Gehört: Caviare Days „Caviare Days“

„Masterly created rock’n’roll for psychedelic and passionate people“ gefällig? Dann sollte dringend das Debütalbum der Erben schwedischer Hippiebewegungen namens Caviare Days angeschmissen werden.
Wirft man einen Blick auf die Homepage der fünf Skandinavier erwecken die Pressefotos schnell Assoziationen an einen Rolling Stones-Bildband mit Backstage-Schnappschüssen aus den frühen 70ern: die Spargeltarzane Timmy Grim Fredriksson, Boris Grubesic und Marcus Arborelius mit zwei ihrer Lieblingsgroupies Lina und Maja Westin, die je nach Tagesform gelangweilt oder leicht angesäuert in die Kamera starren. Dass sie das aber gar nicht sind, macht ein Blick auf die Studienlaufbahn (Architektur und Modedesign) der beiden Schwester deutlich. Höchst engagiert sind sie nämlich und verstehen es ganz hervorragend, Musik und Mode zusammen zu führen, für die Modelinie GANT beispielsweise. Da lief Lina im Rahmen der Kollektion „The Lucky Ones“ im letzten Jahr zu ihrem eigenen Soundtrack über den Laufsteg. Projekte wie dieses sind nur ein Beleg von vielen dafür, wie vielschichtig die Akteure und ihre Einflüsse hinter Caviare Days eigentlich sind.
Welch eine Überleitung zu ihrem Debütalbum! In Schweden schon vor anderthalb Jahren veröffentlicht, finden Caviare Days nun endlich auch nach Deutschland (am 19.10. auch live – nach Berlin natürlich) und überraschen den unbedarften Hörer zuallererst mit „The Awakening“, einem Opener, der genauso gut in einem Roadmovie mit Jeff Bridges funktionieren würde. Blues-poppig wird‘s dann mit „Speed Of Sound“, das nochmal ordentlich an Fahrt zulegt und wunderbar auf die tarantinoesque Single „You’ll Qualify“ vorbereitet, die im zugehörigen psychedelischen Video mit einer beträchtlichen Anzahl glitzernder Hotpants aufwarten kann. Viel besser als diese drei Momente wird‘s dann auch nicht mehr, abwechslungsreich bleibt es bis zum zwölften Stück aber trotzdem; dafür sorgt die wirklich spannende Instrumentierung, die eine Bodenständigkeit vermittelt, die man, inmitten alles überschattender Elektropoppigkeit in der Musikszene dieser Jahre, lange nicht mehr gehört hat. Eintönigkeit? Fehlanzeige. Selbiges gilt aber irgendwie auch für Ohrwürmer auf dem Album. Den großen Hit wird man auf „Caviare Days“ nicht finden, dafür aber Songs, die so ungezwungen in fast allen Stimmungslagen funktionieren, dass man sie auch nach 80 Minuten ruhig noch ein weiteres Mal durchlaufen lässt.

Gehört von: Julia Köhn

VÖ: 11.10.2013