„WU TANG, WU TANG!“ skandiert die euphorische Menge am Ende des Konzerts im Hamburger Molotow, und komischerweise ist die Parallele einer Indieband aus Manchester zu den New Yorker Krawall Hip Hoppern größer als das Wu im Namen. WU LYF ist natürlich keiner der unzähligen Ableger des Hip Hop Clans (wie ich selbst beim ersten Auftauchen des Namens dachte), sondern die Abkürzung für „World Unite! Lucifer Youth Foundation“.
Und ähnlich wie beim Clan vor mittlerweile fast 20 Jahren, waren auf den ersten Pressefotos nur etliche vermummte Gestalten zu sehen, die keine Rückschlüsse auf Identitäten oder gar Anzahl der Bandmitglieder zuliessen. Es gab kaum Interviews mit der Band, die Texte sind dank eigenwilligem Gesang nicht zu verstehen, aber obwohl und gerade weil Wu Lyf sich so der gängigen öffentlichen Medienpräsenz entziehen und Identitäen, Meinungen und Inhalte im Getummel aus zusammencollagierten Homepages, Proklamationen, ominösen Videos und religiösen Metaphern verstecken, haben sie es verstanden, ein heftiges Medienrauschen zu erzeugen. Dass es allerdings nicht weit her oder schon vorbei mit der inszenierten Nicht-Inszenierung und Anonymität der Bandmitglieder ist, zeigt sich am abend des Konzertes schon beim Support Act Young Montana: Wu Lyf Sänger Ellery steht mitten im Publikum und ist dank selbstbemalter Wu Lyf-Jeansjacke unschwer auszumachen.
Aufgenommen wurde das bereits im Sommer erschienene Debüt-Album „Got Tell Fire To The Mountains“ in Eigenregie in einer Kirche, und eine Orgel, übermässiger Raumhall und der komplett unverständlich herausgebellte Gesang des Sängers bestimmen den Sound. In der Musik mischen sich afrikanisch anmutenden Rhythmen und Gitarrenklänge mit dem Ur-Indie Sound der 80er Jahre (Jesus and Mary Chain), das Hardcore-Gebelle von Henry Rollins mit dem Blues-Krakeelen von Tom Waits und dem Pathos von Bruce Springsteen. Das klingt so eigenständig, dass es trotz des speziellen Albumsounds auch live großartig funktioniert.
Am Ende des Auftritts klatscht die Band das Publikum ab und dann kommt die leicht theatralische Geste: Sänger Ellery stellt sich vor, seine Band, nennt sein Alter, Herkunft, erzählt von seiner Familie, welches Auto er fährt. Wu! Wir sind alle bekehrt und united. Wir alle Brüder. So go tell fire!
War dabei: Rafael Mans