Every Time I Die im Hamburger Knust, 16. Mai 2012

Every-Time-I-DieVier Hardcore-/Punk-Bands an einem Abend überrollen das Knust in Hamburg am heutigen Mittwochabend. Dabei wird das Line-Up neben Every Time I Die mit den nicht minder großartigen Bands Make Do And Mend, Set Your Goals und Cancer Bats vervollständigt.

Make Do And Mend eröffnen den Abend mit ihrem Post-Hardcore und locken die ersten Zuschauer vor die Bühne. Das Knust ist zur Eröffnung noch längst nicht voll und die ersten Reihen auch noch hauptsächlich mit Kennern gefüllt. Alle anderen, die es rechtzeitig her geschafft haben, werden es mit Sicherheit nicht bereuen, diese vor Energie strotzende Band erlebt zu haben. Was bei Sänger James Carroll jedes Mal, wenn er zum Publikum spricht, sehr amüsant auffällt, ist die Tatsache, dass er nicht normal spricht, sondern weiter zu schreien scheint. Anscheinend kann er nicht aus seiner Rolle und gröhlt mit einer kehligen Stimme beim Sprechen fast mehr als während der Songs. Meine persönliche Neuentdeckung des Abends!

Als Zweites nehmen die Kalifornier von Set Your Goals die Bühne für sich ein. Wie für Bands aus dem Sunshine-State üblich, ist die Musik der fünf Amerikaner deutlich melodischer als der Sound der anderen Bands an diesem Abend. Eine Mischung aus Pop-Punk und Melodic Hardcore die zum Tanzen einlädt, mit einem ‚Sänger-Duo‘ das optisch seinesgleichen sucht. Der kleine, zarte Sänger Matt Wilson mit einer eher hohen Stimme ist sowohl optisch wie auch stimmlich ein Kontrast zu dem gut einen Kopf größeren, wie auch deutlich breiteren zweiten Sänger Jordan Brown. Eine gute Mischung die den etwas jüngeren Fans, die von der Band auch immer wieder ans Mikrofon und am Ende der Show letztlich auch auf die Bühne gelassen werden, sehr gut zu gefallen scheint.

Die Cancer Bats aus Kanada reißen das Ruder im Anschluss wieder in eine andere Richtung und kommen mit deutlich härteren Sounds um die Ecke. Das Pogo-wütige Publikum von Set Your Goals hat es sich vor der Bühne gemütlich gemacht und zeigt, dass man bei solch energiegeladenen Songs nicht einfach nur rumstehen kann. Wie auch die beiden vorherigen Bands spielen Cancer Bats gute 35 Minuten und präsentieren einige Stücke aus ihrem neuen Album „Dead Set On Living“. Das inzwischen gut gefüllte Knust hat mit diesen drei Bands bereits einen unterhaltsamen Abend hinter sich, der nun durch die letzte Band noch einen würdigen Abschluss finden soll.

Gegen 23 Uhr betreten die eigentlichen Headliner des Abends, Every Time I Die, die Bühne und sind bereit, diese abzureißen. Mit ihren kabellosen Gitarren sind die Jungs bedeutend beweglicher als die anderen Bands, und nutzen diese Tatsache auch deutlich aus. Nicht nur, dass hier wahre Marathonstrecken zurück gelegt werden, nein, es fliegen inzwischen auch Gitarren durch die Luft, und auch vor der Bühne ist längst kein Halten mehr. Am Bühnenrand hat sich inzwischen auffällig eine große Traube aus Mitgliedern der vorangegangen Bands gebildet, die sich die Show von Every time I Die offensichtlich nicht entgehen lassen wollen, und dies zu Recht. Mit sechs Alben haben die Jungs aus Buffalo bereits ein beachtliches Repertoire an Songs zu bieten, welches sie aber auf gute 60 Minuten kürzen müssen. Das Set bietet alte sowie neue Songs und dürfte eigentlich alle Anwesenden zufrieden gestellt haben. Alles in allem ein sehr gelungener Abend, mit einem abwechslungsreichen Line-Up, das wohl für jeden, der es etwas härter mag, was zu bieten hatte.


Von Samira Szago