Gehört: Julien Baker „Little Oblivions“

In Julien Bakers Musik treffen Welten aufeinander. Das Große auf das Kleine, das Innere auf das Äußere, das Mutige auf das Verzagte. Das trifft besonders auf ihr neues Album „Little Oblivions“ zu. Was ihr Songwriting angeht, bewies sie bereits auf ihren ersten beiden Alben „Sprained Ankle“ und „Turn Out The Lights“, dass sie die Meisterin der hymnischen Verzagtheit ist. Damals konzentrierte ihre Musik sich noch zum größten Teil auf ihre Stimme und ihre Gitarre. Dass sie für „Little Oblivions“ diesmal eine größere Produktion wählte und ihren Klangkosmos um die Instrumente Bass, Synthesizer, Drums, Mandoline und Banjo erweitere (die sie sich auch alle selbst beibrachte und einspielte), mag einem fast schon als ein Zeichen der Zeit erscheinen. So vieles ist heutzutage innerlich, dass eine Umkehr ins Laute, ein Schritt hinaus in die klangliche Fülle wohltuend und manchmal einfach nötig ist. „Hardline“, der bereits vorab veröffentlichte Opener des Albums, hört und fühlt sich an, als würde man schreiend aus einem brennenden Haus rennen, in dem man viel zu lange gefangen war.

Ebenfalls bezeichnend für die zwei Welten, die auf diesem Album aufeinandertreffen ist, dass Julien Baker im Titel etwas so Schweres wie Vergessen, Nichtbeachtung, Besinnungslosigkeit, Verwüstung (wie sich „oblivion“ wahlweise übersetzen lässt) mit einem vorangestellten „little“ verniedlicht. Die für ihre Verhältnisse üppige Produktion (aufgenommen hat Tontechniker Calvin Lauber, abgemischt wurde das Album von Craig Silvey) vereint sie mit Lyrics, die sich um Selbstzweifel, menschliche Fehler, die Angst vor der Dysfunktionalität und Liebesentzug drehen. Entstanden ist ein Album, das gleichzeitig wie ein düsterer Einsiedler und ein liebender Freund wirkt und in dieser seltsamen Zeit eine tröstliche Wirkung entwickelt.

Es ist ein Segen, dass es Künstler*innen wie Julien Baker gibt, die uns mit derart schonungsloser Offenheit an ihrem Gefühlsleben teilhaben lassen und damit unseren eigenen Emotionen ein Zuhause geben. Die Dinge, mit denen wir kämpfen, waren immer schon da, unsere derzeitige Situation wirkt dabei wie ein Vergrößerungsglas. Das gibt Anlass zur Verzweiflung, aber auch zur Hoffnung, dass irgendwann alles wieder besser wird. Auch wenn man sich im Moment oft so fühlt, als würde man in einem Hamsterrad feststecken. „All my nightmares coming true, come do my outline in the street while every night I reenact the same recurring dream Now I’m stuck inside a vision that repeats, repeats, repeats…“ singt sie in „Repeat“. Aber nichts ist für immer. Und irgendwann wird Julien Baker, dieauf „Little Oblivions“ wie durch ein Megaphon verstärkt klingt, bestimmt auch einfach wieder nur zum Klang ihrer Gitarre singen.

Ihre Songs würden dann immer noch funktionieren. Sie sind von zeitloser Schönheit und anhaltender emotionaler Relevanz. 

Wir verlosen 2x je ein Exemplar von Julien Bakers „Little Oblivions“ auf CD. Wenn ihr gewinnen möchtet, schreibt uns eine Mail mit dem Betreff „Julien Baker“ an gewinnen@fastforward-magazine.de. Einsendeschluss ist der 05.03.2021. Viel Glück!

Hinweis:

Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist die Angabe von persönlichen Daten notwendig. Der Teilnehmer versichert, dass die von ihm gemachten Angaben zur Person, insbesondere Vor-, Nachname und Emailadresse wahrheitsgemäß und richtig sind. Wir weisen darauf hin, dass sämtliche personenbezogenen Daten des Teilnehmers ohne Einverständnis weder an Dritte weitergegeben noch diesen zur Nutzung überlassen werden.