Gehört: Owen Pallett „In Conflict“

Owen Pallett ist ein Künstler, den man nicht einfach in eine Schublade stecken kann und will. Der Wunderknabe, der gekonnt orchestrale Klänge mit modernen Indie Beats und dramatischer Stimme vereinigt, veröffentlicht am 23. Mai sein neues und viertes Album „In Conflict“, an dem er bereits 2012 die Arbeiten begann. Vorab kündigte Owen Pallett bereits an, dass es sich im positiven Sinne um eine „Annäherung an den Wahnsinn“ handelt.
Vor rund sieben Jahren erschien sein Debütalbum „Has A Good Home“, das er unter dem Pseudonym Final Fantasy veröffentlichte. Unter selbigen Namen brachte er 2006 „He Poos Clouds“ heraus, bevor er aus rechtlichen Gründen von dem Namen zurück tritt, um etwaige Klagen wegen der gleichnamigen Videospielreihe zu vermeiden. Seit 2010 arbeitet er unter seinen bürgerlichen Namen und es folgte das Album „Heartland“. Neben zahlreichen Konzerten blickt er zudem auf eine lange Liste verschiedener Kooperationen und Projekte mit anderen großartigen Acts zurück. Gemeinsam mit Arcade Fire hat er den Soundtrack zu dem Kinofilm „Her“ komponiert, welcher für den diesjährigen Oscar nominiert wurde. Außerdem gehört er schon lange zu der Live Besetzung der kanadischen Kultband und komponiert unter anderem die Streicherarrangements diverser Künstler wie The National, Pet Shop Boys und R.E.M..
Zwischen diesen unzähligen Aufnahmensessions fand Owen Pallett noch Zeit für sein viertes Album „In Conflict“, in dem er zum Geschichtenerzähler wird und einige private Erlebnisse auspackt. Aber neben intelligenten und hochwertigen Lyrics punktet dieses Album vor allem wegen seiner einzigartigen Klangkunst. Dieses Werk besticht mit harmonischer Geige und elektronischen Beats, anmutigen Klaviertönen und melancholischem Gesang. Unterstützt wird er dabei von dem tschechischen FILMharmonic Orchestra und mit Backing Vocals, Synthies und Gitarre von Musiklegende Brian Eno.
Der Opener „I Am Not Afraid“ lässt bereits in Owens Seele blicken. Mit Texten wie „I’ll never have any children……The truth doesn’t terrify us…..My salvation is found in discipline…“ gibt er sehr Persönliches preis und reißt den Zuhörer von der ersten Minute an mit. Musikalisch untermalt wird der erste Track mit orchestralen Streichermelodien und minimalistischen Beats und gibt prinzipiell den Trend des Albums preis. Aber an Abwechslung mangelt es keineswegs. „On A Path“ und „The Riverbed“ wurden bereits mitsamt Videos veröffentlicht und könnten unterschiedlicher nicht sein. Es gelingt Pallett allerdings, beiden Tracks eine ganz besondere Atmosphäre einzuhauchen. Bei Letzterem wird er dabei erfolgreich von Eno unterstützt, dessen Drum Beats und streichende Geigen das Grundgerüst des Songs bilden. Sein Mitwirken hört man ebenfalls im Track „Chorale“, dessen Grundton von den warmen und opulenten Bläsern des Prager FILMharmonic Orchester getragen wird. Im Gegenzug zu diesen kraftvollen Songs geht es mit „The Passions“ ruhiger daher und Pallett gestaltet mit sanften Tönen eine melancholische und minimalistische Stimmung. Diese musikalische Vielfalt zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Album.
„In Conflict“ ist das Werk eines Perfektionisten. Einst in Island aufgenommen, wurde es wieder verworfen und nochmals in einer live to tape Session in Montreal eingespielt. Das Warten hat sich allerdings gelohnt. Pallett hat sich seinen persönlichen, einzigartigen Soundtrack komponiert und lockt den Zuhörer auf eine komplexe Reise durch orchestralen Sound, moderne Pop Beats, klaren Gesang und nachdenkliche Texte.

VÖ: 23.05.2014

Gehört von: Anne Schubert