Als ich Marius Lauber, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Roosevelt, vor viereinhalb Jahren zum Interview getroffen habe, hatte er gerade sein Debütalbum „Roosevelt“ veröffentlicht. Heute ist Roosevelt Fans der elektronischen Musik international ein Begriff, insbesondere in Südamerika sowie den USA hat der Künstler zahlreiche Fans, die seine Musik feiern. Das zweite Album „Young Romance“ (2019) mit eingängigen Tanzhymnen wie „Fever“ oder „Under The Sun“ hat nicht nur mich begeistert und so war Roosevelt mit seiner Band quasi durchgängig unterwegs, spielte immer größere Shows und durfte sich über großartige Resonanz freuen.
Nun meldet sich der deutsche Musiker mit seinem dritten Album „Polydans“ zurück und schickt sich an, der arg gebeutelten Clubszene wieder Leben einzuhauchen. Sein großes Ziel ist es dabei, Musik fühlbar zu machen und eine Verbindung mit dem Publikum aufzubauen. Schon 2016 beschrieb Marius sein Songwriting wie folgt: „Umso wissenschaftlicher man an Songwriting herangeht, desto schlechter werden die Songs. Man muss auf jeden Fall eine emotionale Ebene zulassen.“ Wie Roosevelt dem Rolling Stone Mexico im Interview verraten hat, war für ihn die Aufnahmeprozess von „Polydans“ sehr befreiend. Denn wie der Musiker weiter beschreibt, konnte er seiner Kreativität freien Lauf lassen: „Die Aufnahme dieses neuen Albums hat mir gezeigt, dass ich jeden Tag ins Studio gehen und genau das machen kann, was mich glücklich macht. Ich dachte dieses Mal weniger an ein Konzept oder an eine Formel und tat nur das, wonach mir war.“
Diese Freiheit schlägt sich auch im Ergebnis nieder und das Album ist dementsprechend abwechslungsreicher und vielfältiger als die beiden Vorgänger. Was allerdings auch hier die winning formula war, ist die kreative Eigenleistung des Musikers: Alle Songs stammen aus seiner Feder und er spielte darüber hinaus auch alles selbst ein.
Sind aller guten Dinge wirklich drei? Insgesamt zehn Tracks sind auf „Polydans“ zu finden, vier davon wurden vorab veröffentlicht und gaben uns einen sehr guten Vorgeschmack auf das Album: Der gute Laune Song „Echoes“ machte den Anfang und hat mich 2020 durch meinen Sommer begleitet. „Feel Right“ ist eine nostalgische Reminiszenz an die ersten Roosevelt Songs und schafft es, sich direkt in den Gehörgängen festzusetzen.“Sign“ und „Strangers“ gehen mehr in die Discorichtung, gut hörbar und vor allem tanzbar, aber für mich kein A-ha Moment. Neben „Echoes“ stechen für mich vor allem noch das wunderschöne „Close To My Heart“ sowie „Lovers“ positiv heraus. Letzteres hat sich nach mehrmaligem Hören sofort zu meinem absoluten Lieblingssong auf „Polydans“ gemausert und der Repeat Button ist für immer und ewig eng mit diesem Song verbunden.
Alles in allem ist „Polydans“ ein gutes und stimmiges Roosevelt Album geworden, dessen Songs live wahrscheinlich noch mehr zünden werden. Nebenbei bemerkt sei an der Stelle, dass jede Roosevelt Show, die ich bisher erlebt habe, einfach nur großartig und zu 100% empfehlenswert war und ich es nicht erwarten kann, auch 2021 (oder 2022?) weiter zu tanzen und ihn live zu erleben. Mir persönlich ist Roosevelts zweites Album „Young Romance“ gefühlsmäßig jedoch um einiges näher, kann ich doch von intelligenten, melodiegetriebenen Popsongs nicht genug bekommen. Aber wer Clubs und das Tanzen in der Menge vermisst, dem sei geraten: Schmeißt „Polydans“ in eure Plattenspieler und die Küchenparty kann starten.