Gesehen: „Eddington“ von Ari Aster

Mit seinem neuen Film „Eddington“, einer Mischung aus Western, Thriller und Komödie, entfernt sich Ari Aster von den Dämonen und Sekten, die seine früheren Erfolge wie “Hereditary” (2018) und Midsommar (2019) bevölkern. Stattdessen widmet er sich in seinem Real-Life-Horrorfilm ähnlich furchteinflößenden Themen und vereint dafür die Hollywood-Größen Joaquin PhoenixPedro PascalEmma Stone und Austin Butler

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat New Mexico treffenden die Corona-Pandemie und die Ausschreitungen rund um die “Black Lives Matter” Demonstrationen auf die ohnehin schon brodelnden Konflikte zwischen dem konservativen Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) und dem, zumindest nach außen hin, liberal eingestellten Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal). Sheriff Cross sieht in der allgemeinen Maskenpflicht eine gesundheitsgefährdende Einschränkung der Bürger und betrachtet es als seine Pflicht, sich bei der nächsten Bürgermeisterwahl als Kandidat und Konkurrent von Ted Garcia aufstellen zu lassen. Seine Frau Louise (Emma Stone), die ein Geheimnis hütet, fühlt sich davon allerdings bedroht, denn sie möchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich und ihren Mann lenken. Der Streit zwischen beiden Parteien eskaliert, Jugendliche demonstrieren auf der Straße und als ein tatsächliches Verbrechen geschieht, gerät der Sheriff in Bedrängnis. 

Der Anfang von “Eddington” erinnert an die glorreiche erste halbe Stunde von Ari Asters “Beau is Afraid”, ebenfalls mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle. Ganz ohne brutale Gewalt oder Spuk-Effekte entsteht ein Gefühl der Beklemmung. Die Atmosphäre der Anspannung und des Unwohlseins steigert sich zunehmend, sodass der Zuschauer hinsehen muss, ob er will oder nicht. Die Exposition vergeht wie im Flug. Die eingeführten Konflikte sind dank der politisch brisanten Lage der letzten Jahre bestens bekannt. Wo allerdings “Hereditary” und “Midsommar” nach und nach in ihrer Spannung gipfeln und das einlösen, was die erste halbe Stunde verspricht, stagniert “Eddington” leider zunehmend.

Gefangen in einer Endlosschleife will der Spannungsbogen nicht vor oder zurück, weder auf noch ab. Eine ellenlange Verfolgungsjagd beginnt, bei der dem Zuschauer fast alle Parteien egal sind, denn niemand ist sonderlich sympathisch. Verwirrung tritt ein und man beginnt das Geschehen zunehmend passiv zu verfolgen. Sollen sie ruhig ihre Konflikte untereinander austragen – aber was interessiert mich das?

Die zweite Stunde kriecht dahin, immer noch durchaus atmosphärisch, aber eben fast identisch zur ersten. Irgendwann geht dabei der Überblick über die Handlung verloren und Sheriff Joe Cross nervt irgendwann nur noch mächtig. 

“Eddington” ist kein schlechter Film. Die Handgriffe des guten Regisseurs sind sichtbar, wirken aber leider verschenkt und laufen ins Leere. Der Figuren bleiben oberflächlich erzählt. Der eindimensionale Erzählstrang nutzt sich schnell ab und mindestens vierzig Minuten wirken überflüssig. Besonders in Anbetracht von Ari Asters Filmographie ist das mehr als ärgerlich. 

“Eddington” startet am 20. November 2025 in den deutschen Kinos.