespielt. Aber die zwei fanden es toll! Danach kam ein Mädchen zu uns, die zu spät gekommen war, und sie hat uns zu sich nach Hause eingeladen, wo wir für sie und ihre Mutter gespielt haben. Also waren es vier insgesamt.“ Moddi lacht.

Eines wird im Gespräch klar: Moddi nimmt die Dinge gern selbst in die Hand. Das, was er bis jetzt erreicht hat, hat er aus eigener Kraft geschafft, mit Leidenschaft, Energie und Ehrgeiz. Am Ende des Gesprächs drückt er uns kleine, liebevoll selbst gestaltete Abreißzettel mit seiner Myspace-Adresse in die Hand, die er immer mit sich trägt. Er äußert sich begeistert über die Atmosphäre in der St. Pauli Kirche und horcht auf, als wir ihm von der Passionskirche in Berlin erzählen, in der regelmäßig Konzerte stattfinden. Sofort zückt er sein Handy und notiert. „Ich kümmere mich darum“, sagt er, diesmal ganz ernsthaft. „Nächstes Jahr spielen wir dort.“ Er gibt uns die Hand darauf, und schon wieder ist da dieses Glitzern in seinen Augen. Unmöglich ist nicht. Moddi hat noch viel vor.

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