Hier kommt die unpopuläre Meinung der Woche: Die Oasis-Reunion ist das Schlimmste, was der Musikindustrie im Jahr 2024 passieren kann. Und da wir über Oasis gerade nur in Übertreibungen sprechen können, sage ich sogar, dass es auch das Schlimmste sein wird, was der Musikindustrie im Jahr 2025 passieren wird. Wenn die Tournee tatsächlich stattfindet.
Man kann Oasis im Moment nicht entkommen. Das sind schlechte Nachrichten für mich oder – nun ja – für jeden progressiven Menschen. Eure Social-Media-Timeline sah vor ein paar Wochen wahrscheinlich ähnlich aus wie meine. Es schien, als wäre jeder, den ich kenne, die Nummer 123.456 in der Ticketmaster-Warteschlange, um Tickets zu kaufen, in der Warteschlange, um in die Warteschlange zu kommen, um auf Tickets zu warten, oder (sehr selten) jubelnd darüber, dass man es tatsächlich geschafft hat, Tickets zu bekommen. Das Internet brach zusammen.
In den nächsten 24 Stunden fütterten die Algorithmen mir einen Meme nach dem anderen über die Gallagher-Brüder, mit Videos von Familienstreitigkeiten, die dadurch verursacht wurden, dass jemand versehentlich die falsche Taste auf dem Laptop gedrückt und den virtuellen Warenkorb von Ticketmaster in ein schwarzes Loch geschickt hat. Viele überschwängliche Artikel in den Medien, die die Reunion-Tournee als historisches Ereignis bezeichneten, vergleichbar mit der Mondlandung. Oasis-Songs schossen sofort an die Spitze der Streaming-Charts. Liam Gallagher kündigte eine neue Bekleidungslinie mit dem „King Lad“ unter den Modelabels, Stone Island, an. Es fühlte sich alles wieder wie 1996 an, und ich war irgendwie sehr müde. Und das nicht, weil ich fast 45 bin.
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— Oasis Mania (@OasisMania) August 31, 2024
Ich gehöre zur Generation Oasis. Ich war fünfzehn, Teil der Arbeiterklasse und stammte aus einer langweiligen schottischen Stadt, der alle jungen Leute im Jahr 1994 entfliehen wollten, als das Debütalbum „Definitely Maybe“ veröffentlicht wurde. Oasis waren der Soundtrack zu allen wichtigen Ereignissen meiner Jugend. Ich erinnere mich an die Cover der Musikmagazine, an die historische Chart-Schlacht zwischen Oasis und Blur im Jahr 1995, die für viele zum Symbol des großen britischen Klassenkampfes wurde, weil Blur eine Kunstschule besucht hatten und Oasis Männer des Volkes waren. Ich erinnere mich an den Stress derjenigen, die in unserem letzten Schuljahr versuchten, Tickets für das riesige Knebworth-Konzert zu bekommen, als „Tickets besorgen“ noch nicht bedeutete, stundenlang im Pyjama auf Ticketmaster zu starren und zwischendrin ein strategisches Nickerchen zu machen, sondern mit Schlafsack,Cola und Pringles in einen Bus in die Innenstadt zu steigen und die ganze Nacht vor dem Virgin Megastore zu sitzen.
Ich erinnere mich daran, wie ich bei meinem Schulabschlussball im Kreis stand und mit meinen Freunden „Wonderwall“ sang. Ein ordentlicher Song, muss ich zugeben, genau wie „Don’t Look Back in Anger“. „Champagne Supernova“ ist auch in Ordnung, auch wenn niemand, am wenigsten Liam und Noel, jemals wusste, was zum Teufel er bedeutete. Aber Oasis wurden Mitte der 90er Jahre überschätzt, als sie ironischerweise ihre beste Arbeit lieferten, und sie werden heute zweifellos immer noch überschätzt. Aber sie sind nicht nur überbewertet. Sie sind sogar schädlich: für die Musikindustrie, für die Gesellschaft, für die Kultur im Allgemeinen. Keine Sorge: Ich habe genug Argumente, um diese kühne Behauptung zu untermauern, und hier sind sie.
Oasis stehen für regressive Haltungen, die wir ein halbes Jahrhundert lang versucht haben abzubauen. Wir haben es nicht nötig, sie jetzt zu romantisieren.
Die 90er Jahre waren eine deprimierende Zeit für Frauen in Großbritannien. Es war das Jahrzehnt, das uns sagen wollte, dass der feministische Krieg gewonnen sei, und uns gleichzeitig Wonderbras, nackte „Lad Mag“-Cover und eine allgemein retrosexistische Kultur bescherte, die einen, wenn man sie in Frage stellte, als frigide Lesbe bezeichnete, die keine Scherze verstand. Oasis standen bei all dem im Mittelpunkt, Jungs in einer selbst geschaffenen Enklave von Jungs, die während ihrer gesamten Karriere nie weibliche Künstlerinnen als Einflüsse nannten, mit weiblichen Künstlerinnen zusammenarbeiteten oder sich in irgendeiner Weise für Frauen einsetzten. Stattdessen setzten sie auch ihre schwulenfeindliche Rhetorik fort: In ihrer Blütezeit bedachten sie in Interviews und sogar auf der Bühne immer wieder weniger maskuline Männer wie Paul Weller und Johnny Marr mit homophoben Ausdrücken. In den letzten Wochen gab es einige brillante Memes, in denen die Reunion-Konzerte als „Straight Pride“ bezeichnet wurden, was genau ausdrückt, wen Oasis ansprechen.
Schon mit fünfzehn Jahren habe ich als lesbische junge Frau (mit Sinn für Humor, danke) gespürt, auch wenn ich es noch nicht in Worte fassen konnte, dass Oasis in ihrer Musik nicht für mich sprechen konnten und auch nicht wollten. Daran scheint sich auch nichts geändert zu haben: Letzten Monat beschrieb Noel „Definitely Maybe“ gegenüber dem Mojo-Magazin als „Weiber vögeln, Drogen nehmen, trinken und die Herrlichkeit von all dem“. Der Übergang vom Brat Summer 2024, als weibliche und queere Künstlerinnen die Branche in einer noch nie dagewesenen Weise dominierten, zum Bucket Hat Summer 2025 ist zutiefst deprimierend. Aber in den 90er Jahren haben wir auch gelernt, dass auf jede Welle des sozialen Fortschritts eine Gegenreaktion folgt, die Entschlossenheit des Patriarchats, die Macht zu behalten, von der es befürchtet, dass sie ihm entgleitet. Fallt nicht darauf herein, Leute! Wir sind wirklich besser als das.
Oasis sind nicht die Retter der Unterprivilegierten.
Oasis werden gerne als Helden der Arbeiterklasse romantisiert. Kritik an Oasis wiederum wird einem schnell als Verachtung für die Arbeiterklasse ausgelegt. Aber Oasis sind nicht unsere Helden. Zumindest nicht die, die uns tatsächlich aus dem Ödland der sozialen Ungerechtigkeit herausführen könnten, das das heutige Großbritannien kennzeichnet. Ja, Oasis waren Teil der Arbeiterklasse, und sie wurden erfolgreich, ohne das heutzutage viel diskutierte Privileg der Nepo-Babies, das man oft braucht, um es in der Branche zu schaffen, besonders seit der Pandemie. Was die Fans zu vergessen scheinen, ist, dass Oasis, sobald sie etwas Geld hatten, dem Volk den Rücken gekehrt haben. Sie haben sich Häuser in noblen Vierteln Londons gekauft und sich mit eben jenen Nepo-Babys der 90er Jahre umgeben. Sie hingen in der Downing Street 10 ab, tranken Champagner mit der damaligen Regierung und leckten ihr den Hintern, umgaben sich mit der privat gebildeten Elite.
Was Oasis in Wirklichkeit repräsentieren, ist diese eigentümlich britische Einstellung zum sozialen Aufstieg, die wir nicht gerne wahrhaben wollen und die das größte Hindernis im Kampf gegen Armut ist: Wir wollen eigentlich nicht, dass alle gleich werden. Wir wollen selbst den Gipfel des Erfolgs erklimmen und dann denjenigen, die hinter uns aufsteigen, bösartig auf den Kopf treten, damit sie niemals unsere Höhen erreichen können. Dann wollen wir lautstark mit unseren Erfolgen prahlen. Das ist hässlich und so typisch für Oasis, und es spiegelt sich in allem wider, was sie als Künstler repräsentieren. Wir können es besser. So viel besser.
Nostalgie ist eine Krankheit, Teil eins
Noch vor einem Jahrhundert wurde Nostalgie buchstäblich als Geisteskrankheit eingestuft. Auch heute noch hat die Forschung herausgefunden, dass der Blick zurück und die Sehnsucht nach einer idealisierten Vergangenheit sich äußerst negativ auf unsere psychische Gesundheit in der Gegenwart auswirken kann. Je älter wir werden, desto anfälliger werden wir für Nostalgie. In „Alles steht Kopf 2“ ist die Figur der Nostalgie eine kleine, alte Dame mit grauen Haaren, die davon schwafelt, wie „schön es damals war….“, und der gesagt wird, sie solle in einem Jahrzehnt wiederkommen, wenn die jugendliche Protagonistin des Films Mitte 20 ist. Die Menschen scheinen aus irgendeinem Grund besonders bei Musik empfänglich für Nostalgie zu sein, und zwar auf eine Art und Weise, wie es andere Aspekte der Kultur nicht betrifft. Kannst du dir vorstellen, Essen zu lieben, aber davon überzeugt zu sein, mit 30 schon alle guten Gerichte gegessen haben, die du jemals essen wirst? Oder ein Reisejunkie zu sein, aber mit 35 deinen Reisepass zu zerreißen, weil andere Länder „einfach nicht mehr so schön sind wie damals“? Oder dass man sich mit 40 weigert, weitere Bücher zu kaufen, und stattdessen alle Bücher, die man bereits gelesen hat, wieder und wieder liest, bis einem die Augen versagen? So machen die Leute das mit Musik. Jeder von uns über 30 hat diesen Freund, der auf einer Party Alexa oder den Plattenspieler übernimmt, mit einem Glas Wein in der Hand, und betrunken darüber meckert, dass Musik seit irgendeinem fadenscheinigen Jahr der Geschichte wie 1996, oder wann immer er ein Teenager war, scheiße ist. Oder der Freund, der immer schreckliche Videos von dem Muse-Konzert postet, auf dem er Anfang der 2000er Jahre war, versehen mit einer Bildunterschrift wie: „Als die Konzerte noch gut waren“.
Die Reunion-Tour von Oasis nährt genau diese Art von Nostalgie. Als 44-Jährige, die wahrscheinlich mehr Jahre hinter sich als vor sich hat, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie deprimierend es sein muss, Musik zu lieben und zu glauben, dass es nichts mehr zu entdecken gibt. Dass es sich nicht lohnt, zu Konzerten zu gehen, außer zu den Nostalgiekonzerten, die mehr als 150 Pfund pro Karte kosten und bei denen man nie wieder die Hymnen seiner Teenagerzeit so hören wird, wie man sie einst gehört hat. Denn du bist nicht mehr 18, und die Band auch nicht.
Zum Glück muss niemand so leben. Jede Woche kommen fantastische Alben auf den Markt: Lies, was von der Musikpresse übrig geblieben ist, oder sieh dir die Liste der Mercury Prize-Nominierten an, und du wirst sie finden. Außerdem finden jede Woche unglaubliche Live-Shows statt, zu denen man einfach hingehen kann! Man muss nicht 24 Stunden auf Ticketmaster verbringen, bis man so sehr im Delirium ist, dass man am Ende 450 Pfund für ein Ticket ausgibt. Man muss auch nicht bis zu den Augäpfeln zugedröhnt sein, um es am Ende zu genießen, denn die Musik ist tatsächlich richtig gut! Aber die meisten Oasis-Fans glauben wirklich, dass großartige Musik nur in der Vergangenheit existiert, und zwar zum großen Teil, weil Noel und Liam ihnen das genau so sagen. Die Gallagher-Brüder können kein Interview geben, ohne die Gelegenheit zu nutzen, andere Bands als „Scheiße“ und die Industrie als stagnierend zu bezeichnen, seit sich Oasis aufgelöst haben. Für bestimmte Medien ist das ein guter Aufhänger, aber für jeden, der es lesen muss, einfach nur bitter und zynisch.
Nostalgie ist eine Krankheit, Teil zwei
Es wird gerade viel darüber geredet, wie die Wiedervereinigung von Oasis die angeschlagene britische Musikindustrie wiederbeleben wird. Heutzutage ist es schwer, eine Band zu sein, und viele Kids wollen in Bands spielen und Instrumente spielen. Britische Bands verkaufen sich meist nicht in Amerika, wo das große Geld zu holen ist, so dass die Plattenfirmen nicht in sie investieren wollen. Es gibt jetzt ohnehin schon viel weniger Bands, dank der steigenden Kosten für Tourneen und der Kürzung der Kulturförderung in Großbritannien nach dem Brexit, Covid und der 14-jährigen Amtszeit der letzten Tory-Regierung. Sogar Bands, die begeisterte Kritiken, wichtige Preise und ausverkaufte Tourneen vorweisen können, wie die Mercury-Gewinner English Teacher, sprechen über ihre Schwierigkeiten, einen angemessenen Lebensunterhalt zu verdienen. Man sollte meinen, dass all dies eine Band wie Oasis betreffen würde, die sich selbst als Inbegriff der Working Class Band sieht. Man sagt doch, dass es die Aufgabe eines großen Anführers ist, seine Nachfolger zu finden und diese zu fördern.
Aber Oasis ist das alles ziemlich egal. Oasis haben nie wissentlich andere Künstler unterstützt, im Gegensatz zu anderen Stadion-Acts wie Mick Jagger, Elton John oder sogar Taylor Swift. Sie werden keine aufstrebenden britischen Bands als Vorgruppe für ihre Tour engagieren – zu bedrohlich. Stattdessen werden sie wahrscheinlich The Charlatans oder Shed Seven oder eine andere Indie-Band aus den 90ern engagieren, die – den Kritiken nach – nie so groß waren wie Oasis selbst. Wieder dieses bösartige nach unten treten. Auch werden die Oasis-Fans, die die Konzerte besuchen, nicht plötzlich anfangen, Platten neuer britischer Bands zu kaufen oder mehr Live-Shows zu besuchen, wie gerne angedeutet wird. Was sie tun werden, ist, betrunken und high nach Hause zu stolpern und von der „guten alten Zeit“ der Musik zu schwärmen, um dann in ihrem Haus zu sitzen und Oasis-Alben zu hören, bis sich Oasis im Jahr 2035 wieder reformieren, weil sie Rechnungen zu bezahlen haben und mit Nostalgie Geld zu verdienen ist.
Die Hauptnutznießer der Oasis-Reunion-Tour – und es gibt damit sicherlich eine Menge Geld zu verdienen – sind Oasis selbst, Ticketmaster mit seinen unmoralischen dynamischen Preisen, die von Unternehmen gesponserten Veranstaltungsorte und das britische Netzwerk von Koks-Dealern. Nichts davon wird zu den kleineren Veranstaltungsorten durchsickern, in denen Oasis vielleicht ihren Anfang machen würden, wenn sie jetzt eine neue Band wären und von denen jeden Monat mehr und mehr schließen müssen. Irgendwann werden diese Nostalgie-Tournee alles sein, was uns bleibt, bis wir alle sterben, und dann sind wir selbst schuld. Nostalgie ist wirklich eine Krankheit.
Jetzt mal ehrlich – die Shows werden wahrscheinlich ein bisschen scheiße.
Lassen wir die Hysterie mal beiseite und betrachten stattdessen die Fakten: Oasis haben ihr bestes Album bereits 1995 veröffentlicht. Sie hatten zwei anständige Alben. Zwei. Die anderen fünf waren bestenfalls durchschnittlich oder inkonsistent und schlimmstenfalls einfach nur schlecht. Die Qualität ihrer Liveshows war schon immer unberechenbar: Ein desaströser Glastonbury-Auftritt im Jahr 2004 markierte den Beginn ihres ernsthaften Niedergangs. Seit ihrer Trennung im Jahr 2009 waren Liams Soloprojekte mit Beady Eye eher enttäuschend, während Noels High Flying Birds nichts Neues hervorgebracht haben, jedenfalls nichts, was mit den beiden Alben mithalten könnte, auf denen der gesamte Ruf der Band beruht. Es liegt auf der Hand: Wenn man drei Jahrzehnte in einer Echokammer verbracht hat und wirklich glaubt, die größte Band aller Zeiten zu sein, ohne von irgendjemandem etwas lernen zu können, neigt man dazu, Innovationen oder persönliche Entwicklung zu unterdrücken. Liam und Noel schienen lange Zeit wenig begeistert davon zu sein, auf der Bühne zu stehen und ihrem Publikum gegenüber derart gleichgültig, dass man sich fragt, warum sie sich das überhaupt antun. Es sei denn, sie brauchen wirklich das Geld oder ihre Egos sind viel zerbrechlicher, als ihre Interviews jemals vermitteln konnten. Oder es gibt da noch etwas anderes, das wir alle übersehen. Bei Liams Auftritt beim Reading & Leeds letzten Monat war er durcheinander, chaotisch und gemein zu den meist jugendlichen Zuschauern. Kürzlich äußerte er sich auf X, ehemals Twitter, ein wahrer Sprecher seines Alters:
OASIS are back your welcome and I hear there ATTITUDE STINKS good to know something’s never change LFUCKING x
— Liam Gallagher (@liamgallagher) September 6, 2024
„SHUTUP“, antwortete er dann einem Fan, der es wagte, sich unter seinem Beitrag über die Abzocke der Fans durch den Preis der Konzerttickets zu beschweren. Gott segne dich, Liam: Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir dich in unserem Leben haben, dass wir viel Geld bezahlen müssen, um britische Musik vom Feinsten zu erleben, dass wir deine eloquenten und respektvollen Worte hören dürfen. Vielleicht – und es ist schwer das zuzugeben – bekommt das Vereinigte Königreich mit Oasis wirklich die Band, die es gerade verdient.
Lust, in der Zukunft statt in der Vergangenheit zu leben? Willst du deinen Teil dazu beitragen, dass junge Talente von heute weiterhin das tun können, was sie – im Gegensatz zu Oasis – mit Leidenschaft tun, anstatt ihre Sachen packen und bei Tesco arbeiten zu müssen? Hier sind fünf Bands, die Liam und Noel zweifellos scheiße finden.
Fontaines D.C.
Die von der Kritik gelobte, aber immer noch unterschätzte Dubliner Band Fontaines D.C. mag aus fünf Jungs mit einem traditionellen Aufbau bestehen. Aber lasst euch nicht täuschen. Sie sind erstaunlich vielseitig, wortgewandt, nennen Lana Del Rey als einen ihrer größten Einflüsse, und nach vier Alben sind sie immer noch zusammen und werden einfach immer besser. Außerdem sind sie nette Menschen. Glastonbury’s Headline-Slot wartet.
Yard Act
Yard Act, die Lieblingsband von Elton John, kommen aus Leeds und dokumentieren die Subjektivität des Jahrtausendmenschen in einem unvergesslichen Post-Punk-Stil. Sie kombinieren Texte, die urkomisch und emotional sind, oft gleichzeitig mit Ohrwurm-Melodien in einem einzigartigen Stil. Auf der Bühne sehen sie aus, als hätten sie die beste Zeit ihres Lebens.
Courting
Courting aus Liverpool schöpfen aus dem Besten des Britpop, ohne dessen giftige Schattenseiten. Es gehört schon ein gewisses Maß an Talent und Charisma dazu, um 12 Uhr mittags auf der Hauptbühne von Reading & Leeds aufzutreten und die Menge der ungeduldigen Lana-Fans und der lässigen, Bier schlürfenden Schaulustigen hinter sich zu bringen, damit sie die Songs mitsingen, die sie noch nie gehört haben. Sie haben sogar – im Gegensatz zu Liam beim gleichen Festival – „Don’t Look Back in Anger“ gesungen, und zwar besser als Liam es je getan hat.
Lime Garden
In dieser Liste gibt es nicht genug Bands, die aus Frauen bestehen. Es gibt nicht genug Frauenbands in Großbritannien, Punkt. Wenn es schon schwer genug ist, im Jahr 2024 eine erfolgreiche Band zu sein, dann ist es noch schwieriger, wenn man nicht männlich ist. Lime Garden aus Bristol sind die beste Indie-Rock-Band, von der du wahrscheinlich noch nie gehört hast. Nachdem sie es überlebt haben, sich zu gründen und sich über Covid einen Namen zu machen, haben sie im Februar dieses Jahres ihr Debütalbum „One More Thing“ veröffentlicht, das von den Kritikern sehr gelobt wurde. Es ist vollgestopft mit smarten, eingängigen Indie-Hits, die live noch besser klingen als auf Platte.
English Teacher
Die ebenfalls aus Leeds stammenden Mercury-Preisträger von 2024, English Teacher, sind eine Indie-Rock-Band, deren Frontfrau schwarz ist, was eigentlich nicht der Rede wert sein sollte. Außer, dass es immer noch viel zu ungewöhnlich ist. Sängerin und Songschreiberin Lily Fontaine kritisiert auf dem Debütalbum „This Could be Texas“ gewitzt das Privileg weißer Männer in der Branche. Die von der Kritik gefeierte vierköpfige Gruppe nutzt ihre Plattform sogar, um auf die katastrophale finanzielle Situation neuer Künstler hinzuweisen, die heute unter Vertrag genommen werden. Man stelle sich vor, Liam und Noel würden das tun. Sie sind in jeder Hinsicht anders als Oasis, denn sie sind die Band, die das repräsentiert, was das Vereinigte Königreich sein könnte, und nicht das, was es leider ist.
Der Artikel ist ursprünglich auf Englisch erschienen und wurde ins Deutsche übersetzt. Das Original findet ihr hier.