Jim Kroft veröffentlicht heute sein neues Album „Lunatic Lullabies“. Damit ist der Wahlberliner aus Schottland unaufhaltsam auf dem Weg aus seinem eigenen Indiekosmos hinaus in die breite Öffentlichkeit. Außerdem erscheint „Lunatic Lullabies“ an einem historischen Datum: Es gehört zu den wenigen letzten Alben, die heute, vor der Übernahme durch Universal, auf EMI veröffentlicht werden. Darauf stoßen wir mit einem Hefeweizen an. Und danken Jim für die Beantwortung unserer sieben Fragen und das tolle Selbstportrait!
1. Wie würdest Du Deinen Sound beschreiben?
Ich habe die Arbeiten an „Lunatic Lullabies“ in einer völlig anderen Gemütsverfassung begonnen. Nach vielen Projekten der Selbstzerstörung lief mein voriges Album, „The Hermit & The Hedonist“, als Indie-Album gut. Also habe ich als Musiker etwas völlig Neues erfahren – Hoffnung. Durch dieses positives Gefühl begann der Schreibprozess. Ich wusste, dass ich ein „einfacheres“ Album machen wollte, dass alles sehr übersichtlich und fokussiert sein sollte. Das Schreiben der Songs ging dann erstaunlich schnell. Danach war die Herausforderung, eine neue Klanglandschaft zu kreieren, da ich mich nicht wiederholen wollte. Ich glaube, ein großer Einfluss war auch, dass ich in Berlin lebe und nie vor elektronischer Musik fliehe! Das Album vereint also meine Liebe zu Melodien und den Rhythmus der Stadt.
2. Wie würde Deine Musik schmecken, wenn sie etwas zu Essen wäre?
Wie Hefeweizen. Nach einem Schluck Hefeweizen wird die ganze Welt leichter, poetischer, lieblicher.
3. Zu welchem Film oder Buch wäre Deine Musik der perfekte Soundtrack?
„The Hero With A 1000 Faces“ von Joseph Campbell. Meine ganze Arbeit ist eine Meditation darüber, wie es uns gelingen kann, unser volles Potential zu entfalten. Campbell geht es darum, ob wir den Mut haben, die Verantwortung für uns selbst und unser Leben zu übernehmen. Es wird Versuchungen und Tests geben – haben wir den Charakter uns ihnen zu stellen, auch in verzweifelten Situationen nicht unsere Werte zu verlieren?
4. Was ist für Dich das wichtigste Album Deiner persönlichen Musikgeschichte?
„The White Album“ von den Beatles. Es repräsentiert am besten meine Philosophie beim Schreiben. Ich glaube daran dass wenn du dich dem Prozess hingibst, dich von ihm leiten lässt, am Ende Erfolg oder Misserfolg irrelevant sind. Es geht nur um die Frage – wirst du dir selbst gerecht? Schöpfst du alle Talente aus, die dir gegeben sind? Und vor allem – wo ist das nächste Hefeweizen?
5. Was ist das Beste, was Dir bis dato als Künstler passiert ist?
Dass ich nach Deutschland gezogen bin. Ich bin 2007 hier angekommen und kannte niemanden. In der Zeit habe ich Hochs und Tiefs erlebt, die ich mir nie hätte vorstellen können. Ich habe so viel dadurch gelernt und eine Hingabe als Musiker in mir entdeckt, die ich vorher so nicht gekannt habe. Vor allem aber habe ich die Gastfreundschaft von Menschen kennengelernt. Wenn du mit nichts anfängst, wird die kleinste Freundlichkeit zum Wichtigsten überhaupt. Ich bin sehr froh, dass ich das lernen durfte und hoffe, es für den Rest meines Lebens zu beherzigen.
6. Kannst Du Dich erinnern, was Du genau vor einem Jahr um diese Zeit gemacht hast?
Um diese Zeit vor einem Jahr war ich als Support von Sunrise Avenue auf dem Weg in die Slowakei. Ich habe 50 Gigs in 54 Tagen gespielt. Dann habe ich eine Bronchitis bekommen und bin fast gestorben. Dann bin ich nach England geflogen und habe „Lunatic Lullabies“ aufgenommen. Was für eine verrückte Zeit!
7. Wo wärst Du am liebsten genau in einem Jahr um diese Zeit?
Vor allem am Leben! Und kurz davor mein neues Album zu veröffentlichen, das ich gerade angefangen habe zu schreiben. Die Musikindustrie ist das totale Chaos, also wer weiß, was passiert. Aber ich werde ein weiteres Album machen, komme was wolle! Vielen Dank für die Unterstützung. Und vielen Dank für diese interessanten Fragen!